Tom Odell: «Der Erfolg kam nicht über Nacht»

Interview: Tom Odell
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sonymusic.ch / © Andrew Whitton

 

Kommst du aus einer musikalischen Familie?

Nein, interessanterweise nicht. Gut, meine Grossmutter war musikalisch, aber ansonsten habe ich Musik immer nur zu meinem eigenen Vergnügen gemacht. Meine Familie hat mich nie dazu gedrängt oder so.

 

Eine Freundin von Lilly Allen war an einem Konzert von dir und hat dich dann weiterempfohlen. Wenn es nicht so gewesen wäre – hattest du da schon eine Vorstellung, wie dein musikalischer Weg aussehen würde?

Vielleicht. Ich war mir sicher, dass ich ein Album aufnehmen wollte. Das hätte ich auf jeden Fall getan, auch wenn ich Lilly nicht getroffen hätte. Allerdings brauchte ich dazu natürlich finanzielle Unterstützung. Ich spielte zu dieser Zeit zwar viele Konzerte, aber mir ging langsam das Geld aus. Also war ich darauf angewiesen, jemanden zu treffen, der mir half, meine Ziele zu verwirklichen. Der Zeitpunkt, um Lilly Allen kennen zu lernen, war perfekt. Aber ich arbeitete schon vorher sehr hart, anfangs auch ohne damit gross Anerkennung zu verdienen. Der Erfolg kam also nicht über Nacht.

 

Was fasziniert dich momentan am meisten an der Erfolgswelle, auf der du gerade reitest?

Ich weiss nicht genau. Hier zu sitzen (Anm. d. Red.: wir sind im Zürcher Hotel Renaissance in einem der oberen Stockwerke) und diese Aussicht über die Stadt zu geniessen, ist fantastisch. Mir fällt auf, dass die Leute stark an meinem Privatleben interessiert sind. Das ist manchmal komisch. Ich hätte erwartet, dass es mehr um meine Musik als um meine Person geht.

 

Was war dein bislang eindrücklichstes Erlebnis?

Letzten November war ich zu Gast bei «Later with Jools Holland» – das ist eine Musikshow des britischen Fernsehsenders BBC. Dort aufzutreten war schon immer ein Traum von mir. Dann waren meine Band und ich im Januar auf einer kleinen Tour in den USA und kehren noch diesen Monat dorthin zurück. Darauf freue ich mich sehr, denn Amerika fasziniert mich – es ist ein gewaltiges Land mit so vielen Extremen. In Texas fahren die Leute mit ihren Pick-Ups durch die Stadt und man trifft dort die unterschiedlichsten Menschen an. Ausserdem ist es ein sehr inspirierender Ort für Musik und Musiker. Das Land hat in den vergangenen sechzig Jahren viele bedeutende Künstler hervorgebracht.

 

Hast du einen Plan B, falls es irgendwann nicht mehr so laufen sollte mit der Musik?

Das ist eine gute Frage. Aber nein, ich kann mir nichts anderes vorstellen als Musik zu machen. Ich liebe die Musik und werde so lange dabei bleiben bis ich alt und taub bin. Und sogar dann werde ich einfach so tun, als könnte ich sie noch hören(lacht). Aber ich würde irgendwann sehr gerne Filmmusik schreiben. Das war schon immer eine meiner Ambitionen und irgendwann werde ich das in Angriff nehmen.

 

Wann hast du mit den Songwriting begonnen? Welches war bislang deine intensivste Songwriting-Phase?

Ich schreibe eigentlich schon seit ich denken kann. So richtig damit beschäftigt habe ich mich aber wohl nach meinem Umzug nach Brighton, da war ich 18 Jahre alt. Das Songwriting kommt bei mir in Schüben – manchmal schreibe ich während sechs Monate sehr intensiv, dann wiederum während dreier Monate nur spärlich. Im Moment bin ich gerade ziemlich mit Schreiben beschäftigt. Das viele Reisen finde ich sehr inspirierend. Schon Bob Dylan sagte, er müsse sich bewegen, um zu schreiben. Man braucht die Veränderung um sich herum. Wenn man immer nur am gleichen Ort ist, fehlt einem irgendwann das Neue und das merkt man den Songs dann auch an.

 

Du hast solo gestartet und dann eine Band um dich herum formiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Ich hatte schon immer mit Bands zusammengespielt. Die Musik, die in meinem Kopf entsteht, braucht Musiker, die mir bei der Umsetzung helfen. Ich wollte nie nur mich selber mit dem Piano begleiten. Gerade für das Album war klar, dass ich mehr Varietät und Dynamik wollte und insofern auch mehr Musiker benötige.

 

Der Release deines ersten Albums Long Way Down  wurde von April auf Juni verschoben. Was ist der Grund?

Ich werde die nächsten ein, zwei Monate in Amerika sein und brauche diese Zeit dort. Wir wollten, dass das Album auf der ganzen Welt am selben Datum erscheint, deshalb mussten wir den Termin ein wenig nach hinten schieben.

 

Was erwartest du von deinem neuen Album?

Ich weiss nicht.. Was erwartet ihr von meinem Album?

 

Gute Musik, die uns berührt.

Ich hoffe, dass ihr das bekommt. Ich bin mir nicht sicher, was ich selber von meinem Album erwarte. Hoffentlich mögen es die Leute. Natürlich habe ich diesen Gedanken auch im Hinterkopf, wenn ich Songs schreibe, aber nicht nur. Meine Songs sind sehr persönlich.

 

Welchen Künstler aus deiner Heimat verehrst du am meisten?

Hmm.. Ich liebe Elton John und Joe Cocker. James Blake hat gerade sein zweites Album herausgebracht, ich bin ein grosser Fan von ihm. Diese Musiker inspierieren mich für mein eigenes Schaffen.

 

Mitarbeit: Laura Zeller

Linda von Euw / Fr, 05. Apr 2013