Plant müsste nicht mehr auf der Bühne stehen

Konzertkritik: Robert Plant @ Rock Oz Arènes
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Matthias Niederberger

Seit 25 Jahren gibt es das Rock Oz‘ Arènes, ein kleines, aber feines Festival mit beachtlichen Musikgrössen aus aller Welt. Ein altehrwürdiges Amphitheater sorgt für eine einzigartige Atmosphäre während den Konzerten. Dies dürfte auch Robert Plant, ehemaliger Sänger von Led Zeppelin, Freude bereitet haben. Mit seiner Band The Sensational Space Shifters war er Headliner am 3. August und sorgte zusammen mit Seasick Steve oder Puts Marie für musikalische Glanzmomente. Ersterer weckte das Publikum mit seinem archaischen Blues aus dem Dornröschenschlaf. Vokale Unterstützung erhielt Steve von einer talentierten Frau aus dem Publikum, welche auf der Bühne ein Duett geniessen durfte. Er beweist, dass es weder kompliziertes Songwriting noch eine grosse Show braucht, um ein Publikum mitzureissen.

 

Um halb zehn heisst es dann «Bühne frei» für einen der grössten (und langsam aber sicher alternden) Rocksänger aller Zeiten. Robert Plant, soviel sei gesagt, altert in Würde. Denn von nostalgischer Langeweile kann definitiv keine Rede sein. Mit seiner multikulturellen Band weitet Plant das Spektrum von Bluesrock aus. Da kommen afrikanische Klänge zum Vorschein, verworren mit rockigen Gitarrenriffs. Keyborder John Baggott von Massive Attack sorgte für die psychedelische Note.

 

Und immer wieder der Break. Kaum wird ein Led Zeppelin Klassiker angespielt, jubelt die Masse. Trotz abwechslungsreicher, teils sehr guter Songs aus neuerer Zeit, kennen die meisten Plant wegen Led Zeppelin. Und an dieses Niveau kommt bei bestem Willen kein neuer Plant-Song heran. Ob «Whole Lotta Love», «Going to California» oder «Dazed and Confused» – auch ohne Page und Co. sorgte Plants Stimme bei den Zep-Fans für Gänsehaut. Die hört sich auch nach Jahren immer noch gut an, obwohl er hohe Töne eher zu vermeiden versucht. Mit 67 Jahren ist das aber auch mehr als nur verständlich. Das Wichtigste: Dieser Mann hatte sichtlich Spass. Plant müsste zweifellos nicht mehr auf der Bühne stehen, aber er will. Und wir sind ihm dankbar dafür.

 

Robert Plant ist nicht immer nahbar, aber auf der Bühne zeigt der Sänger, wieso er zu den grössen Namen in der Musikgeschichte gehört. 

 

 

 

Matthias Niederberger / Do, 11. Aug 2016