Furiose Fünf

Movie-Kritik: Transformers: The Last Knight
Bildquelle: 
© Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Michael Bays «Transformers»-Franchise ist die Burger-Kette unter den Sommerblockbustern: billig, ungesund für die Kinokultur und stets gleich schmeckend. Das ist ehrlich und beständig, weshalb man immer wieder hingeht. Von der Handlung will ich gar nicht erst anfangen. Auch diesmal gönnt Bay den Robotern keine erstzunehmenden Persönlichkeiten. Ausserdem werden diesen Film nur Leute sehen, die auch die Vorgänger kennen, und «The Last Knight» bedient sich dieser schamlos.

 

In Chinas Händen

 

Daher könnte ich die Besprechung an diesem Punkt beenden, aber zählen wir dennoch die Vorzüge auf. Mark Wahlbergs Figur ist beinahe so herrlich taktlos wie 2010 in «The Other Guys», und Bösewicht Megatron endlich mit Frank Welkers Stimme zu erleben, ist für Fans – und von denen muss es hunderte Millionen geben – allein das Ticket wert. Wir haben mit Sir Anthony Hopkins einen waschechten Ritter, einen grandiosen Stanley Tucci als Merlin und erneut gibt es haufenweise Anspielungen auf die Fernsehserien. Die finale Luftschlacht ist derart gigantisch, dass mir kurzzeitig das Gehirn aus der Halterung hüpfte. Sie. Haben. So. Etwas. Noch. Nie. Gesehen. 

 

David gegen Goliath. (© Paramount Pictures. All Rights Reserved.)

 

Handkehrum wirkt der Streifen durch seine charakterliche Gewichtung stark wie ein Werbespot für den anstehenden, unnötigen Bumblebee-Film, während der einst ikonische Optimus Prime so steif und hohl daherredet, dass man ihn auf den Schrottplatz wünscht. Unglücklicherweise ist Hot Rod, sein mythologischer Nachfolger, ein Depp mit französischem Akzent. Überhaupt ist die Sprache der Roboter erstaunlich hastig und vulgär, und selbst der führende Physiker bedient sich eines rätselhaften Ghetto-Slangs. Die Handlung gehört natürlich ebenso in diesen Abschnitt. Es heisst, Bay hätte die Story absichtlich simplifizieren lassen, damit der Film bessere Erfolgschancen im Ausland – namentlich Fernost – erhält. Besonders die chinesischen Kinofans sind für Hollywoods Buchhalter überlebenswichtig geworden. Dieser Umstand erklärt, weshalb es so viele Remakes gibt. Man darf den Drehbuchautoren aber keinen Vorwurf machen. Bay verlangt in seinen Filmen ausdrücklich, dass in einer jeden Einstellung entweder die US-Flagge oder ein Sonnenuntergang zu sehen ist – bevorzugterweise beides. Wenigstens änderte er diesmal während laufenden Szenen nicht ständig die Uhrzeit. 

 

Baylieve!

 

Es ist offensichtlich, dass die Macher dem Fortsetzungswahn von «Fast & Furious» nachgeifern. Sie scheinen ausserdem begriffen zu haben, dass ihnen dazu das entscheidende Element fehlt. Dass sie damit aufhören müssen, kontinuierlich alle Roboter zu töten und alle Menschen rauszuschreiben. Dass – besonders nach Wahlbergs Abgang – nur ein Ensemble den anhaltenden Erfolg garantieren kann. Vin Diesel nennt so etwas «Family», und tatsächlich wird dieses Wort am Ende gesprochen. Aber wer glaubt schon, dass Bay wirklich geht. Transformers ist längst zu einer Religion geworden. Entweder man ist ein Bayliever oder man ist’s eben nicht. Wenn die nächste Messe ruft, dann werde ich wohl müssen. Oder wollen. Bei den Bayformers weiss ich’s nie so genau. 

 

PS: Gruss von Martha

 

Der Vorgänger, «Ära des Untergangs» brachte die Transformers an den Rande des Abgrunds, und dieser Film katapultiert sie samt Publikum endgültig über’s Kliff hinaus. 3D-Brille nicht vergessen!

 

  • Transformers: The Last Knight (Cybertron, USA 2017)
  • Regie: Michael Bay
  • Darsteller: Mark Wahlberg, Sir Anthony Hopkins, Laura Haddock, Peter Cullen, Frank Welker, 
  • Laufzeit: 149 Minuten
  • Kinostart: 22. Juni 2017

 

Mike Mateescu / Do, 22. Jun 2017