Mark Lanegan zwischen den Stilen

Konzertkritik: Mark Lanegan Band im Plaza
Bildquelle: 
Bäckstage / © Stephane Kaeser

«Seine Songs sind von depressiver Schönheit, sein Gesang ist ein Flüstern. Wenn er erzählt, klingt es, als betete er», so beschreibt es die Musikzeitschrift Intro. 

 

Unvoreingemmen habe ich mir das Konzert nach diesem Zitat angehört und war etwas – erstaunt. Erstaunt über das immense Potential dieser Stimme und die Breite der von Mark Lanegan dargebotenen Musikstile. Erstaunt aber auch über diese «depressive Schönheit», von welcher an diesem Abend vor allem der depressive Teil dargeboten wurde. Man mag verschiedene Musikstile bevorzugen, aber trotzdem gibt es gewisse Qualitätskriterien für ein gelungenes Konzert: Die sichtbare Freude an der Musik, der musikalisch-technische Anspruch des Dargebotenen, ein gelungener Mix aus Stücken verschiedener Alben und Stilrichtungen, und nicht zuletzt die Kommunikation mit dem Publikum.  

 

 

Ich persönlich liebe die «gewaltige Simplizität» des AC/DC-Haudegen-Rock’n’Roll, die technische Perfektion von Iron Maiden, die Melancholie von Nick Cave, die Intimität vieler Singer-Songwriter. Nun kommt aber ein Mark Lanegan und wirft von allen diesen Stilen ein bisschen etwas in den Topf und macht ein Konzert daraus. Nicht genug Energie zum Abtanzen oder Head-Bangen, und zu nervöse Unordentlichkeit, um die Feuerzeuge zu zücken und sentimental zu werden. 

 

Wenn die Künstler der Mark Lanegan Band kaum ein Wort mit dem Publikum wechseln und während der ganzen Konzertdauer im Dunkeln stehen, dann erinnert mich das etwas an Miles Davis, der dem Publikum bei seinen Auftritten zuweilen nur den Rücken zeigte – warum dann überhaupt auf Konzerte gehen? Lieber zu Hause bleiben und bei einem Glas Wein den Tonträger hören.

 

Für viele ist Mark Lanegan eine lebende Legende, doch live zeigte er sich unmotiviert und ziemlich freudlos. Nur ansatzweise spürte man das Potential dieser grossartigen Stimme.

 

Bilder: Bäckstage / © Stéphane Kaeser

markusfreiwillis / Mi, 11. Mär 2015