Freiheit um jeden Preis

Movie-Kritik: Papillon
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© 2018 Constantin Film Verleih GmbH

Paris in den 1930er Jahren: Der Tresorknacker Henri «Papillon» Charrière (Charlie Hunnam, «Sons of Anarchy», «King Arthur: Legend of the Sword») wird zu Unrecht des Mordes an einem Zuhälter beschuldigt und zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Papillon hat allerdings nicht vor seine Strafe abzusitzen. Bereits von Anfang an steht für ihn eins fest: Er wird von der Kolonie flüchten, komme da was wolle. Sein Vorhaben ist waghalsig, wenn nicht sogar verrückt, denn bisher gelang niemandem die Flucht von der Insel. Umgeben von der rauen See und meilenweit entfernt vom nächsten Festland verunmöglichen nur schon die widrigen Bedingungen ein solches Vorhaben. Dazu kommen noch erbarmungslose Wachen, die kein Durchkommen ermöglichen. Einzelhaft, Verbannung oder die Guillotine warten auf denjenigen, der es trotzdem wagt. Papillon lässt sich dadurch nicht abschrecken und beginnt bereits bei der Überfahrt wichtige Kontakte zu knüpfen und Pläne zu schmieden. Besonders grosse Hoffnung setzt er auf den wohlhabenden Fälscher Louis Dega (Rami Malek, «Mr. Robot», «Buster’s Mal Heart») mit dessen Geld er glaubt, seine Pläne in die Tat umsetzen zu können. Im Gegenzug bietet er dem schmächtigen, haftunerfahrenen Dega, der wegen seines Vermögens zu einem leichten Ziel für Angriffe zu werden droht, seinen Schutz an. Was zunächst als eine rein geschäftliche Beziehung zwischen den ungleichen Männern beginnt, entwickelt sich mit der Zeit und den einschneidenden, gemeinsamen Erlebnissen zu einer tiefen Freundschaft.

 

Ein Remake zu machen ist oftmals ein riskantes Unterfangen, weil sich die neue Version unweigerlich einem Vergleich mit dem Original stellen und gleichzeitig in der Lage sein muss, eine neue Generation von Zuschauerinnen und Zuschauern zu überzeugen. Der Filmklassiker und Publikumserfolg «Papillon» aus dem Jahr 1973, mit dem Western- und Actionstar Steve McQueen («The Magnificent Seven», «Bullitt») und dem Charakterdarsteller Dustin Hoffman («Kramer vs. Kramer», «Rain Man») in den Hauptrollen, macht die Sache nicht gerade einfacher. Doch dem dänischen Regisseur Michael Noer («R», «Der Nordwesten») gelingt es, den Stoff auf überzeugende Weise neu umzusetzen. Dabei bleibt er nahe am Original dran, der auf den autobiografischen Romanen «Papillon» und «Branco» von Henri Charrière basiert.

 

Papillon und Dega im tristen Gefängnisalltag. (© 2018 Constantin Film Verleih GmbH / Jose Haro)

 

Die zugrunde liegende Geschichte ist an sich schon sehr aussergewöhnlich und spannend. Wobei das Remake im Vergleich zum Originalfilm eine grössere, nervenaufreibendere Spannung erzeugt, weil Noer sich für eine distanzlose Erzählweise entschieden hat. Der Film lebt von Nah- und Detailaufnahmen und schnellen Schnitten, wodurch eine Unmittelbarkeit erzeugt wird, die beim Zuschauen zugleich beunruhigt und fesselt. Ausserdem verleiht das bewusste Weglassen von Musik und Licht über mehrere Minuten hinweg den Szenen, in denen Papillon in Einzelhaft sitzt, äusserste Intensität und erzeugt dadurch höchste Beklemmung.

 

Dass der Film überzeugt, hängt aber nicht zuletzt auch von seinen Darstellern ab. Für Charlie Hunnam und Rami Malek sind es zweifelsohne Rollen, die sie geistig und körperlich fordern. Zudem lässt sich der Vergleich mit McQueen und Hoffman nicht vermeiden. Allerdings gelingt es den beiden auf beeindruckende Weise sich die Figuren zu eigen zu machen. Deshalb sind im Vergleich zum Original im Remake minimale Unterschiede im Wesen und im Verhalten sowohl von Papillon als auch von Degas erkennbar, wodurch ein Einklang zwischen den Schauspielern und den Figuren, die sie verkörpern, entsteht, der durch eine Eins-zu-eins-Umsetzung nicht hätte erreicht werden können.

 

Mit der Neuauflage von «Papillon» ist Regisseur Michael Noer ein fesselndes Action-Drama gelungen, bei dem man bis zum Schluss mit den Figuren mitfiebert und mitleidet.

 

  • Papillon (2017)
  • Regie: Michael Noer
  • Darsteller: Charlie Hunnam, Rami Malek, Joel Basman,Tommy Flanagan
  • Laufzeit: 118 Minuten
  • Kinostart: 26. Juli 2018

 

Sule Durmazkeser / Mi, 25. Jul 2018