Amerika sucht Bruce Willis’ supertalentierten Nachfolger.

Moviekritik: The Cold Light Of Day
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Im Verleih von ASCOT ELITE.

Das Konzept ist zugegebenermassen recht simpel: Man nehme einen jungen hübschen Burschen, setze ihn irgendwo im unbekannten Europa aus und hefte ihm ein paar böse Buben an die Fersen: fertig ist der Kassenknüller. So fängt auch „The Cold Light Of Day“ im Familienurlaub in Südspanien an. Solche Zusammenkünfte sind bekanntlich oft mit grossen Spannungen behaftet. So auch bei der Familie Shaw: Sohn Will (Henry Cavill, im Sommer als neuer Superman in „Man of Steel“ zu sehen, „Krieg der Götter“), mit den Nerven und seinem Start-Up Unternehmen am Ende, hat gar keine Lust auf den Segeltörn. Vater Martin (Bruce Willis, John McClane in der „Stirb langsam“-Reihe), seit jeher nicht im besten Verhältnis zu seinem Sohnemann, macht die Stimmung nicht gerade besser. Wegen einer kleinen Nachsichtigkeit an Bord wird die Freundin von Wills Bruder verletzt und Will macht sich auf den Weg zur Apotheke an der Küste. Als er zurückkommt, ist das Segelschiff verschwunden.

 

Bild 1: Seine Welt steht Kopf: Will Shaw / Bild 2: Vater und Sohn aka neuer und alter Action-Hero. (Mit Maus über Bild fahren.) 

 

Nach längerem Suchen findet er schliesslich die Yacht, aber von seiner Familie fehlt jede Spur. Bei der lokalen Polizei wird er mit Misstrauen empfangen. Gut, bemerkt er dies und versucht zu entkommen, stellt sich dabei aber leider nicht besonders geschickt an, so dass Vater Martin aus dem Nichts auftauchen und den Sprössling retten muss. Auf der Flucht lernt sich das Vater-Sohn Duo besser kennen und Will erfährt, dass er der Sohn eines CIA-Agenten ist. Dies hilft ihm aber nicht viel weiter, da sein Spionagevater sehr bald erschossen wird und Will nun in dessen Spuren treten muss, um seine entführte Familie zu retten. Auf der spannenden Mission lernt er nicht nur die Kollegin seines Vaters, die CIA-Agentin Carrack (Sigourney Weaver, „Alien“-Reihe), kennen, sondern auch die lokale Schönheit Lucia (Veronica Echegui). Wer jetzt denkt, er kenne den weiteren Verlauf der Story, der irrt.

 

Wer braucht schon 3D?

 

Der Franzose Mabrouk El Mechri („JCVD“) inszeniert „The Cold Light of Day“ schnell, spannend und ohne unnötigen Kitsch. Als Europäer hatte er genau die richtigen Kenntnisse, um diesen Film zu gestalten. Eine typische Strasse in Madrid misst beispielsweise eher 3m bis 4,5m in der Breite, im Vergleich dazu eine amerikanische 9m bis 12m. Solche kleinen aber feinen Gegebenheiten nutzt El Mechri gekonnt aus, um spannende Actionszenen aufzubauen. Unterstützt wird er dabei durch die hervorragende Kameraarbeit von Remi Adefarasin („Elizabeth“, „Match Point“). Adefarasin gelingt es, die Kamera dynamisch rasend, aber trotzdem nicht verwirrend zu führen. So sieht man bei „The Cold Light of Day“, dank dem grossen Spielraum fürs Experimentieren, eine der besten Kameraarbeiten seit langem. Von klassischen Verfolgungsjagden bis zu 360°-Grad-Drehungen und Spiegel in Spiegel Aufnahmen führt uns Adefarasin sein Talent in allen möglichen Kombinationen vor. Dabei wird einem aber keine Sekunde lang schlecht und man vergisst nie wo oben oder unten ist, wo Realität und verzerrte Perspektive aufeinander treffen. Wer braucht schon 3D, wenn er einen Kameraverantwortlichen wie Adefarasin haben kann?

 

Bild 1: „Gib Gas, wir werden verfolgt!“ / Bild 2: Will fragt sich, wo er hineingeraten ist. (Mit Maus über Bild fahren.)

 

Ein grosser Pluspunkt von „The Cold Light of Day“ ist aber sicherlich die grosse Portion Witz und Ironie mit welcher die Story spielt. So wendet sich Will in einer Szene verzweifelt an einen Polizisten, als er von einem Auftragskiller verfolgt und beschossen wird. Der Polizist versteht Wills Englisch aber nicht und wird ruck-zuck vom Killer ausgeschaltet. Durch den Lärm gestört, springen weitere Gesetzeshüter aus der Polizeistation heraus und finden ihren toten Kollegen. Schnell identifizieren sie fälschlicherweise Will als den Mörder und dieser muss nun vor dem eigentlichen Killer und der Madrider Polizei flüchten. Shit happens.

 

Kein Shit passierte bei der Wahl des Hauptdarstellers. Henry Cavill spielt den Will Shaw mit grosser Hingabe und zeigt, dass es bei einem Actionfilm auch Platz für gute schauspielerische Leistung gibt. Die kleine Nebenrolle von Bruce Willis lässt andeuten, dass die Filmwelt sich nach neuen John McClanes und Jason Bournes sehnt. Einen Anwärter hat sie mit in Henry Cavill bereits gefunden.

 

 

  • The Cold Light Of Day (USA 2012)
  • Regie: Mabrouk El Mechri
  • Darsteller: Bruce Willis, Henry Cavill, Sigourney Weaver
  • Länge: 93 Minuten
  • Kinostart: 3. Mai 2012

 

 

Bildquelle: Im Verleih von ASCOT ELITE.

Tanja Lipak / Mo, 30. Apr 2012