Genie und Wahnsinn

Movie-Kritik: The Disaster Artist
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Zwischen Genie und Wahnsinn liegt ein schmaler Grat, sagt der Volksmund. Und der Volksmund muss es ja wissen, entwickelt er doch empirische Beobachtungen in allgemeingültige Regeln. Und just die Beobachtung zwischen Genie und Wahnsinn lässt sich aktuell in einem Meta-Film verifizieren. Meta-Film? Ja genau, oder wie sagte Oscar Wilde so schön: «Das Leben ahmt die Kunst weit mehr nach, als die Kunst das Leben». Und im Fall von «The Disaster Artist» versuchte James Franco letzteres (in der Kunst das wahre Leben nachzuahmen), indem er das Making-Of von «The Room» als Geschichte ins Kino brachte. Doch indem er selbst als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller des Films tätig wurde, wandelte er sich selbst in eine Art wahnsinniges Genie und ahmte in seinem Leben die Kunst nach. Doch beginnen wir zunächst am Anfang.

 

Tommy Wiseau und Greg Sestero treffen Ende der 90er-Jahre in Hollywood ein. Die beiden Schauspielaspiranten machen schnell unterschiedliche Erfahrungen. Der schüchterne Greg finden Anschluss, während der mysteriöse Tommy ohne Rollenangebot bleibt. Dies liegt unter anderem an Tommys nicht vorhandenem Schauspieltalent und seines eigenartigen Akzents. Doch wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg und so schrieb Tommy sein eigenes Drehbuch, engagierte Greg als Co-Star und begann den Dreh zu «The Room». Der Rest ist Geschichte. Tommy und Greg erreichten Kultstatus, auch wenn nicht wie im eigentlichen Sinne angedacht. «The Room» wurde als schlechtester Film aller Zeiten weltbekannt.

 

Die Francos erinnern im Ansatz an die Affleck-Brüder

 

Schräge Typen, schräge Story und ein Film über Hollywood. Keine Überraschung also folgt die Filmindustrie mit einer Filmbiografie. Im Mittelpunkt dieser stehen die Franco Brothers. James, der ältere und bekanntere von beiden, mimt den verwirrten und irgendwie dauerbenebelten Tommy, während der junge und noch relativ unbekannte Dave den vorsichtigen Greg verkörpert. Ein wenig erinnert dies an die Affleck-Brüder, nur das sich bei Franco nun der Ältere mit sexuellen Vorwürfen beschäftigen muss. Dies ging sogar so weit, dass der Film lediglich in der Sparte «Bestes adaptiertes Drehbuch» für den Oscar® nominiert wurde. Ironie an der ganzen «Frauenverächter werden bestraft»-Sache? Das Drehbuch stammt von Scott Neustadter, der im Vorspann von «500 Days of Summer» seine Ex-Freundin als «Bitch» bezeichnete.  

 

Wie auch immer. «The Disaster Artist» ist definitiv kein Desaster. Der Film überzeugt mit einer authentischen Bewunderung für Tommys und Gregs Hingabe. Präsentiert die beiden als reale Figuren mit all ihren menschlichen Makeln. Die Franco-Brüder geben die beste Schauspielperformance ihrer beiden Karrieren dar. Und kleine Nebenrollen sowie Cameo-Auftritte sorgen dafür, dass Tommy und Greg doch noch die Hochachtung  von Hollywood erhielten, nach der sie sich immer sehnten.

 

Du hörst immer mal wieder «Oh Hai Mark»? Nach diesem Filmgenuss wird die das ein oder andere Lämpchen aufgehen.

 

  • The Disaster Artist (USA 2017)  
  • Regie: James Franco 
  • Darsteller: James Franco, Alison Brie, Tommy Wiseau, Kristen Bell, Zoey Deutch, Zac Efron, J.J. Abrams
  • Laufzeit: ca. 104 Minuten
  • Kinostart: 2. Februar 2018

 

 

 

Tanja Lipak / Mo, 05. Feb 2018