500 Days of Killing
Im Jahr 2074 entsorgt die Mafia ihre Gegner auf eine äusserst spezielle Art und Weise: Per Zeitreisemaschine werden die zu ermordenden Personen ins Jahr 2044 katapultiert, wo ein Auftragskiller, ein sogenannter Looper, auf sie wartet und sie beseitigt. Joe (sehr raffinierte Namenswahl, wenn man bedenkt, dass der Film für ihn geschrieben wurde: Joseph Gordon-Levitt, «50/50», «The Dark Knight Rises») ist ein solcher Looper. Eiskalt wartet er neben einem Kornfeld auf das Erscheinen seines Mordopfers. Eine Plastikdecke ist dort platziert, wo der unfreiwillige Zeitreisende aus dem Nichts auftauchen und Joes Kugel fangen wird. Dieses Ritual gerät eines Tages völlig aus den Fugen, als Joe plötzlich sein altes Ich (Bruce Willis, «Stirb langsam»-Reihe) gegenübersteht. Ohne typischen Sack über dem Kopf und frei von jeden Fesseln. Joe Senior entkommt und Joe Junior muss sich selbst so schnell wie möglich finden und umbringen, ehe es zu spät ist und die Zukunft verändert wird.
Bild 1 + 2: Joe ist cool wie James Dean. (Mit Maus über Bild fahren)
Regisseur Rian Johnson, der auch das Drehbuch schrieb, wagt sich in unsichere Gewässer. Der durch den Independent Film «Brick» bekannt gewordene Filmemacher inszeniert seinen ersten Blockbuster mit hohen Ansprüchen an sich selbst. Wie bei Christopher Nolans «Inception» stehen eine verschachtelte Story, ein komplexer Protagonist und ästhetische Actionsequenzen im Mittelpunkt. Johnsons Zukunftsvision ist düster, archaisch und brutal. Dieses Höllenszenario fängt Kameramann Steve Yedlin in stylischen Montagen ein und setzt dem Film dadurch eine eigene Note. Dasselbe würde man Johnson mit dem Drehbuch wünschen. Dieses ist nicht so originell wie erwartet. Obwohl in der ersten Filmhälfte viele Konflikte aufgegriffen werden, flacht die Story in der zweiten Hälfte zunehmend ab, als Joe Junior bei Sara (Emily Blunt) und ihrem Sohn Unterschlupf findet. Die Motive sind bekannt und erinnern stark an die «Terminator»-Reihe. Was Johnson als raffinierte Storywendung verkaufen möchte, stellt sich für Cineasten als üble Kopie heraus.
Bild 1 + 2: Grosse Spannung an allen Fronten.
Am meisten darunter zu leiden hat Emily Blunt («Your Sister’s Sister», «The Devils wears Prada»), die als alleinerziehende Mutter Sara (Namenswahl!) lediglich eine Neuauflage von Sarah Connor (Protagonistin der «Terminator»-Reihe) darstellt. Die Art und Weise wie sie auf ihrer Ranch, im Karohemd und mit einer Waffe in der Hand, patrouilliert ist vieles, aber sicher nicht überzeugend. Gordon-Levitt meistert hingegen seine Rolle als moderner James Dean gut. Durch seine Nasenprothese ähnelt er Willis genug, um glaubwürdig zu wirken. Die zusätzliche dicke Schicht Make-up und insbesondere die Augenbrauen, irritieren dann nur noch. Die Nase und die blauen Kontaktlinsen verraten: Es ist Gordon-Levitt, der sich, zusätzlich mit seiner Gangart und Sprechweise, Willis annähert und nicht umgekehrt. Woran dies liegt, kann sich jeder selbst denken. Wie gut Gordon-Levitt den Willis gibt, zeigt eine gemeinsame Szene in einem Diner, wo die beiden Joes sich gegenüberstehen. Momente wie diese lassen das Potential von «Looper» erahnen, welches leider nicht ausgeschöpft wurde.
Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Warum kann zum Beispiel die Zeitreise nur genau 30 Jahre in die Vergangenheit führen? Obwohl die Handlung voraussehbar ist, bleibt der Schluss verwirrend, weil die Logik der Geschichte in sich nicht wirklich aufgeht. Die Idee mit dem Auftragskiller, der dank Zeitreise sein altes Selbst als Zielobjekt erhält, ist dennoch brillant. Und so ist die erste Hälfte dynamisch, originell und spannend. Dann schien Johnson gemerkt zu haben, dass Joe weder eine Person, die er schützen soll, noch eine Frau, die er lieben könnte, besitzt. Warum der Filmemacher daraufhin zum «Terminator» griff, weiss nur er. Schade ist es auf alle Fälle und man kommt nicht umhin zu fragen, was wohl Christopher Nolan mit der Ausgangsidee gemacht hätte.
- Looper (USA 2012)
- Regie & Drehbuch: Rian Johnson
- Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Jeff Daniels
- Laufzeit: 119 Minuten
- Filmstart: 04. Oktober 2012
Bilder: Im Verleih von ASCOT ELITE