Clown Chocolat

Im Verleih von Ascot Elite

Rafael Padilla (Omar Sy), Sohn afrikanischer Sklaven, arbeitet Ende des 19. Jahrhunderts in einem französischen Zirkus. Er wird wegen seiner Hautfarbe als «Kannibale» zur Schau gestellt, und beeindruckt mit furchterregenden Grimassen die Zuschauer, welche normalerweise keine Schwarzen zu Gesicht bekommen. Als der schon bekannte Clown Footit (James Thièrrèe) sein Potenzial als Clown «Chocolat» erkennt und sie mit gemeinsamen Auftritten auf dem Land Erfolge feiern, gehen die beiden nach Paris, um mit ihren beliebten Nummern Geld und Ruhm zu erlangen. Dort muss Rafael aber feststellen, dass nicht alle einem schwarzen Clown den Erfolg gönnen.

 

Chocolat und Footit bei einem gemeinsamen Auftritt. 

 

Die Geschichte von «Chocolat», dem Clown, hört sich geradlinig an, und das ist sie auch. Es gibt selten Überraschungen oder unvorhergesehene Entwicklungen der Handlung. Dennoch jongliert Regisseur Roschdy Zem die verschiedenen Elemente gut; die Zeit wird angemessen dargestellt, besonders die Kostüme sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Manege sind schön anzusehen und die Musik ist passend konzipiert.

 

Existenzielle Sinnfragen

 

Die beiden Schauspieler scheinen investiert in ihren Rollen, und Omar Sy («Intouchables») überzeugt einmal mehr mit seinem Charisma und Selbstbewusstsein. Es ist seiner Schauspielleistung zu verdanken, dass man den unterdrückten Clown nicht nur bemitleidet, sondern auch ernst nimmt und respektieren kann. Die Identitätskrise, die Rafael zu schaffen macht, die Frage, ob er mehr als nur ein «Kannibale» oder «Chocolat» ist, interessiert. Trotzdem hätte man den Film gut zwanzig Minuten kürzen können. Mehrere Szenen führen nirgendwo hin und zeigen uns nichts Neues zu den Figuren.

 

Chocolat quält sich mit existenziellen Fragen. 

 

Die Momente, in denen «Chocolat» wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird, illustrieren, wie anders der Umgang mit Schwarzen früher im Vergleich zu heute war, aber auch, was ähnlich geblieben ist. Die humoristischen Clown-Nummern hingegen rufen bis auf wenige Ausnahmen lediglich Erstaunen beim Zuschauer darüber hervor, dass irgendjemand das Dargestellte überhaupt lustig finden konnte. Das mag aber durchaus von den Machern beabsichtigt sein.

 

Ein Film mit Herz, der dank den beiden Hauptdarstellern funktioniert, für die eindimensionale Geschichte aber definitiv zu lange geraten ist.

 

  • Chocolat (Frankreich 2016)
  • Regie: Roschdy Zem
  • Drehbuch: Cyril Gely, Olivier Gorce, Gérard Noiriel, Roschdy Zem
  • Darsteller: Omar Sy, James Thierrée, Clotilde Hesme, Olivier Gourmet
  • Laufzeit: 110 Minuten
  • Kinostart: 25. Februar 2016

 

 

Jonas Stetter / Sa, 27. Feb 2016