Wer bin ich?
Die «Remake»-Seuche ist in Hollywood wieder ausgebrochen. Neuestes Opfer: «Total Recall» mit Arnold Schwarzenegger. Nach 22 Jahren nimmt sich «Underworld»-Regisseur Len Wiseman der Philip-K.-Dick-Kurzgeschichte «We Can Remember It for You Wholesale» an und inszeniert einen rasanten und fulminanten Trip auf und durch die Erde am Ende des 21. Jahrhunderts.
Nach Ausbruch des dritten Weltkrieges sind nur noch zwei Gebiete auf unserem Planeten bewohnbar: Die Vereinte Britische Föderation (aka UK) - kurz VBF - und die Kolonie (aka Australien). Der Robotermechaniker Douglas Quaid (Colin Farrell, «In Bruges», «Miami Vice») reist deshalb jeden Tag mithilfe des «Fall» durch die Erde hindurch zur Kolonie, wo er arbeitet. Zuhause in der VBF wartet seine Frau Lori (Kate Beckinsale, «Underworld», «Pearl Harbor») auf ihn. Dieses einfache, aber auch ruhige Leben verführt Douglas dazu, die Dienste von «Rekall» zu beanspruchen. Dort können nämlich Erinnerungen gekauft werden. Denn schliesslich ist alles, was sich in unserem Hirn abspielt, letztlich nichts anderes als eine chemische Reaktion. Ein unkomplizierter und sicherer Weg sein Leben aufzupeppen, denkt sich Douglas und wählt die Erinnerung eines Geheimagenten aus. Dann geht aber aus mysteriösen Gründen alles schief und Douglas muss um sein Leben fürchten, als er für einen Widerstandskämpfer der Kolonie und ehemaligen Geheimagenten der VBF gehalten wird.
Die dreibusige Prostituierte als Referenz ans Original
Remakes haben, genauso wie Fortsetzungen, das Stigma immer schlechter zu sein als das Original. Im Falle von Arnold-Schwarzenegger-Filmen scheint sich diese Faustregel jedoch nicht zu bewahrheiten, so wurde die erste Terminator-Fortsetzung hoch gelobt und das «Total Recall»-Remake könnte genau das gleiche Echo erhalten. Denn statt die Vorlage getreu zu imitieren, gehen Wiseman und sein Team ihren eigenen Weg. Die grundlegende Veränderung ist sehr offensichtlich: Es gibt kein Leben auf dem Mars, respektive die Handlung findet nur auf der Erde statt. Dies ermöglicht interessante Actionsequenzen, insbesondere dann, wenn der «Fall» den Erdkern durchfährt und sich langsam die Gravitation ändert. Aber auch den weiblichen Protagonistinnen Lori und Widerstandskämpferin Melina (Jessica Biel, «The A-Team», «New Years Eve») wird deutlich mehr Platz und Gewicht in der Story eingeräumt. Im Falle von Beckinsale überrascht dies nicht gross, ist sie doch mit Regisseur Wiseman verheiratet. Trotz der vielen Neuerungen, welche hier nicht alle verraten werden sollen, ist das Original nicht vergessen. Die dreibusige Prostituierte, Schwarzeneggers ehemaliges Hologramm (eine mollige ältere Dame) und viele andere Verweise erinnern an den Vorgängerfilm und lassen die Fans schmunzeln.
Optisch ist «Total Recall» eine Wucht, was bei einem Blockbuster-Budget auch zu erwarten war. In einigen Teilen erinnert der Film gar an «Minority Report» mit Tom Cruise, eine anderen Dick-Verfilmung, bei welcher Farrell ebenfalls mitwirkte. Das Sci-Fi-Genre scheint dem Iren zu gefallen. Im Gegensatz zu Bryan Cranston («Malcom in the Middle», «Drive»), welcher leider etwas lustlos und uneuphorisch den Gouverneur Cohaagan spielt. Vielleicht liegt dies aber auch an seiner eher unpassenden Perücke, die den Eindruck vermitteln soll, dass wir uns in der Zukunft befinden. Ein anderes fragwürdig erscheinendes Requisit aus dem Make-Up Departement ist sicherlich Beckinsales pink leuchtender Lippenstift, welcher im Verlauf der Geschichte jedoch amüsanterweise seine Berechtigung findet. So macht am Schluss alles einen Sinn, auch wenn der Himmel in den schönsten Vanillefarben strahlt.
- Total Recall (USA & Kanada 2012)
- Regie: Len Wiseman
- Drehbuch: Kurt Wimmer & Mark Bomback
- Buch: Philip K. Dick
- Besetzung: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bryan Cranston, Bill Nighy
- Laufzeit: 118 Minuten
- Kinostart: 23. August 2012
Bilder: © 2012 Sony Pictures Releasing GmbH