Orphaned Land bringen Z7 zum Headbangen und Bauchtanzen

Konzertkritik: Orphaned Land im Z7
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Kathrin Hirzel / artnoir.ch

Der mittere Osten ist stets eine Reise wert. Kürzlich musste man dafür aber nicht einmal in ein Flugzeug steigen. Stattdessen hat Orphaned Land die orientalischen Klänge direkt nach Pratteln gebracht – zusammen mit einer Portion gutem Metal. Schon seit bald 30 Jahren mischt die israelische Band traditionelle Volksmelodien mit harten Gitarrenriffs, und gehören damit zu den Pionieren des orientalischen Metals. Am Dienstag, 23. April kam nun auch das Schweizer Publikum wieder einmal in den Genuss der spannenden Mischung.

 

Mit dabei hatten Orphaned Land die Bands Subterrane Masquerade aus Israel und SystemHouse33 aus Indien. Letztere eröffneten das Set – und rissen sogleich alles ab. Mit ihrem Thrash Metal waren die Mumbaier die deutlich härteste Band des Abends. Dem Pubilkum schien es zu gefallen. Die Energie der Band übertrug sich sogleich auf die Zuschauer und heizte bereits ordentlich ein. Zum Ende des Sets durfte auch der Drummer von Subterrane Masquerade seine durchaus vorhandenen Growling-Künste zeigen. 

 

Bevor dessen Band schliesslich selbst die Bühne übernahm, wurde diese fleissig mit Räucherstäbchen eingeräuchert und eines an das Mikrophon gesteckt. Die Substanz blieb unbekannt – gut möglich aber, dass sie für die faszinierend freakigige Performance des Sängers verantwortlich war. Er hüpfte und tanzte herum wie ein Gummibald, setzte sich mit merkwürdigen Bewegungen in Szene – und konnte dabei noch wunderbar singen und growlen. Die Band zeigte ein abwechslungsreiches Set und präsentierte sich teilweise fast schon musicalmässig mitsamt theatralischen Masken.

 

Subterrane Masquerade überzeugten so sehr, dass anscheinend schon keine CDs mehr verfügbar waren. Ein Zuschauer rief daraufhin etwas unverständliches, was den Sänger augenscheinlich wütend machte. Auch diesen Ärger wandelte er aber geschickt in Energie für den nächsten Song um, und am Ende hiess es: „I’m no longer angry, thank you guys!“ - auch das Publikum hatte absolut keinen Grund, wütend zu sein. Die Supportbands hatten für prächtige Stimmung im spärlich besuchten Z7 gesorgt.

 

Trotzdem folgte mit dem Headliner das ultimative Highlight des Abends. Orphaned Land betraten mit einer ansteckenden Energie die Bühne, die durch ihre Mischung aus orientalischen Klängen und energetischem Metal das Publikum durchflutete. Zeitweilig musste man sich durchaus entscheiden, ob man nun Bauchtanzen oder Headbangen wollte. Wer den Blick von der Bühne losreissen konnte und ins Publikum blickte, bekam auch tatsächlich beides zu sehen. 

 

Sänger Kobi Farhi hat eine erstaunliche gesangliche Bandbreite. Teilweise brach er sogar dermassen ins opernhafte auf, dass man mit geschlossenen Augen meinen konnte, eine Frau stände am Mikrophon. Herausragend waren auch die Gitarrensoli, die mit grosser Leidenschaft dargeboten und von den Zuschauern dankbar aufgenommen wurde. Dieses sang auch oft begeistert mit - nur bei den arabischen und hebräischen Texten wurde es dann doch etwas schwiereiger. Dafür half es dem frischgebackenen Vater Kobi beim Besingen seiner Tochter Leila. 

 

Was Orphaned Land in ihren Texten behandeln - Konflikte aber auch das Zusammenleben unter verschiedenen Religionen und politischen Strömungen in Israel - kam schliesslich auch noch zur Sprache. „Die Regierung will uns auseinanderbringen“, sagte Kobi dazu. „Aber wir sollten zusammenhalten. We do not resist!“ Es ist der Startschuss für den Song „We do not Resist“ vom neusten Album „Unsung Prophets And Dead Messiahs“. Es ist ein starker, wütender und aussagekräftiger Song und bildet nicht nur auf dem Album sondern auch live ein Highlight. 

 

Das Konzert endete - spät für unter der Woche - um 23:30. Das Publikum hätte noch viel länger gekonnt, genauso wie wohl die Bands. Aber auch die schönste Show hat mal ein Ende. Im Gedächtnis bleibt eine Kostprobe der wirklich starken Metalszene aus dem mittleren Osten.

Seraina Schöpfer / Di, 30. Apr 2019