«Unchained» Die Vielfalt liegt im entfesseln

CD-Kritik: Unchained von Naomi Lareine
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Cover: ©℗STARTER GANG 2019.

Mit Ihrer Single «Issa Vibe» aus dem Jahr 2018, schaffte sich die Zürcher Musikerin Gehör auf Radio Stationen und wurde kurz darauf von SRF zum «Best Talent» ernannt. Dies führte zu einer Nominierung bei den «Swiss Music Awards» und verschaffte der jungen Künstlerin noch mehr Bekanntheit. Und all dies mit gutem Grund. Naomi Lareine peppt die Schweizer Musikszene mit ihrem R&B Sound auf und erweitert die Szene mit ihren souligen Vibes. Etwas was in der Schweizer Musiklandschaft schon lange fehlte.

 

In ihrem Debütprojekt «Unchained» entführt Naomi Lareine die Hörerinnen und Hörer in eine Welt der toxischen Liebe, Lügen, Sehnsucht, Lust und Sex. Naomi Lareines Stimme erinnert an internationale Rhythm and Blues Grössen wie Jorja Smith oder sogar Alicia Keys. Kratzig, sanft und verführerisch. Ein guter Grund, um die ganze EP auf und ab zu hören. Doch das ist nicht ihr einziges Talent. Noch viel wichtiger sind ihre Vibes: sie vermischt Coolness, Leidenschaft und Sexappeal.

 

Die EP «Unchained» ist voller Schwermut und Sehnsucht. Es mag an den tiefen Backbeats des Basses in Begleitung mit den Drums liegen. Oder an den bedrückenden Lyrics aus dem Song «Unchained», wo die Sängerin über ihre Entfesslung spricht, wobei sie sich von der Liebe, möglicherweise ihrer Ex-Freundin, verabschiedet. «All i have is a goodbye for ya».

 

Naomi Lareine - «ISSA VIBE

 

Die EP birgt aber nicht nur Wehmut und Herzschmerz, sie ist überraschend vielfältig. Rhythm and Blues ist nicht einfach nur derb-melancholisch. Und Naomi Lareine ist nicht einfach nur Rhythm and Blues. Mit dem Song «More and More» und «Get it» stellt Naomi Lareine ihr Handwerk für elektronische Musik unter Beweis. Ein Appell sich selbst zu lieben und eine Aufforderung zu tanzen. Eine soulige Stimme auf elektronische Beats zu packen und zum Nachdenken verführen sind noch längst nicht alles.

 

Naomi Lareine wurde vom Rapper Noizy entdeckt und begleitete den Schweizer Hip-Hopper Stress als Support Act auf seine Konzerte. Also auch in dieser Szene kennt sich die ehemalige Fussballerin bestens aus. Das beweist sie mit dem Song «Untouchable», passend zum Genre «Hip Hop» rappt Naomi Lareine darüber, wie sie sich sehnlich, die Zunge einer anderen Frau in ihrem Mund wünscht. Und sie geht noch tiefer: im letzten Drittel des Songs kopiert Lareine einen Teil des Songs «My neck, my beck» von Ella Kings: «my neck, my back, lick my pussy and my crack.» Gekonnt baut die Sängerin Trap Elemente auf den eher schleppenden und düsteren Beat ein und demonstriert damit eine weitere Fähigkeit. Ausserdem fügt Naomi Lareine mit ihrer rauen und harmonischen Stimme AdLibs hinzu, welche den Song ausschmücken und erkennbar machen.

 

So klingt also eine EP der schweizerischen Alicia Keys. Nach einer trüben Mischung aus rührendem Blues, vermischt mit ergreifenden Lyrics, welche jede und jeder in irgendeinem Sinn betrifft oder berührt, zusammengeführt mit packenden Klängen, die zum Aufstehen und tanzen bewegen.

 

Eine EP vollgeladen mit künstlerischer Begabung und Vielfalt.

  • Künstlerin: Naomi Lareine
  • EP: «Unchained»
  • Im Handel: Ab sofort

 

Dieser Artikel ist Teil der Diplomarbeit von Valeria Piediscalzi an der Schule für Angewande Linguistik im Fachbereich Journalismus. 

 

 

Valeria Piediscalzi / Mi, 22. Apr 2020