Ein Film, den Eltern gewidmet

Movie-Kritik: Nous Trois Ou Rien
Bildquelle: 
© Columbus Film

Text von Thomas Hügli

 

Folter, Unterdrückung und Bevormundung, alles im Namen des Schahs, des geistlichen Führers Kohmeni und Allah’s. So gestaltet sich der Alltag im Iran, vor allem für andersdenkende Freigeister, damals wie auch heute noch. Die Menschen sind nicht frei, ihre Meinung öffentlich kundzutun, werden in ihren Rechten beschränkt und fügen sie sich nicht, dem Regime zu folgen, geht es ihnen an den Kragen, bis sie gebrochen sind oder zur Flucht ins Exil gezwungen werden.

 

In der abenteuerlichen, wahren Geschichte von Kheirons Eltern, kommen die Taten des Unrechtsstaates Iran auf tragisch-komische Weise ans Tageslicht. Komisch deshalb, weil es Kheiron auf subtile Art schafft, ohnmächtig machende, brutale Szenen von Folter, Verfolgung und Freiheitsberaubung in ein Kleid von groteskem Witz zu verpacken und das ohne die Opfer jemals als völlig hilflos erscheinen zu lassen.

 

Die Flucht ist nicht einfach. (© Columbus Film / Verleih: Frenetic Films)

 

Der Film erzählt die Geschichte in zwei Teilen. Im Iran wird das Leben und oppositionelle Wirken von Habit (Kheiron), seiner mutigen und selbstbewussten Frau Fereshteh (Leila Bekhti) und ihren Gefolgsleuten sowie von Habit’s Eltern, gespielt vom charismatischen Gérard Dragon und der französischen Schauspielerin und Regisseurin Labou Breitmann, gezeigt. Später folgt eine abenteuerliche und gefährliche Flucht der jungen Familie über die Berge bis nach Frankreich ins Exil.

 

Hommage an die Kraft einer Familie

 

Dort angekommen wird es für die drei nicht einfacher. Sie leben in einem Vorort von Paris inmitten sozialer Brennpunkte. Sie werden konfrontiert mit den typischen Merkmalen der vernachlässigten Integrationsbemühungen von verlorenen Generationen. Gewalt, Zerstörung, Hoffnungslosigkeit und Mangel an Respekt prägen das soziale Miteinander in diesen Gegenden.

 

Trotz der schwierigen Umständen unterstützt sich die Familie. (© Columbus Film / Verleih: Frenetic Films)

 

Habit und Fereshteh ergreifen die Initiative, sind sozial engagiert und bringen Menschen zusammen. Dabei werden sie mit so allerlei Hindernissen konfrontiert, die sie aber kaum erschüttern können. Denn vor allem Habit, der 8 Jahre wegen Verschwörung im Gefängnis sass und Übelstes erleben musste, weil er den Kuchen des Schah nicht essen wollte, ist geduldig und hat Verständnis für alle.

 

Der Film ist eine Hommage an die Kraft, die eine Familie zusammen hält, wider aller Umstände und Schicksalsschläge, die diese erleiden muss. Mit schwarzem Humor, viel Witz und Menschlichkeit erzählt Kheiron die wahre Geschichte seiner Eltern und hinterlässt dabei einen bleibenden Eindruck beim Betrachter.

 

«Nous Trois Ou Rien – Nur wir drei gemeinsam» ist eine wunderbare Liebeserklärung an die Eltern von Schauspieler und Regisseur Kheiron.

 

  • Nour Trois Ou Rien (Frankreich 2015)
  • Regie & Drehbuch: Kheiron
  • Kheiron, Leila Bekhti, Zabou Breitman, Gérard Darmon
  • Laufzeit: ca. 102 Minuten
  • Kinostart: 9. Juni 2016  

 

 

Bäckstage Redaktion / Do, 09. Jun 2016