Stirb in Zeitlupe

Moviekritik: A Good Day To Die Hard
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© 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Was einst mit dem ersten erträglichen Weihnachtsfilm der Kinogeschichte begann, entwickelte sich schliesslich zu einer der erfolgreichsten Actionserien. Ein Vierteljahrhundert später hat die Grinseglatze noch immer Tatze und kracht von einer Filmwand durch die nächste. Kein Wunder also, dass Bruce Willis‘ berühmteste Rolle einen fünften Auftritt hinlegt. Leicht verdientes Geld könnte man denken. Falsch; statt ausverkauft wird eingeschenkt …

 

Irgendwie fällt es einem ja auch unglaublich schwer, sich John McClane mit Mumienschubse in einem Betagtenheim an der Küste Floridas vorzustellen. 57 Jahre sind heutzutage schon fast ein zartes Alter für  Leinwandhelden und so bricht der New Yorker Bulle zu neuen Ufern auf. Dieses Mal an jenes von Mütterchen Russland, denn dort hat es seinen einzigen Sohn erwischt. Jack McClane (Jai Courtney, «Jack Reacher») ist im Knast gelandet und soll in einem vielbeachteten Prozess aussagen. Bevor es allerdings dazu kommt, wird der Gerichtssaal von einem Terrorkommando gestürmt, doch Jack kann den Kronzeugen, einen vormaligen Wirtschaftsmogul (Sebastian Koch, «Stauffenberg», «Das Leben der anderen»), rechtzeitig aus dem verwüsteten Gebäude schaffen. Mit Johns Hilfe gelingt es, die Bösewichte vorerst abzuschütteln und mit der Suche nach einer geheimen Akte zu beginnen, die einen Minister zu Fall bringen könnte. Schon bald müssen Vater und Sohn feststellen, dass es in dieser zunehmend wilder werdenden Hetzjagd um weit mehr als Korruption und Karrieren geht.  

 

Bild 1: Das Gesicht spricht Bände. Ohne den Geruch einer frisch abgefeuerten Waffe kann John McClane einfach nicht leben. Sein Sohn (Bild 2) fängt dabei ersteinmal klein an. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Der irische Regisseur John Moore - eigentlich eher ein Genre-Neuling – darf sich guten Gewissens zu einer gelungenen Fortsetzung gratulieren. Aufwändige Actionszenen, die zumeist nichts weniger als das Prädikat spektakulär verdienen, folgen einer durchdachten, wendungsreichen Handlung. Tadel verdient der viel zu hysterische, an 007-Filme angelehnte Soundtrack, die billigen Titeleinblendungen, manch hyperaktive Kameraeinstellung und die etwas sehr stark von Michael Bay inspirierte Hochglanz-Kinematographie. Handkehrum massieren Projektile und Feuerblumen mit ordentlich Bass des Zuschauers Ohren und wie erwartet haben Johns Sprüche noch immer ihre legendäre Schenkelklopfer-Klasse. Auch wenn sie bisweilen leider im Granatengewitter untergehen. 

 

Ein guter Tag zum Erben

 

Manch einer mag monieren, dass die Vater/Sohn-Geschichte ein ausgereiztes Konzept sei, um gerade bei altgedienten Charakteren die Kontinuität anzukurbeln. Oder dass der Abstecher nach Tschernobyl nicht gerade vor Brillanz strahlt. Doch tatsächlich basiert die Geschichte der fünften Ausgabe auf jenem Drehbuch, nach dem das Original hätte gedreht werden sollen. Und die durch Groll und Entfremdung vorbelastete Dynamik zwischen John und seinem Sprössling tragen viel zur Atmosphäre bei. Manchmal schimmert fast so was wie Tiefgründigkeit durch.

 

Bild 1: Etwas für das männliche Auge bietet die Russin Irina. / Bild 2: Korben Dallas auf der Rückbank? Ach nein, es ist John McClane auf Mission Russland. 

 

McClane-Fans und alle, die es endlich werden sollen, bekommen das gewohnt gute Rezept serviert. Mürrischer Cop tritt, oft nur mit respektlosem Grinsen und steinhartem Dickschädel bewaffnet, gegen ein skrupelloses Heer aus Schwerverbrechern mit Kriegswaffen an. Dabei fällt er wiederholt auf die vorlaute Schnauze, doch er steht so lange wieder auf, bis seine Widersacher allesamt liegenbleiben. John wird dieses Mal jedoch höllisch aufpassen müssen, dass er nicht selbst in der Statistik untergeht, denn für seinen Sohnemann wäre es – wie soll man sagen – ein guter Tag zum Erben.  

 

 

  • Stirb langsam 5 – Ein guter Tag zum Sterben / USA 2013
  • Regie: John Moore
  • Darsteller: Bruce Willis, Jai Courtney, Radivoje Bukvic, Yuliya Snigir, Sebastian Koch
  • Drehbuch: Skid Woods, Roderick Thorp
  • Laufzeit: 97 min
  • Kinostart: 14. Februar 2013

 

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Mike Mateescu / Do, 14. Feb 2013