R'n'B 2.0

CD-Kritik The Weeknd - Trilogy
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Facebook: The Weeknd

Wer beim Stichwort «R’n’B» den Sender umschaltet oder in der Playlist auf weiter klickt, der sollte bei Abel Tesfaye alias The Weeknd eine Ausnahme machen. Er gehört zu einer Generation neuer R’n’B-Musiker, die mit Usher und Co. nur im Entferntesten etwas zu tun haben. Gekonnt mischt The Weeknd seine R’n’B-Stimme mit kräftigen Electrobeats, Trommeln, Gameboy-ähnlichen Tönen und sogar Vogelgezwitscher.

 

«Trilogy» ist nicht ein Album, sondern eine Compilation von drei Alben. Der 1990 in Toronto geborene Tesfaye brachte 2011 nämlich nicht ein, sondern sogar drei Alben raus. In regelmässigen Abständen (März, August, Dezember) veröffentlichte er Alben mit jeweils zehn Tracks. Die meisten Stücke hat er selbst komponiert und auch viele Instrumentalparts spielt er selbst. Die Alben tragen klingende Namen wie «House of Balloons», «Thursday» und «Echoes of Silence». Die Reaktionen auf die Alben waren grösstenteils sehr positiv. Und er ist auch wirklich eine Entdeckung wert: Seine Lieder sind sanft und unerwartet. Plötzlich kommen aus dem Nichts Electrobeats, mal ist seine Stimme nur aus der Ferne zu hören oder ein Stück beginnt nur mit Klaviertönen. Die sphärischen Klänge kombiniert mit R’n’B sind etwas Neues und Erfrischendes in der Musikwelt. Doch ohne die Wörter «Baby» und «Fuck(ing)» scheint auch die R’n’B-Generation 2.0 nicht auszukommen.

 

Rapeinlage von Drake

 

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Stücke, besonders die auf dem zweiten Album «Thursday», sind teilweise sehr lang (bis zu acht Minuten) und weil seine Lieder grundsätzlich alle relativ ähnlich klingen, können sich acht Minuten sehr in die Länge ziehen. Besonders auch, weil viele Lieder eher in gemächlichem Tempo spielen. Doch die Geduld lohnt sich (meist): So gibt es beispielsweise am Ende von «The Zone» noch eine Rap-Einlage von Drake zu hören. Durch die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls aus Toronto stammenden Drake und dank Veröffentlichungen auf der Video-Plattform Youtube wurde The Weeknd überhaupt bekannt.

 

Durch die Langsamkeit seiner Lieder schafft es The Weeknd aber, einem zumindest für einen Moment vom Alltagsstress zu befreien. Mit seinen Melodien lädt er zum Tagträumen und Wegdriften ein. Und etwas Positives hat auch die grosse Ähnlichkeit der Lieder: Der Wiedererkennungswert von The Weeknd ist sehr gross.

 

Fazit: Passend für die Vorweihnachtszeit als Hintergrundmusik zum «Guetsli» backen, zum Tee-Treff mit Freunden oder zum Entspannen in der Badewanne. Und mit seiner sehr ansprechenden und äusserst ästhetischen Verpackung ist «Trilogy» auch ein tolles (Weihnachts-)Geschenk für Musikliebhaber und solche, die gerne Neues entdecken.

 

  • The Weeknd
  • Album: Trilogy
  • Releasedatum: 13.11.2012
  • Plattenfirma: XO und Universal Republic Records
  • www.theweeknd.com
Annik Hosmann / Fr, 30. Nov 2012