Kiwis in Topform: The Phoenix Foundation im Papiersaal

Konzertkritik: The Phoenix Foundation
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Facebook: The Phoenix Foundation

Phoenix Foundation, so heisst die Agentur, für die MacGyver seine Aufträge erledigt. Interessant, eine Band nach dieser Gelegenheit zu benennen. Soll MacGyver schliesslich unter anderem dafür bekannt sein, dass er aus einem Streichholz einen Helikopter bauen kann. Zaubert auch die Band The Phoenix Foundation aus ihren Instrumenten das Maximum heraus?

Die Neuseeländer, die übrigens schon seit 1997 gemeinsam unterwegs sind, haben mit ihrem neusten Werk Fandango bereits ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht. Mit dem Vorgänger Buffalo erreichten sie erstmals auch internationale Bekanntheit und scheinen nun immer mehr auch jenseits ihrer Heimat Wellen zu schlagen. Sie bedienen sich eines momentan sehr beliebten Musikstils: Verträumter Indie-Pop mit Einflüssen aus Alternative Country, gespickt mit schrulligen Klängen und verziert mit spezieller Perkussion und sphärischen Chorgesängen. Diese Chorgesänge erinnern stellenweise an das Duo Simon and Garfunkel aus den frühen 70er-Jahren. Ihr neues Album Fandango ist geprägt von verträumten Melodien und scheint beinahe das positive Lebensgefühl der Kiwis auszustrahlen.

 

ein gut eingespieltes Team


Das Konzert im Papiersaal in Zürich war dürftig besucht, aber das Publikum erfreute sich bester Laune. Die Band wurde herzlich empfangen und legte sogleich los. Schon vom ersten Ton an wurde man überrascht von einer rockigen Note, die man aufgrund des doch sehr sauber produzierten Albums nicht erwartet hätte. Jedoch war das bei einer Menge von sechs Musikern auch verständlich. Die sanften Synthie-Klänge rückten live in den Hintergrund und wurden übertrumpft von satten Gitarrenriffs und einer auffallenden und kräftigen Perkussion. Der Drummer zeigte an diesem Abend die musikalisch wohl überzeugendste Leistung und erstaunte immer wieder mit komplexen, ideenreichen Beats. Auch die anderen Musiker beherrschten ihre Instrumente perfekt und waren ein gut eingespieltes Team.

 


ein klar durchkomponiertes Chaos


Das Set wurde von ihrem neuen Album Fandango dominiert. Live entwickelten sich die Songs zu stellenweise absolut tanzbaren Nummern, was einige hartgesottene Fans im Publikum auch dankbar auslebten. Gelegentlich ertappte man sich dann auch dabei, dass die tanzenden Kasper fast interessanter waren, als das Spiel auf der Bühne. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Band oft zu sphärischen Instrumentalparts ausbrach und diese manchmal etwas zu ausgedehnt daherkamen. Nichts desto trotz waren die Instrumentalparts kein belangloses Geschrammel, sondern ein klar durchkomponiertes Chaos - und das ist musikalisch eine beachtliche Leistung. Gefolgt wurden sie auch meistens von beeindruckenden Steigerungsverläufen, deren davonjagender Kraft sich wohl keiner entziehen konnte.

Obwohl die beiden Frontmänner eher wortkarg durchs Set führten, kam die ganze Band sehr sympathisch rüber. Ausserdem überzeugten sie im Gesang auf der ganzen Linie. Die Leadstimmen waren äusserst anspruchsvoll und waren teilweise in wirre Rhythmen eingebettet, wurden aber von den beiden Sängern stets sicher und harmonisch vorgetragen.

Alles in allem zeigten The Phoenix Foundation an diesem Abend im Papiersaal eine solide Leistung und ein interessantes Konzert. Verbesserungsvorschläge gäbe es wohl bei der Songauswahl, denn zwei, drei ruhige Nummern hätte man durchaus durch spannendere Songs ersetzten können, denn die haben sie. Und wenn sie es dann noch schaffen, eine ausgewogenere Mischung zwischen den abdriftenden Instrumentalparts und dem Hauptteil der Lieder herzustellen, dann sind sie auf einem guten Weg, bald zu den ganz grossen in der Indieszene zu gehören.

Natascha Evers / Mo, 27. Mai 2013