Die Reise durch die inneren Gärten von WE ARE AVA

Kritik: WE ARE AVA – Inner Gardening
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Plattencover

Nach einer langen Durststrecke von knapp zwei Jahren befindet sich unter vielen anderen Künstlern auch die Ostschweizer Band WE ARE AVA unter den Musikern, die wieder live auftreten dürfen. Bereits im Juli startete für Kim, Nicola und Andy der «we are finally back on stage»-Run durch die Schweiz. Die «In Your Garden-Tour» mit sechs Haltestellen in der Schweiz war jedoch nur der Anfang. Nach der Plattentaufe am 17. September 2021 in St. Gallen (Tickets) tourt das Elektro-Pop-Trio erneut durch dessen Heimatland. Zuerst aber begeben wir uns mit AVA auf eine emotionale, tänzerische Reise durch das neu erschienene Album «Inner Gardening».

 

Höhen und Tiefen im inneren Garten

 

Was bei der Analyse der Songtitel auffällt; die ersten sechs Titel sind aussagekräftiger als die darauffolgenden vier. Ohne reinzuhören, ahnt man, dass in der Musik starke Emotionen, tiefgründige Gefühle und die nackte Wahrheit verarbeitet ist. Bereits der erste Track «Won’t Do It Again» bestätigt die Vermutung. Der Song bringt vor allem die Lehre nach einem Liebes-Aus hervor und dass man es beim nächsten Mal anders bzw. sogar besser machen kann. Die verletzlichere Seite dringt auch im darauffolgenden Song «More Than You Like Me» an die Oberfläche. Wie sehr muss es schmerzen, wenn man feststellt, dass man mehr Liebe für jemanden übrighat, als man zurückbekommt? Durch das Aussetzen der Beats und dem Sound wirkt Kim’s klare Stimme noch näher und deutlicher.

 

WE ARE AVA - «Give Me That Love»

 

Das stetige Weiterentwickeln nach diversen Vorkommnissen in den verschiedensten Lebenssituationen bildet einen roten Faden durch die Tracklist. Die Band greift immer wieder Themen auf, die heutzutage die Mehrheit der Leute beschäftigen. Problemen, mit denen man versucht, in der Gesellschaft klarzukommen. Man ist geplagt von Selbstzweifel, man betrachtet sich als nicht ausreichend. Wir gehen durch Höhen und Tiefen und umgeben von Menschen fühlt man sich plötzlich allein. Da kann es schon mal vorkommen, dass der «Innere Garten» von den Emotionen verwüstet wird und man nicht weiss, wo man anfangen soll, um das Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Doch auch für solche Down-Momente haben die Ostschweizer die passenden Lyrics geschrieben. «Give Me That Love» haben sie das Stück benannt. Da beginnt das Herz automatisch, wieder aufzublühen und entfacht die Hoffnung auf bessere Zeiten. WE ARE AVA selbst nennt dieses Stück den «Lullaby» des Albums.

 

Auf der Platte darf ein spezieller Song nicht fehlen. «Mine» wurde bereits im Herbst 2020 veröffentlicht und ist der erste komplett selbst produzierte Song von den AVA’s. Zu den klassischen Klavierklängen harmoniert die unverkennbare Stimme von Sängerin Kim. Die minime und zum Schluss düster angehauchte, musikalische Begleitung macht das Stück zu einem zerbrechlichen, sanften Song.

 

Musikalische Entwicklung nicht zu überhören

 

Die musikalische Entwicklung und gleichzeitig die Findung des Trios im soften Elektro-Pop ist während den knapp 34 Minuten nicht zu überhören. Die Lyrics sind wie gewohnt sehr direkt und wirken teilweise zerbrechlich. Die AVA’s lassen mit ihren Stücken zwar Platz zum Tanzen, aber keinen Raum für Interpretation. Aussagen wie «this shit hurts like hell» und «you aren’t mine» könnten deutlicher nicht sein.

 

In den Albumtitel «Inner Gardening» wiederum, kann viel hineininterpretiert werden. Es ist eine wunderschöne Metapher, zu der alt und jung bestimmt auf eine Art und Weise einen Bezug zum eigenen Leben wiedererkennen kann. Es ist stets notwendig, sein Inneres in Ordnung zu bringen und noch wichtiger; den inneren Garten zu pflegen. Schenkt man ihm zu wenig Aufmerksamkeit, verblühen unsere eigenen Blumen und wir vergessen allmählich unseren eigenen Wert. Danke für die Erinnerung, dass es Wasser braucht, damit unser Garten wieder blühen kann.

 

WE ARE AVA haben sich auf ihrer Reise im soften Elektro-Pop gefunden. Sie scheuen sich nicht, alltägliche Themen und Problematiken anzusprechen und finden den perfekten Mix zwischen zerbrechlichen Melodien, klarem Gesang und stilsicherem Elektro-Pop. Ob Powertracks oder Synth-Hymnen - alt und jung darf sich wohlfühlen und sich auf die Reise mitnehmen lassen.

 

 

Rahel Inauen / Fr, 10. Sep 2021