Stefanie Heinzmann zum Dritten

CD-Kritik: Stefanie Heinzmanns dritte Platte
Bildquelle: 
www.stefanieheinzmann.de

Mit der schlicht nach ihr selbst benannten dritten CD hat Stefanie Heinzmann relativ einfaches Spiel. Den Erfolg des Debüts hat sie mit «Roots To Grow» bereits mit Bravour bestätigt und inzwischen ist Stefanie Heinzmann auch das lästige Label des Casting-Stars los. Klar, die Show von Stefan Raab war ihr Grundstein, aber ohne Talent wäre der Erfolg schnell verblasst. Der aber bleibt, voraussichtlich auch mit der aktuellen Platte. Dass weniger Druck vorhanden war, ist den Songs anzuhören. Heinzmann und ihr bewährtes Team haben keine Mühen gescheut und eine Zeile aus der ersten Single wortwörtlich genommen: «Diggin´ in the dirt to find some Soul.» Da war offenbar viel Soul vergraben. 

 

Was zuerst auffällt ist, wie sicher und entspannt Stefanie Heinzmanns Stimme klingt. Locker und felsenfest singt sie sich durch die 13 Song. Schon beim Opener «Fire» variiert sie zwischen gehauchten Momenten und brachialen Passagen. Die Walliserin hat sehr stark an ihrem Gesang gearbeitet. Nicht nur ihre Stimme hat sie hörbar weiterentwickelt, sondern auch ihre Kompetenzen im Songschreiben hat sie trainiert. Gleich vier Songs stammen aus der Feder von Heinzmann und ihrem Team. Sie zählen allesamt zu den besseren der Platte. Besonders die Gitarrenballade «You Made Me See» funktioniert als Abschluss bestens.

 

Die Walliserin im Jahr 2012 (Quelle: www.stefanieheinzmann.de)

 

«Diggin` in the dirt looking for gold» heisst es im Text zu «Diggin` In The Dirt». Doch offenbar wurde nicht nur Gold gefunden, denn zum Teil sind die Songs weit von Edelmetall entfernt. Beispielsweise «Everone’s Lonley». Stammt von Jamie Cullum, ist aber der Tiefpunkt der CD. Reiner Kitsch, gepaart mit einigen schwülstigen Streichern. Viel zu überladen wirkt der Song wie ein Fremdkörper auf der Platte. «Stain On My Heart» ist nicht wirklich besser und geht im Grunde einfach als austauschbarer 08/15-Hitparadenpop durch. 

 

Dass es deutlich besser geht, beweist «Not At All». Die eingängige Melodie erinnert sofort an den verspielten Gesang der frühen Nelly Furtado. Heinzmann fühlt sich offenbar wohl und bewegt sich sicher in der Materie Pop. Fast am Ende der CD versteckt sich einer der grossen Songs. «This Old Heart Of Mine», im Original von den Isley Brothers, entführt auf eine Zeitreise in den R `n`B und Soul der 60er. Kein Wunder, stammt der Song doch aus der Feder des legendären Komponisten-Trios HDH, Holland-Dozier-Holland, die für einige Hits der Supremes verantwortlich waren und eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des typischen Sounds des Motown-Labels spielten. Eine schöne Verneigung von jener Epoche, die den Sound von Stefanie Heinzmann sicherlich mit beeinflusst hat. 

 

Stefanie Heinzmann gelingt mit dem dritten Wurf eine CD, die sie wohl weiter auf der Erfolgswelle tragen wird. Musikalisch ist zwar nicht alles Gold, was zu glänzen scheint, aber fast alle der dreizehn Songs funktionieren bestens und zeigen eine junge Schweizer Künstlerin, die sich auf internationalem Niveau bewegt. 

 

 

 

Stefanie Heinzmann ist auf Tour. Am 11. April spielt sie im Kaufleuten. Weiter Termine stehen auf ihrer Webseite.

Patrick Holenstein / So, 08. Apr 2012