Ära des Übergangs

Movie-Kritik: Transformers 4
Bildquelle: 
© 2014 Paramount Pictures. All Rights Reserved.

Weltweit schimpfen die Babylonier Bays vierten Transformers-Film eine geistlose Geldmacherei. Sie scheinen vergessen zu haben, wie so ein Cash-Grab wirklich ausschaut. Etwa Joel Schumachers Batman-Filme oder SONYs als Spiderman-Abenteuer getarnte Werbespots für Handys und Laptops. Doch selbst hartgesottene Fans mussten sich vorderhand die Frage gestellt haben: wie bitte setzt man eine Geschichte fort, wenn so ziemliche alle Figuren fort sind?

 

Selbst der Regiestuhl hätte neu besetzt werden sollen. Bei einem Besuch der begehrten Transformers-Bahn in den Universal-Studios wurde Michael Bay allerdings klar, dass er noch nicht von den Blechgetümen lassen kann. Aber warum überhaupt diesen Film besprechen? Reicht es nicht schon, dass «Age of Extinction» bereits jetzt der grösste Kassenschlager dieses Kinojahres ist? Nach der Pressevorführung fragte mein Nachbar lächelnd nach der Story des Films, und ich musste fast den ganzen Abspann darüber sinnieren. Da wurde mir klar, dass der Film davon handelt, eine obszön erfolgreiche Kinoreihe fortzusetzen, ohne sich des völligen Ausverkaufs schuldig zu machen. Und Bay gelang es, das Level zu halten, indem er tiefer in die Transformers-Mythologie eintauchte als alle drei Vorgänger zusammen. Fast könnte man sagen, er wird immer besser.  

 

Wir erinnern uns. 2007 wurde die Story hauptsächlich aus der Perspektive von Menschen erzählt, und nur vereinzelt tauchten Roboter auf, die noch seltener Text hatten. Die Fortsetzung «Revenge of the Fallen» kam beim Streik der Drehbuchautoren so arg unter die Räder, dass sie bis heute nur ohne Ton zumutbar ist. Erst in Teil 3, «Dark of the Moon», bekam man einen Steifen, der aus der reichhaltigen Sagenwelt der Zeichentrick-Serie schöpfte. Dumm nur, dass zum Ende der Trilogie alle Bösewichte umkamen und die Verträge sämtlicher Schauspieler ausliefen. 

 

Doch Ätsch: nix mit Extinction. Die Drehbuchautoren fanden einen Weg aus dem Trümmerhaufen. Drei Jahre sind nun seit dem Endkampf in Chicago vergangen. Waffen-Ingenieure arbeiten fieberhaft daran, die Alien-Hinterlassenschaften in Kriegsgerät zu verwandeln, während Militärkommandos Jagd auf die verbliebenen Autobots machen. Gleichzeitig stösst der Texaner Tüftler Cade Yeager (Mark Wahlberg, «Pain & Gain») auf ein Geheimnis, das eine uralte Supermacht auf den Plan ruft und die gesamte Menschheit zur Zielscheibe werden lässt. 

 

Popcorn kann man nicht versalzen 

 

Fans der Franchise dürfen sich auf besondere Leckerbissen freuen. Wie etwa auf Primes 1984er-Vehikularmodus (den Stirnsitzer), auf einen vom formidablen Frank Welker gesprochenen Galvatron (was für sich alleine schon eine Sensation ist) oder den längst überfälligen Kriegseintritt der Dinobots. Hier zeigt sich, dass Bay mehr wollte, als sein übliches Programm von 1 Explosion pro Sekunde abzuspulen. Doch man braucht kein Nerd zu sein, um den Film zu geniessen. Auch wenn man Verweise auf TV-Folgen wie «City of Steel» oder «The Key to Vector Sigma» nicht versteht, bleiben immer noch die Schauspieler. Beispielsweise die amüsanten Wortgefechte zwischen Yeager und seinem widerspenstigen Gehilfen Lucas Flannery (T.J. Miller, «Sillicon Valley»), oder Stanley Tucci («Devil wears Prada») als hoffnungslos selbstzentrierter Elektronikmogul Joshua Joyce. Yeagers Tochter Tessa hat zwar nicht viel mehr zu tun als nach Papi zu schreien, aber Nicola Peltz verleiht der Rolle weit mehr Charme als ihre Vorgängerin, Höschen-Model Rosie Huntington-Whiteley («Dark of the Moon»). Und nicht zu vergessen die Absenz von Shia LaBeouf.

 

Daher gilt folgende Parole: Jene, die bislang ihren Spass mit Bays Vision von den Metallkriegern hatten, stehen in der Pflicht. Wer tatsächlich noch nie dabei war, aber Spezialeffekte, Sachschäden und Sciencefiction epischen Ausmasses liebt, sollte stark versucht sein. Und jene, die der Franchise bislang nichts abgewinnen konnten oder gar von ihr enttäuscht wurden, kaufen besser ein anderes Ticket. So oder so wissen alle genau, was sie erwartet, und klar verfällt Bay gegen Ende wieder in die üblichen Muster. Aber er beherrscht das Action-Genre gut genug um zu verstehen: Popcorn kann man nicht versalzen.

 

 

  • Transformers 4: Age of Extinction – Ära des Untergangs (USA 2014)
  • Regie: Michael Bay
  • Besetzung: Mark Wahlberg, Stanley Tucci, Nicola Pelz, T.J. Miller, Titus Welliver
  • Budget: ca. 210 Mio. US-Dollars
  • Laufzeit: 165 min.
  • 3D: erhältlich
  • Deutschschweizer Kinostart: 17. Juli 2014

 

 

© 2014 Paramount Pictures. All Rights Reserved. HASBRO, TRANSFORMERS, and all related characters are trademarks of Hasbro.

Mike Mateescu / Fr, 18. Jul 2014