SoKo begeisterte mit ehrlichem Herzschmerz

Konzertkritik: SoKo im Mascotte
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Bäckstage / © Stephane Kaeser

Die Haare wie Andy Warhol - blond, kurz und fransig. Ein Vintage-Band-T-Shirt von The Smith. Ein Blazer in Leoparden-Optik und die Basecap ins Gesicht gezogen. So sass SoKo auf einem Klappstuhl in einem Kellerraum des Mascotte und postete noch kurz ein Bild vom Soundcheck ihrer Band auf Facebook bevor wir sie zum Interview trafen. Entgegen ihrem extrovertierten Kleidungsstil wirkte sie selbst eher schüchtern.

 

 

Kaum zu glauben, dass es ein und dieselbe Person war, die keine halbe Stunde später mit ihrer rotzig-frechen Riot-Grrrl-Attitüde auf der Mascotte-Bühne auftrumpfte. SoKo fühlte sich sichtlich wohl inmitten ihrer Zürcher «Aliens», wie sie ihre Fans gerne nennt. Da wurde lautstark ins Mikrofon gerülpst, über Sex, Penisse und Vaginen geredet, als würde man übers Wetter reden und zu guter Letzt machte SoKo auch nicht davor Halt, den mit «SoKo owns my ass» signierten Hintern eines Fans zu küssen. Von Schüchternheit keine Spur.

 

Zwischen Blödelei und Herzschmerz

 

Zwischen all den Blödeleien, dem Rumgealber und der Ausgelassenheit sowohl auf wie auch vor der Bühne, gab es eine Vielzahl an emotionsgeladenen Momenten wie bei «Visions», einem Song über SoKos verstorbenen Vater, oder ihrem «First Kiss«-Hit «We Might Be Dead By Tomorrow», dem gefühlvollen Apell an die Liebe. Ersterer Song ist ab dem neuen Album «My Dreams Dictate My Reality» und die New Wave Einflüsse sind dabei nicht zu überhören.

 

«Im Grunde ist alles, was ich tue, mich auf meiner Gitarre ausheulen», so SoKo. Genau das machte die 28-jährige Multiinstrumentalistin auch in Zürich – mit Erfolg. Die in Los Angeles lebende, gebürtige Französin hat zweifellos mit ihrem authentischen Auftritt in der Limmatstadt begeistert. Mit ihrer Musik dürfte SoKo, den einen oder anderen Konzertbesucher für ihre «Alien»-Gefolgschaft dazugewonnen haben, denn selten hat musikalisch zelebrierter Herzschmerz und Melancholie für solch ausufernde Begeisterung gesorgt.

 

Bilder: Bäckstage / © Stéphane Kaeser

Dominique Rais / So, 15. Mär 2015