Not A Girl, Not Yet A Woman

BluRay-Kritik: LOL
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Impuls Film

«Never change a winning team». An dieses Sprichwort hat sich Filmemacherin Lisa Azuelo nicht gehalten, als sie ihren französischen Überraschungshit mit amerikanischen Schauspielern neu besetzte und eine englischsprachige Version in Chicago drehte. Das Mutter-Tocher-Duo wird in der Neuauflage von Demi Moore («Ghost», «G.I. Jane») und Miley Cyrus («Hannah Montana») verkörpert. Cyrus hat sichtlich Spass an ihrer nicht ganz disney-konformen Lola, die sich im Alter von 16 Jahren mit Liebesproblemen, Partys, Schul- und Cliquenstress auseinandersetzen muss. Moore hat hingegen mehr Mühe Lolas junggebliebene Mutter Anne zu spielen. Immer wieder setzt sie künstlich wirkende Grimassen auf. Was im Original bei Sophie Marceau auch nervte, jedoch viel weniger übertrieben wirkte, weil es irgendwie zu Marceaus jugendlichem Charme passte. Andererseits ist die Übertriebenheit ein grosses Thema bei beiden Filmversionen. Die coolen Teenies sind SEHR cool. Sie tragen Klamotten aus der neuesten Saison, haben keinerlei Figur- oder Hautprobleme, Taschengeld ist in Hülle und Fülle da und die männlichen Protagonisten spielen selbstverständlich auch in DER Band.

 

 

Mit zwei jungen Herren der angesagten Band verbindet Lola mehr. Chad (George Finn) ist ihr Partner und dessen Bandkollege, respektive Leadsänger, Kyle (Douglas Booth), ihr bester Freund. Als es zwischen Chad und Lola vorbei ist, legt sich Kyle ins Zeug um den Platz an Lolas Seite einzunehmen. Da Lola aber nie von «Harry und Sally“ gehört hat, dauert es länger bis die ersten Küsse ausgetauscht werden. In ähnlicher Orientierungslosigkeit, was das Thema Mann betrifft, befindet sich Lolas Mutter Anne. Vom Vater ihrer Kinder, Allen (Thomas Jane, «Punischer»),  zwar geschieden, erfreut sie sich doch immer noch an seinen mitternächtlichen Besuchen. Kompliziert wird es auch bei ihr als sie einen offenen und fürsorglichen Polizisten kennenlernt. Die emanzipierte Frau muss feststellen, dass sie sich von ihrer eigenen Teenagerseite noch nicht ganz verabschiedet hat.

 

 

Die Parallelen zwischen Mutter und Tochter sind in der amerikanischen Version besser ausgearbeitet. Neben Cyrus und Booth, die ein viel glaubwürdigeres Fast-Pärchen abgeben als ihre französischen Vorgänger, ist das aber auch schon alles was die Neuauflage zu bieten hat. Denn im Grossen und Ganzen ist es derselbe Film mit den genau gleichen Kameraeinstellungen, Gesichtszügen der Akteure und dem identischen Soundtrack. Naja, fast identischen Soundtrack. Supergrass’ «Alright» wird im Remake auf Französisch gesungen. Eine besondere Hervorhebung des Liedes, das genauso während der unbekümmerten und fröhlichen Freizeitaktivitäten der Teenies in «Clueless“ gespielt wurde? Könnte sein, denn auch «La Boums» «Reality» von Richard Sanderson wird wiederverwertet. Der Link zu „La Boum“ ist mit Marceau in der Originalversion gegeben. Denn auch «LOL» möchte ein kultiger Teeniestreifen werden. Doch das wird aufgrund der Verniedlichung all dessen, was Teenager gerne als Provokation gebrauchen, wie Parties, Räusche, schlechte Noten und so weiter, gerade nicht möglich sein. «LOL» bleibt deshalb, wie es die pinkfarbene BluRay Plastikhülle verrät, eine rosarote Vorschau auf die Pubertät für ahnungslose 10- bis 12-Jährige.

 

 

  • LOL (USA 2012)
  • Regie & Drehbuch: Lisa Azuelos
  • Besetzung: Miley Cyrus, Demi Moore, Thomas Jane, Ashley Greene, Douglas Booth
  • Dauer: 97 Minuten
  • Ab jetzt im Handel erhältlich

 

Tanja Lipak / Mi, 07. Nov 2012