Gomez im technischen Nirgendwo

Konzertkritik: Gomez im Abart
Bildquelle: 
Promobild / www.gomeztheband.com

«We’re on a road to nowhere», singen Gomez in einer Coverversion des «Talking Heads»-Klassikers «Road To Nowhere». Die Zeile liesse sich mühelos auf das gestrige Konzert im Abart übertragen, denn etwas ziel- und orientierungslos fühlte man sich beim Konzert von Gomez schon. Es steckte der sprichwörtliche Wurm drin. 

 

Angefangen beim undurchdringlichen Brei, der von Beginn weg aus den Boxen quoll und sich zäh und klebrig zwischen den Menschen ausbreitete. Eine starke Übersteuerung sorgte für ein konstantes Dröhnen und verwandelte sämtliche Instrumente und Stimmen in ein undefinierbares Mus. Die fünf Jungs von Gomez waren sich entweder dessen bewusst oder sie spürten die schnell aufkommende Unruhe im Publikum. Jedenfalls wirkten sie blutleer, fast lethargisch und auch etwas genervt. Manches Bandmitglied machte sogar derart komische Grimassen, dass man sich fragte, welche Laus ihm wohl über die Leber gelaufen ist. 

 

Die Pausen zwischen den Songs wurden je weiter fortgeschritten die Show war, desto länger, Diskussionen innerhalb der Band und technische Probleme trugen nicht viel zur Besserung der Stimmung bei. Schade eigentlich, denn Gomez wären, eine starke und vielseitige Band, mit bestechend viel Gefühl für Dynamik, einem Händchen für eingängige Songs und grossem handwerklichen Können. Sie wechselten sich mit der Leadstimme ab und interpretierten zum Teil polyphon. Funkige Bassläufe und folkige Gitarrenintermezzos belebten das Set genauso wie fipsende Elektrospielereien. Das harmonische Zusammenspiel funktionierte bei Gomez offenbar mühelos, das war beim Konzert in Zürich durchaus zu hören.  

 

Doch tragischerweise scheiterten Gomez an der Technik. Das zeigte sich schnell an den geschätzt 250 Leuten im angenehm gefüllten Club. Unruhe machte sich breit, Stimmung fehlte - abgesehen von respektvollem Applaus zwischen den Songs - über weite Strecken völlig und die Leute widmeten sich immer mehr ihren tagesaktuellen Gesprächen. Sogar eine Gruppe Engländer, die den Weg an die Manessestrasse gefunden hatte, schien Gomez nur noch als Hintergrundmusik zu nutzen. Wenn Engländer ihren Bands nicht mehr zuhören, dann ist das definitiv kein gutes Zeichen. Schade, dass Gomez ihre Klasse zwar ausspielen konnten, gegen die technischen Schwierigkeiten aber insgesamt den Kürzeren zogen. 

Patrick Holenstein / Fr, 13. Apr 2012