«Ja» zu einem Abend mit Jeremy Loops

Konzertkritik: Jeremy Loops in Zürich
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Archivbild: Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Mit etwas Verspätung erlosch das Licht im Volkshaus am 21. September 2022 um kurz nach 21.00 Uhr und jeder, der im Saal stand, wusste, dass es nun Zeit für eine Ladung südafrikanischer «Feel Good»-Vibes war, begleitet von einem Feuer an positiver Energie. Es war Zeit für Jeremy Loops. Der Strahlemann erschien unter lautstarkem Applaus kurz nach seiner Band auf der Bühne und widmete sich sofort seiner Loopstation. Fertig geloopt, die Band war ready und der Konzertabend begann mit dem Song «It’s All Good», der nicht nur der erste Song des Abends war, sondern auch das erste Stück auf Jeremys neustem Album «Heard You Got Love» ist (erschienen im Juli 2022). Auch Jeremys Saxophonspieler und Bassist waren von Minute eins mit hundert Prozent dabei, stellten sich auf kleine Podeste am Bühnenrand und animierten das Publikum zum Mitklatschen.

 

Nach wenigen Minuten gab es bereits eine Instrumentenpanne beim Bassisten. Der übernahm kurzerhand Jeremys Gitarre und weiter ging es mit «Happy Birthday». Jeremy erklärte: «Eine Menge Leute schreiben mir und fragen mich, ob ich an diesem und jenem Konzert «Happy Birthday» für jemanden singen kann und dieser jemand hat dann etwa sechs Vornamen, an die ich mich auf der Bühne nicht mehr erinnere …», - das Publikum lachte und Jeremy fuhr fort: «… also habe ich diesen Song geschrieben und der ist für alle, die dieses Jahr Geburtstag feiern oder bereits gefeiert haben.»

 

Extraeinladung für die zurückhaltende Schweiz

 

Nach dem Lied fragte Jeremy ins Publikum: «Welchen Song möchtet ihr noch hören?» Es fielen Wünsche wie «Down South», «Skinny Blues», «Better Together» und «Higher Stakes» - von seinem ältesten bis zum neusten Album war alles dabei, für Jeremy also die Qual der Wahl. Er spielte einen Song vom zweiten Album und wendete sich danach wieder ans Publikum: «Ihr in der Schweiz braucht immer ein bisschen mehr Zeit, um warm zu werden. In Irland kommen die Iren bereits mit der Lautstärke 10/10 zum Gig und ihr startet etwa bei einer 4 oder 5, aber keine Sorge; wir werden heute auch noch bei der 10 ankommen, okay?». Rufe, Pfiffe und Klatschen waren die Antwort, was eine deutliche Zustimmung des Publikums war.

 

Jeremy bedankte sich zwischendurch bei Amistat, die auf seiner Tour den Support machen und eine Runde Applaus erfüllte das Volkshaus. Überraschenderweise stimmte er darauf seinen Hit «Down South» an, die Band verliess die Bühne und die Leute im Saal flippten aus – offensichtlich freuten sie sich, dass der Song so weit oben in der Setlist stand. Nach wenigen Sekunden brach Jeremy den Song jedoch wieder ab: «Ich mach nur einen Witz, den Song kann ich noch nicht spielen». Das Publikum lachte.

 

Jeremy erzählte danach, dass er ohne Schweizerdeutsch zu lernen aufgewachsen ist, obwohl seine Mutter Schweizerin ist. Als er mit der Musik Erfolg hatte und auch die deutschsprachigen Länder bereiste, bereute er es immer mehr, dass er die Sprache nicht beherrscht. So begann er, mit Schweizerdeutschen Liedern die Sprache zu lernen und er habe etwas für den Abend vorbereitet. Verlegen und zurückhaltend stimmte er das berühmte «Scharlachrot» von Patent Ochsner an und jede Kehle im Volkshaus sang lautstark mit. Dass sich sein Schweizerdeutsch in den letzten Jahren verbessert hat, war offensichtlich – in Begleitung des Schweizer Publikums sang er den Refrain textsicher gleich zweimal hintereinander. Der Südafrikaner war von dieser Einlage selbst ziemlich begeistert und strahlte in die Menge.

 

Tequila, Rap und Feuerwerk

 

Jeremy weiss, wie er ein Publikum während einem ganzen Abend bei Laune halten kann. Wie oft er die Menge involviert, ist schön zu sehen und kommt bei den Besucherinnen und Besuchern vermutlich sehr gut an. An Langeweile war während dem ganzen Set nicht zu denken; seine Songs waren gezielt und abwechslungsreich ausgewählt und auf der Bühne passierte viel, sodass seine Fans immer wieder etwas zu beobachten und staunen hatten.

 

Für einen der letzten Songs, «Higher Stakes», nahm er den Gesang des Publikums auf, loopte ihn und nutzte dies gleich für die Performance des Stücks. Danach gab es eine Runde Tequila für die ganze Band und der Abend neigte sich dem Ende zu. Für die letzten Songs erschien Motheo Moleko immer wieder auf der Bühne. Er ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der JL-Crew und schmückt Jeremys Lieder gekonnt mit Rap-Passagen aus. Zum Schluss flogen überdimensionale Luftballone durch den Saal, es sprühte ein Mini-Feuerwerk auf der Bühne und Jeremy hinterliess nach seinem Abgang nicht mehr und nicht weniger, als man zu Beginn gedacht hatte: Südafrikanische «Feel Good»-Vibes und ein Feuer an positiver Energie.

 

Jeremy Loops – seine Musik so vielfältig, wie sein Heimatland Südafrika: Rap, Mundharmonika, Folk, Gitarre, Spontaneinlagen und Covers und seine gekonnte Arbeit mit seiner geliebten Loopstation. Er lässt nichts aus, um seiner Community einen erlebnisreichen Konzertabend zu bescheren und die Herzen seiner Zuhörerinnen und Zuhörern mit positiven Vibes zu füllen.

* Titelbild: ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Rahel Inauen / So, 25. Sep 2022