Zwingli in Love

Movie-Kritik: Zwingli
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© Ascot Elite Entertainment Group.

Anfang des 16. Jahrhunderts kommt Ulrich Zwingli (Max Simonischek) aus Einsiedeln nach Zürich. Seine revolutionären Ideen, mit denen er die christliche Religion verändern möchte, sorgen schnell dafür, dass er in der Stadt und über ihre Grenzen hinaus bekannt wird. Anna Reinhart (Sarah Sophia Meyer), eine junge Zürcher Witwe, erkennt die Reinheit von Zwinglis Motiven. Während der Pest bleibt Zwingli in der verseuchten Stadt und erkrankt selbst. Anna pflegt ihn und verliebt sich in den jungen Priester.

 

Stefan Haupt erkundet in seinem neuen Film das Leben des Zürcher Reformators. Nachdem Martin Luther 1517 seine 95 Thesen zur Anprangerung des Ablasshandels veröffentlichte und damit die Reformation des Christentums in Deutschland begann, tat Zwingli wenige Jahre später ähnliches in der deutschsprachigen Schweiz mit seinen Zürcher Disputationen. Beiden Reformatoren lag die Predigt anhand der heiligen Schrift statt dem lukrativen Handel mit Ablassbriefen am Herzen.

 

Stefan Haupts Film zeigt Zwingli sowohl in der Predigt, als auch in seiner intimeren Privatsphäre. Ironischerweise ist die Unterstützung des Films durch die Kirche spürbar; das Produkt ist in der ersten Hälfte von einer Lobrede Zwinglis nicht weit entfernt. Nach und nach beginnt man mehr über den jungen Priester zu erfahren, und es zeigen sich andere Seiten. Die Rechtmässigkeit seiner Anliegen und seine Auserwähltheit durch Gott wird aber nie in Frage gestellt.

 

Im Innern des Grossmünsters. © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved. 

 

Filmisch sind besonders die Bilder des historischen Zürichs überzeugend. Für Bewohner der kleinsten Metropole der Welt ist es eine Freude, einzelne Gebäude zu erkennen, die der Zeit standgehalten haben. Besonders die Innenansichten des Grossmünsters werden häufig gezeigt: ein wirksames visuelles Motiv. Es werden aber auch viele Möglichkeiten ausser Acht gelassen. Das Treffen zwischen Zwingli und Luther wird beispielsweise nur gerafft nacherzählt und die Schlacht bei Kappel bekommt man ebenfalls nicht zu Gesicht.

 

Während der Film ethische Dilemmata präsentiert – etwa wie weit die christliche Religion etwa reformiert werden müsse – und die Kehrseiten der politischen Bewegung rund um Zwingli gezeigt werden, beispielsweise die Thematik der Wiedertäufer, verliert sich die Handlung oft im Seichten und Romantischen. Zugegeben, einige Details aus Zwinglis privatem Leben sind relevant für seine Lehre. Meist ist der Film aber auf die Liebesgeschichte zwischen Zwingli und Anna konzentriert, welche zum interessanteren Thema des Films, der ideologischen Auseinandersetzung mit dem Christentum, wenig beiträgt.

 

Die Filmkulissen sehen zwar zeitgemäss aus und sind offensichtlich mit nicht unerheblichem Aufwand gebaut worden, sie wirken aber – wie Kulissen. Dadurch und durch die Schauspielleistungen, welche zeitweise ins Übertriebene fallen, sowie der teilweise kitschig geschriebenen Liebesgeschichte, fällt es schwer, sich dem Film ganz hinzugeben. Stattdessen muss man über gewisse Szenen, die Pathos hervorrufen wollen, eher lachen als staunen.

 

Die Filmemacher haben sich Mühe gegeben, das sieht man. Leider ist das Ergebnis nicht so bewegend, wie es sein sollte.

 

  • Zwingli (CH 2018) 
  • Regie: Stefan Haupt 
  • Darsteller: Maximilian Simonischek, Sarah Sophia Meyer, Anatole Taubman, Patrick Rapold, Oliver Stein, Stefan Kurt, Stefan Kurt, Andrea Zogg, Pan Aurel Bucher, Klemens Niklaus Trenkle 
  • Laufzeit: ca. 128 Minuten
  • Kinostart: 17. Januar 2019

 

Jonas Stetter / Fr, 18. Jan 2019