Machs gut, Mork

Zum Tod von Robin Williams
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Facebook Robin Williams

«Good Morning, Vietnam!» schrie im gleichnamigen Film ein Radiomoderator in den Kriegswirren des Vietnam-Kriegs. Aber für mich ist der Satz nicht nur ein Filmtitel geblieben,  sondern eigentlich ein Satz, der für Robin Williams steht. Dieser Robin Williams hat sich gestern das Leben genommen. Er, der zu seiner Alkoholsucht stand, und uns trotzdem immer zum Lachen gebracht hat, wollte laut Medienberichten nicht mehr leben. Damit geht ein ganz Grosser der internationalen Filmbranche. 

 

Kindermädchen und Peter Pan

 

So tragisch sein Tod ist, er ist Grund genug, um die Karriere von Robin Williams wieder einmal zu beleuchten. Robin war Komiker aus Passion und Herzenslust. Ob er als Mork vom Ork durch die gleichnamige TV-Serie tollte oder in die Haut der kratzbürstigen Mrs. Doubtfire schlüpfte. Robin Williams hatte wie kaum ein anderer den Spagat zwischen Komödie und tieferer Geschichte im Griff. Nur schon im Film «Mrs. Doubtfire», in dem er einen Mann spielt, der nach der Trennung seine Kinder nicht mehr sehen darf und der darauf einfach als Kindermädchen verkleidet bei seiner Ex vorstellig wird, gelingt es ihm auf zwei Ebenen gleichzeitig zu berühren und für Lacher zu sorgen. Für viele ist Williams aber auch Peter Pan, seit er in «Hook» Dustin Hoffman alias Hook um den Kopf und auf die Nerven flog. Das von Steven Spielberg inszenierte Märchen zählt sicher zu den beliebtesten Adaptionen von Peter Pan - der fliegende Junge im grünen Kleid war wie Robin Williams auf den Leib geschrieben. Ein weiteres Beispiel für das sensible Gespür für Stoffe, die zwar vordergründig humorvoll sind, aber eigentlich eine tragische Geschichte transportieren, ist «Patch Adams». Hier spielt Williams einen Arzt, der für schwerkranke Kinder als Clown auf die Spital-Station kommt und ihnen durch Lachen die Zeit im Krankenhaus etwas leichter macht.  

 

Zum ersten Mal in das Licht der Welt blickte Robin am 21. Juli 1951 in Chicago. Mit 16 zog er nach San Francisco. Später studierte Williams Politikwissenschaften, schrieb sich aber bald an der Schauspielschule Juilliard ein. Dort studierte Williams mit dem spätern Superman Christopher Reeves. Die beiden Schauspieler waren bis zum Tod von Reeves eng befreundet. Nachdem er die Schule verlassen hatte, trat er in kleinen Clubs auf und wurde so für die Rolle in «Mork vom Ork» entdeckt. Seinen Oscar bekam er als bester Nebendarsteller für «Good Will Hunting». Für sein gesprochenes Comedy-Album «Robin Williams – Live» bekam er 2003 einen Grammy. Der Schauspieler war grosser Fan von „Doctor Who“ und «Raumschiff Enterprise», doch eine Rolle in «Star Trek – Das nächste Jahrhundert» musste er aus Zeitgründen absagen. Williams war dreimal verheiratet und hatte drei Kinder. Am 11. August ging die Meldung von seinem Tod durch die Medien. Er wurde tot in seinem Haus in Kalifornien gefunden. 

 

Von toten Dichtern und dem König der Fischer

 

Der Komiker Williams steht aber nur für eine seiner vielen Facetten. Genauso hat er in dramatischen Filmen brilliert. Denkt man über die ernsten Rollen des Hollywood-Stars nach, taucht schnell «Club der toten Dichter» auf. Die Rolle des Literaturprofessors, der bei seinen Schülern das eigenständige Denken fördert und sie solange zu leichter Anarchie antreibt, bis es brutal schief geht, zeigt einen nachdenklichen und völlig anderen Robin Williams. Die Rolle brachte ihm von jenen Leuten, die mit Komödien nicht viel anfangen können, Beachtung. Plötzlich war der Mann aus Chicago auch für ernste Thematiken begehrt. So besetzte ihn Terry Gilliam für sein Drama «König der Fischer» und später ging Robin Williams im farbenprächtigen «Hinter dem Horizont» auf die Suche nach seiner Frau im Jenseits. Ausserdem glänzte er neben seinem Freund Robert deNiro in «Awakening». DeNiro spielt einen Mann, der seit Jahren im Koma liegt und Williams verkörpert einen Arzt, der an einem Mittel für Komapatienten forscht. Der Film basiert auf wahren Tatsachen und zählt zu den berührendsten Filmen in der Karriere der beiden Akteure. 

 

Robin Williams, Oscarpreisträger und Stimme von Flaschengeist Genie in «Aladdin», väterlicher Freund von Matt Damon in «Good Will Hunting», verschollener Abenteurer in «Jumanji» oder Teddy Roosevelt in den «Nachts im Museum»-Filmen hat das Scheinwerferlicht für immer verlassen. In Erinnerung bleiben wird er für seine unzähligen und vielseitigen Rollen. Für mich wird er aber immer der Radiomoderator mit der grossen Klappe bleiben, der für die Soldaten in Vietnam mit Musik gegen die Schrecken des Kriegs ankämpft. Wenn ich sein prägnantes Gesicht vor Augen habe, höre ich noch immer den Satz: «Good Morning, Vietnam!» 

 

Patrick Holenstein / Di, 12. Aug 2014