Kleine Inseln, grosses Mysterium

Buchkritik: Bretonische Brandung
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Kiepenheuer & Witsch Verlag / www.kiwi-verlag.de

Commissaire Georges Dupin erhält die Nachricht an einem Montagmorgen während er auf seinen dritten Kaffee wartet. Der übelgelaunte Dupin macht sich sofort auf den Weg zum Ort des Geschehens und das mit einem Transportmittel, das ihm so gar nicht gefällt: dem Boot. Jeder, der das Schaukeln eines Bootes und die darauffolgende Übelkeit schon einmal erlebt hat, weiss, wieso der Commissaire lieber zu Fuss unterwegs ist. 

 

Zehn Seemeilen vor Concarneau, in der Bretagne, liegen die Glénan Inseln. Mit ihrem kristallklarem Wasser und den weissen Stränden gelten sie als Paradies und werden sogar mit der Karibik verglichen. Doch ganz so paradiesisch läuft es auch auf den Glénan Inseln nicht - drei Leichen wurden an Land gespült. 

 

Viele Spuren ohne Lösung

 

Auf der Hauptinsel Saint Nicolas beginnt Commissaire Dupin mit den Ermittlungen und schnell wird klar – es handelt sich um Mord und nicht wie zu Beginn angenommen um einen Unfall. Die drei toten Männer hatten offenbar mehr als nur einen Feind. Dupin ernennt das örtliche Restaurant, das «Quatre Vents», zur Zentrale für die weiteren Untersuchungen der Polizei. Eine wohl überlegte Entscheidung, denn ohne Café und ohne örtliche Köstlichkeiten kann Dupin nicht ermitteln. Der Fall ist verstrickter als Dupin zu Beginn angenommen hat. Politische Mächte sind im Spiel. Es gab Pläne für einen touristischen Ausbau der Inseln und sogar eine mysteriöse Schatzsuche scheint dem Fall eine ganz neue Wendung zu geben. Dupin meint, verschiedene Spuren zu haben, doch keine führt ihn weiter. Während der Ermittlungen zieht plötzlich auch noch ein grosser Sturm auf und die Bewohner und Dupins Crew müssen im «Quatre Vents» Zuflucht suchen. Dupin weiss, der Täter sitzt vermutlich in diesem Raum. Doch wer könnte es sein? Ein Motiv hätte fast jeder. 

 

Eine unterhaltsame Sommerlektüre

 

«Bretonische Brandung» ist der zweite Fall von Commissaire Dupin und der zweite Roman von Jean-Luc Bannalec. Der in Deutschland lebende Autor benutzt den Namen Jean-Luc Bannalec als Pseudonym. Der Roman ist viel mehr als nur ein Krimi, sondern auch eine Art Reise- und Kulturführer. Liebevoll werden Eigenheiten der Bretonen sowie deren örtlicher Spezialitäten beschrieben. So beispielsweise die Cotriade, ein klassischer bretonischer Fischttopf (nie dürfte man Fischsuppe sagen). Die Beschreibungen sind so gut getroffen, dass einem sofort das Fernweh packt und man die Inseln selbst erforschen möchte. Wer noch auf der Suche nach einer Sommerlektüre ist, hat mit Bretonische Brandung ein interessantes Leseerlebnis vor sich.

 

  • Buch: Bretonische Brandung
  • Autor: Jean-Luc Bannalec
  • Verlag: Kiepenheuer & Wintsch
  • ISBN: 978-3-462-04496-6
  • Veröffentlicht: April 2013
Nadine Rohner / Sa, 29. Jun 2013