Tanzt du noch einmal mit mir, bis alles explodiert?

Konzertkritik: Broilers im Komplex 457

Eines muss vorweg gesagt sein: Ein verrückteres Publikum als jenes bei den Broilers habe ich noch nie erlebt. Bei der Schweizer Vorband Delilahs war zwar noch nicht viel Bewegung in der Menge zu sehen, dafür kann man den Delilahs aber keinen Vorwurf machen – sie machten ihre Sache sehr gut und rockten die Bühne – die Konzertbesucher wollten an jenem Abend aber nur ihre Broilers. Und die forderten sie mit lautstarken Rufen auch ein, aber wenigstens erst nach der Show der Delilahs.

 

Bereits dazwischen war aber kein Halten mehr. Ein Teil des Publikums begann schon zur Studio-Musik in der Halle zu pogen. Was folgte, als die fünf Düsseldorfer schliesslich die Bühne betraten, war eine einzige grosse Party. Die Hitze stieg bereits nach kurzer Zeit bis auf die Empore und brachte sämtliche Konzertbesucher zum schwitzen, unabhängig davon ob sich diese bewegten oder nicht. Wobei zu sagen ist, dass man sich dem Bewegungsdrang bei der geballten Energie, die von der Bühne kam, fast nicht entziehen konnte. Der Körper tanzte und hüpfte automatisch mit. Die Menge, die sich nach unten ins Chaos gewagt hatte, war eine einzige, pogende, tanzende und mitsingende Masse und zweimal erfüllte sogar das Licht brennender Petarden im Publikum den grossen Saal im Komplex 457.

 

Auch die Broilers selbst gaben Gas und holten auch den letzten Rest aus sich selbst, den Instrumenten und dem Publikum raus. Dabei waren sie nicht nur musikalisch überzeugend, sondern auch noch ausserordentlich sympathisch. Sänger Sammy Amara kommunizierte fleissig mit dem Publikum und tat seine gewachsene Liebe zu Zürich kund: «Aus ich hab dich lieb ist ein ich liebe dich geworden.»

 

 

Von über zwei Stunden Spielzeit – schon das allein muss der Band zugute gehalten werden – wurden nur sechs Stücke aus dem neuen Album «Noir» gespielt, was den meisten allerdings egal war, denn das Anfangs Februar veröffentlichte Album wurde von eingefleischten Fans sowieso kritisiert, weil es zu weich sei. Auch zu dieser Sache nahm die Band live Stellung: «Es ist unser Baby», sagte Sammy. «Warum kritisiert ihr etwas, woran Menschen zwei Jahre lang gearbeitet haben? Wir sind noch immer die Broilers.» Applaus, aber auch die ein oder andere betroffene Miene waren die Folge.

 

Ansonsten war die Show eine gelungene Auswahl an Songs aus 20 Jahren Bestehen der Broilers, wo nicht nur für die fünf festen Bandmitglieder, sondern immer wieder auch für zwei Bläser Platz war, die den energievollen Ska-Stücken den letzten Schliff gaben. Die Broilers sind auch nach so vielen Jahren noch nicht müde geworden und die Fans dürfen sich bestimmt noch auf viele Konzerte freuen. Unter anderem spielt die Band übrigens am Greenfield in Interlaken. 

Seraina Schöpfer / Do, 06. Mär 2014