Im Land der Spiegelplättchen

CD-Kritik: YIP Deceiver - Medallius
Bildquelle: 
Snowhite

Über das Ami-Duo Yip Deceiver lässt sich nicht viel Handfestes in Erfahrung bringen. Ausser ein paar herrlich durchgeknallten YouTube-Videos und der Tatsache, dass die Herren Pierce und Dobbratz üblicherweise bei den kanadischen Indie-Pop-Dinosauriern «of Montreal» spielen. «Zwei Dudas, zwei Mikros, alles kann geschehen» lassen sie über ihre Internetpräsenz verlauten. Auf ihr Album – dem ersten nach einer Debüt-EP - trifft das absolut zu. Die Band klingt wie eine Kreuzung aus der 80er-Jahre-Combo Kajagoogoo (Schei-Schei), dem Soundtrack eines Zelda-Abenteuers und einem kräftigen Schluck Aludosen-Champagner. Kätzischer Gesang und Schnapsgumsel-Synthies kollidieren mit gockelnden Discobässen, Sampler-Gitarren und Spukschloss-Effekten zu einem schrill-swingenden Zaubertrank. Dank der kurzen Laufzeit von bloss 37 Minuten braucht man allerdings keine Überdosis fürchten.  

 

Anhand der mehrstimmigen Prince-Harmonien lässt sich erahnen, dass Yip Deceiver tief im Herzchen eigentlich R’n’B-Fans sind, ihre Vorliebe jedoch erfolgreich mit allen Mitteln zu kaschieren suchen. Diese aus marktstrategischen Gründen stellenweise schwul angepinselte Liedersammlung ist wie die fremde, kleine Kesse, mit der man nach zwei Drinks zu viel in der illegalen Bar über die Tanzfläche fegt. Also aufgekratzt, kompakt und schillernd. In schlechten Momenten aber auch nervig, kalt und vorwitzig - wie die blöde Ex.

 

Yip Deceiver - «Get Strict»

 

  • Künstler: Yip Deceiver
  • Album: Medallius
  • Genre: Electropop
  • Veröffentlichungsdatum: 27.09.2013
  • Label: Snowhite
  • Internetpräsenz: yipdeceiver.com
Mike Mateescu / Mi, 16. Okt 2013