Adel Tawil ohne Berührungsängste am St. Peter at Sunset

Konzertkritik: Adel Tawil in Kestenholz
Bildquelle: 
Bäckstage / © Lisa Gosteli

The Gardener & The Tree eröffneten den Abend bei St. Peter at Sunset in Kestenholz. Die Band aus Schaffhausen hatte anfangs kein leichtes Spiel im fast komplett bestuhlten Festivalgelände. Trotz mehrmaligen Winks des Sängers Manuel Felder, dass mitsingen und klatschen im Stehen besser funktioniere als im Sitzen, dauerte es doch eine ganze Weile, bis sich das Publikum auf die Beine schwang. Am Sound auf der Bühne konnte die Zaghaftigkeit jedoch nicht liegen. Mit ihrem Indie-Folk erinnern die fünf Musiker an Mumfords & Sons. Immer wieder brachte Gitarrist Patrick Muggli die Zuschauer mit nicht immer ernst gemeinten Anekdoten über die Band zum Schmunzeln. Spätestens jedoch zu ihrem Hit «Postcards» standen nicht mehr nur die Fans der mit dem Music Award 2019 in der Kategorie «Best Live Act» ausgezeichneten Band. 

 

Die halbstündige Pause nutzte das Publikum rege, um sich zu verpflegen und über Durchsagen musste mehrfach darauf hingewiesen werden, dass man die Sitzplätze doch wieder einnehmen soll, damit der musikalische Teil des Abends weitergehen konnte.  Mit etwas Verspätung betrat daher Adel Tawil mit seiner Band die Bühne. The Gardener & The Tree hatten gute Arbeit geleistet als Einheizer, sodass die Zuschauer bereits während «So schön anders», dem Eröffnungssong, aufstanden und mitwippten. Der restliche Abend war ein Strauss voller Hits. Bei «Stadt», welche er ursprünglich mit Casandra Steen besungen hatte, unterstützte ihn seine Backround-Sängerin, die etwas später bei «So soll es bleiben», einem Songs aus der Zeit mit Annette Humpe bei Ich + Ich , ebenfalls die Geige in Szene setzte.

 

Fotos: Bäckstage / © Lisa Gosteli

 

Immer wieder brachte Adel zur Geltung wie gerne er in der Schweiz spielt und dass er sich auf ein Käsefondue freue. Eine Aussage, die den meisten Zuschauern angesichts der Hitze ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. Nach gut 75 Minuten verliess der Berliner die Bühne, um kurz darauf zur Zugabe zurück zu kommen. Er machte sich einen Spass daraus, einigen jungen, weiblichen Fans in der ersten Reihe Aufmerksamkeit zu schenken und zeigte sich sehr relaxt im Umgang mit seinem Publikum. Als er vor der Treppe stand, die von der Bühne in den Graben führt, deutete er erst etwas gespielt verängstigt an, dass er jetzt dringend die Sicherheitsleute brauche. «Vom selben Stern» sang er danach im und teilweise mit dem Publikum. Den ganzen Song hindurch verbrachte er quer im Zuschauerraum und liess sich von Fans umarmen und machte mit ihnen Selfies. Ohne jegliche Berührungsängste, dafür mit dem nötigen Respekt der Fans.

 

Als es zurück auf die Bühne ging, begleitete ihn ein 6-jähriges Mädchen aus dem Publikum. Nach einem kleinen Pläuschchen fand er, man könne die Kleine nicht mit leeren Händen von der Bühne lassen und signierte ihr sein Handtuch. Dass die Kleine mit auf die Bühne genommen wurde, war kein Zufall, sondern die Überleitung zu seinem letzten Song und der aktuellen Single «Mein neues Ich». Im April hatte der Sohn eines Ägypters und einer Tuneserin den möglichen Gerüchten den Wind aus dem Segel genommen und bekanntgegeben, im letzten Jahr selber Vater geworden zu sein. Der Song basiert auf der neuen Lebenserfahrung und dem Glück des Elternseins. Danach verabschiedete er sich definitiv für den Abend

 

Die Aussage, dass er 2020 mit seiner Tour in der Schweiz ja Halt machen würde, man sich aber vorher noch sehen würde, deutete einen weiteren Auftritt für dieses Jahr an. Wo und wann das sein würde, darüber kann jetzt erst mal noch gerätselt werden.

 

Mit Adel Tawil und den Gardeners feierte das St. Peter at Sunset 2019 bereits Halbzeit. Die beiden unterschiedlichen Acts haben sich bestens ergänzt.

 

Lisa Gosteli / So, 07. Jul 2019