Isländischer Musik-Zauber

Konzertkritik: Ásgeir @ Mascotte, Zürich
Ásgeir
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Ásgeir Facebook

Nach Sigur Ros und Of Monsters and Men ist der Singer-/Songwriter Ásgeir das nächste grosse Ding aus Island. Dass das so ist, bewies der erst 21-Jährige am vergangenen Dienstag im Zürcher Mascotte eindrucksvoll. Mit seinem fast schon sphärischen Elektro-Folk verzauberte er das Publikum.

 

Zuvor überliess Ásgeir aber seinem Landsmann Snorri Helgason die Bühne. Der hatte jedoch sichtlich mit dem Publikum zu kämpfen. Nur mit Gitarre und Mundharmonikaspiel begleitet, ging sein Gesang leider viel zu oft im Gegrummel der Menge unter. Trotzdem, sein Auftritt lud zum Träumen ein. Und wenn schon geträumt wurde, dann durfte man sich auch wünschen, dass Snorris nächstes Konzert statt in einem Club an einem Lagerfeuer unter sternenklarem Himmel stattfinden sollte.

 

Im Bann isländischer Klänge

 

Dank Ásgeir kam man auch bis zuletzt nicht mehr aus dem Träumen raus. Seine hohe, teils etwas fragile Stimme, angetrieben von den Drumbeats und durchbrochen von elektronischen Klängen, hatte eine geradezu hypnotisierende, tranceartige Wirkung auf das Publikum. Dem tat auch ein Cover des bekannten Nirvana-Songs «Heart Shaped Box» keinen Abbruch - im Gegenteil - Ásgeir interpretierte den Song derart neu, dass es ein wahrer Genuss war, ihm dabei zuzuhören.

 

Mit Songs wie «Hærra» und «Going Home» ab seinem Debütalbum «Dýrð í dauðaþögn», das Anfang Jahr unter dem Titel «In The Silence» auch auf Englisch rauskam, zog Ásgeir die Konzertbesucher gänzlich in seinen Bann. Die musikalische Verletzlichkeit, die der Isländer mit seiner Band im Mascotte erzeugte, war geradezu greifbar. Ohne Zweifel war es - trotz der nahezu 500 Besucher - ein durchweg intimes Konzert, das die isländische Musik auf ein Neues glänzen liess.

Dominique Rais / Fr, 30. Mai 2014