Unfreiwilliger Rücktritt vom Ruhestand

Movie-Kritik: The Gunman
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Impuls Film

Der ehemalige Special-Forces Soldat Jim Terrier (Sean Penn, «Milk») ist in der Demokratischen Republik Kongo Teil einer Söldner-Elitetruppe, die den korrupten Bergbau-Minister eliminieren soll. Nach dem erfolgreichen Todesschuss muss Terrier fliehen und seine Freundin Annie (Jasmine Trinca) ohne Erklärung zurücklassen. Acht Jahre später hat sich Terrier wegen seines schlechten Gewissens aus dem Todesgeschäft zurückgezogen und einer Hilfsorganisation im Kongo angeschlossen um Brunnen zu bauen. Als die Baustelle überfallen und ein Anschlag auf ihn verübt wird, gelingt Terrier nur knapp die Flucht nach London, wo er seinen Lebensmittelpunkt hatte. Nach einigen Recherchen stellt er fest, dass bereits zwei seiner ehemaligen Mitstreiter getötet wurden, die ebenfalls in das Attentat auf den Minister verwickelt waren. Terrier wendet sich an seine alten Söldner-Kollegen Cox (Mark Rylance) und Felix (Javier Bardem, «Skyfall») um sie zu warnen. Wie sich herausstellt, ist Felix unterdessen mit Terriers alter Liebe Annie verheiratet. 

 

The Gunman verhält sich unauffällig. (© Impuls Film) 

 

Eins vorweg: Der Film basiert auf dem Roman «The Prone Gunman« von Jean-Patrick Manchette, geschrieben schon im Jahre 1981. In Pierre Morels (From Paris with Love) Film «The Gunman» tritt der überaus durchtrainierte Sean Penn als Edel-Actionheld in Erscheinung. Der moralische Konflikt, der etwas übertrieben mit einer Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen Sean Penn, Jasmine Trinca und Javier Bardem verknüpft wird, ist leider etwas dick aufgetragen. Etwas bedauerlich ist, dass der Kongo-Konflikt und die chaotische Situation im vom Bürgerkrieg getroffenen Staat im Laufe des Films keine grosse Rolle mehr spielt. Die Hetzjagd durch London, Barcelona und Gibraltar ist jedoch ziemlich gut inszeniert. Dieser Action-Thriller bedient sich allem, was das Männerherz höher schlagen lässt: rasante Verfolgungsjagden, satte Schusswechsel und extrem wuchtige, ja sogar rohgewaltige Nahkämpfe. All dies wird angetrieben von Marco Beltramis unterschwellig-bedrohlicher Musik und visualisiert mit dreckig-ästhetischen Bildern. 

 

 

 

 

Der zweifache Oscar-Preisträger Sean Penn ist körperlich absolut auf der Höhe. Dies sehen wir in zahllosen Oben-Ohne-Szenen, die wahrscheinlich viele junge Männer nächstens in die Fitnessstudios treiben werden. Er verkörpert einen humorlosen Kraftprotz und macht dies ziemlich solide. Javier Bardem hingegen kann sein schauspielerisches Potenzial nicht mal im Ansatz ausschöpfen: ihm bleibt nur der Part einer ziemlich eindimensionalen Figur. 

 

«The Gunman» ist ein solider Action-Thriller, bei dem politische und moralische Fragen gegen Genre-Klischees ausgetauscht werden. Für einen kurzweiligen Männerabend mit viel Bier aber bestens geeignet.

  • The Gunman (Spanien / UK / Frankreich 2015)
  • Regie: Pierre Morel
  • Darsteller: Sean Penn, Idris Elba, Javier Bardem, Jasmine Trinca
  • Laufzeit: 115 Minuten
  • Kinostart: 30. April 2015

 

Jasmin Ballmert / Mi, 29. Apr 2015