Spontan-Interview mit Greg Kriesel von The Offspring

Spontan-Interview mit «The Offspring"-Bassist
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Usgang.ch

Geplant war ein Interview mit Sänger und Gitarrist Dexter Holland. Der hat dann aber wohl Bammel bekommen und alle Interviewtermine abgesagt. Stattdessen gab’s ein spontanes Interview mit Bassist Greg Kriesel in einem kleinen Hinterzimmer vom Zürcher Komplex.

 

 

Hey Greg! Willkommen in Zürich. Na, wie geht’s?

Tiptop. Keine Ahnung, wann wir das letzte Mal hier in Zürich waren, ich glaube, es ist eine ganze Weile her. Aber wir waren einige Male in Interlaken am Greenfield Festival. Die Leute sind toll und es macht immer Freude hier in der Schweiz zu spielen.

 

Schön, dass ihr zurück in der Schweiz seid. Hattet ihr denn etwas Zeit euch Zürich anzuschauen?

Nein. Wir sind erst letzte Nacht angekommen. Naja, und heute haben wir dann einfach gechillt.

  

1989 habt ihr euer Debüt-Album «The Offspring» rausgebracht. Jetzt, 23 Jahre später, seid ihr auf Tour mit eurem neunten Studio-Album «Days Go By». Während der letzten 30 Jahre: Was hat sich für euch verändert, beim zusammen Musik zu machen?

Naja, wir sind jetzt auf einem ganz anderen Level. Als wir unsere erste Platte rausgebracht haben, da gab es grade mal um die 2‘000 Kopien davon. Danach hat sich dann vieles verändert. Aber ich denke, musikalisch sind wir uns über die Jahre trotzdem treu geblieben und haben noch immer die gleiche musikalische Einstellung und Energie. Es wurde mit den Jahren nicht einfacher Musik zu machen. Wir haben versucht auf jedem Album irgendwie was Neues zu bringen aber trotzdem bei unseren Wurzeln zu bleiben.

 

Euer aktuelles Album heisst «Days Go By». Was für eine Botschaft steht dahinter?

Das Leben geht einfach weiter. Man kann die Zeit nicht anhalten. Und genau so ist es uns eben auch ergangen. Wir sind von da nach da. Tja, und jetzt sind wir eben hier. Aber eine tiefere Bedeutung hat der Album-Titel jetzt nicht.

  

Hast du denn einen Lieblingssong auf eurer neuen Platte?

Äähm… Ich denke, mein Lieblingssong ist «Slim Pickens», der letzte Song auf dem Album. Der Song hat die Energie und das Punk-Gefühl vom alten Songmaterial, aber ist zugänglicher als unser früheres Punk-Songmaterial. «O.C. Guns» finde ich super wegen der Bass-Line. Den Song zu spielen macht mir total Spass, weil’s einfach mal was anderes ist. Die zwei Songs stechen für mich auf dem Album besonders raus.

 

Auf dem Album gibt’s so kuriose Song-Titel wie «Slim Pickens Does The Right Thing And Rides The Bomb To Hell», einer deiner Lieblingssongs. Wie kam es denn zu dem Song-Titel?

Das ist Dexter’s Schuld! (Lacht). Ich bin mir nicht sicher, ob das von einem Film kommt, den er mal gesehen hat. Gut möglich, dass das von einem Film stammt. Aaahh! Ich hab da immer so ein Durcheinander. Aber ich glaub … hmm. Nein, Doctor No war es nicht. Genau, Doktor Strangelove (Deutscher Titel: Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, Anm. d. Red.) war es. Ehrlich gesagt, den Film hab ich nicht gesehen. Es muss wohl einer von Dexters Lieblingsfilmen sein über den er kurzerhand einen Song geschrieben hat.

 

Vor einem Jahr habt ihr «Days Go By» rausgebracht. Arbeitet ihr denn schon an einem neuen Album?

Ja, also wir arbeiten hier und da an ein paar Songs. Mal schauen, wie’s kommt. Vielleich bringen wir die Songs als Singles. Ein paar Fans werden sich bestimmt das komplette nächste Album kaufen, aber die meisten Offspring Fans werden wohl schon so einige Offspring Alben haben. Gut möglich, dass die sich dann nur ganz spezielle Songs, die ihnen besonders gefallen, kaufen werden. So läuft’s eben. 

 

2014 ist das 20-jährige Jubiläum eures Albums «Smash». Habt ihr schon Pläne? 

Wir haben zwar noch nicht wirklich darüber geredet, aber ich glaube schon. Vielleicht werden wir es mit dem 25-jährigen Jubiläum von unserem ersten Album verbinden. Letztes Jahr hatten wir ja unser 20-jähriges Jubiläum von «Ignition». Der ersten Platte überhaupt, die wir bei Epitaph rausgebracht haben. Wir haben bei ein paar Shows das ganze Album gespielt. Mal sehen, vielleicht machen wir das wieder so.

 

Greg Kriesel im Interview mit bäckstage.ch

bäckstage.ch traf Greg Kriesel von The Offspring

kurz vor seinem Auftritt im Komplex 457.

(Bildquelle: Bäckstage.ch / © Dominique Rais)

 

Gibt es etwas, das ihr in eurer Karriere noch nicht gemacht habt oder wo ihr noch nicht wart? Etwas, das ihr unbedingt noch erleben wollt?

Ich denke, wir haben so ziemlich alles gemacht, was wir uns anfangs zum Ziel gesetzt haben. Wir waren auf Tour mit Social Distortion – einer meiner persönlichen Lieblingsbands. Ich war in einem Jahr sogar mal an sechs Konzerten der Band. Dann haben wir mit The Ramones, AFI und The Dead Kennedys gespielt. Eine tolle Erfahrungen mit genau den Bands auf der Bühne zu stehen, die uns von Anfang an beeinflusst haben.

 

Ihr habt vier Jahre gebraucht bis ihr dann letztes Jahr mit «Days Go By» euer neuntes Studio-Album rausgebracht habt. Womit wart ihr denn beschäftigt? Was habt ihr in der Zeit gemacht?

Ziemlich viel. Wir sind getourt und hatten hier und da Konzerte. Ich habe vier Kinder, die alle noch zur Schule gehen, die halten mich unter der Woche auch immer recht auf Trab.

 

Du und die anderen Bandmitglieder seid alle aus Orange County. Bist du ein typischer Californian Surfer Boy?

Nein, gar nicht. Ich bin nie gesurft. Es hat mich einfach nie interessiert. Snowboarden, Surfen, Ski fahren - Sportarten, bei denen ich nicht punkten kann, finde ich ziemlich langweilig. Naja, das ist halt eben meine Mentalität. Team-Sport und Golfen find ich super. Sportarten, bei denen man sich messen kann.

 

Gibt es für dich Sportarten, die dir helfen Stress abzubauen?

Gute Frage. Ich glaube, für mich ist es das Golfspielen. Vier, fünf Stunden, nur ich und mein Golfspiel. Da denke ich weder über Bandkram noch über meine Familie und Kinder nach. Ich denke da einfach nur an den nächsten Schlag.

 

Dexter hat seinen Master in Mikrobiologie gemacht und Anfang Jahr seine Doktorarbeit über HIV veröffentlicht. Denkst du, er wird sein Musikerleben hinschmeissen und Vollzeit-Wissenschaftler werden?

(Lacht). Nein, also ich denk mal nicht. Wir haben schon immer verschiedene Sachen gleichzeitig gemacht. Für ihn ist es wichtig, wenn er was angefangen hat, es auch zu beenden. In dem Fall war es eben sein Mikrobiologiestudium. Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass er mal zur Laborratte mutiert, statt mit uns Konzerte zu spielen. Also, ich hoff es mal nicht. (Lacht).

 

Vor acht Jahren habt ihr euer letztes Club-Konzert in der Schweiz gespielt. Habt ihr denn irgendwelche Erwartungen für euren Auftritt heut Abend?

Ich hoffe mal auf viel Energie. Wir werden rausgehen und unsere Songs spielen. Ich finde, das Tolle an Klub-Konzerten im Gegensatz zu Festivals ist, dass wir da in kleinerem Rahmen spielen können. Das ist einfach intimer. Man spürt so richtig die Energie und sieht die Aggression, von der der Pit angeheizt wird (Lacht).

  

Und zu guter Letzt noch ein kleines Spiel. Sag mir deinen ersten Gedanken. 

 

Kalifornien.

Zuhause.

 

Wissenschaft.

Herz.

 

Gringo Bandito.

Würzig.

 

Punk Music.

Energiegeladen. Lebendig.

 

Self Esteem.

Das sind viele verschiedene Sachen …

 

Switzerland.

Toll. Hier zu spielen macht immer wieder aufs Neue Spass. Ich habe vorhin grad an unsere allererste Show hier in der Schweiz gedacht nachdem wir «Smash» rausgebracht hatten. Wir haben 1994 in einem kleinen Klub gespielt. Ich habe das Gefühl, das war wohl irgendein Hinterzimmer. Jedenfalls war der Klub so klein, dass wir, um auf die Bühne zu kommen, quer durch den Raum, also zwischen den Leuten, durchlaufen mussten. Damals war noch Ron Welty bei uns Drumer. Es war so heiss und man konnte kaum atmen. Nach so 30 Minuten hat Ron das Konzert dann abgebrochen. Die Leute haben uns echt böse ausgebuht, daran kann ich mich noch gut erinnern.

 

Dann hoffen wir mal, dass heute Abend alles rund läuft. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast und es trotzdem noch mit dem Interview geklappt hat. Viel Spass beim Konzert. 

Na klar, das hört sich jetzt schon richtig gut an (Itchy Poopzkid standen zu der Zeit auf der Bühne, Anm. d. Red.).

 

Titelbild von Usgang.ch

Dominique Rais / Mo, 02. Sep 2013