Heissbegehrte Von Wegen Lisbeth im X-Tra

Konzertkritik: Von wegen Lisbeth
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Pressebild / © Sony © Marian Lenhard

Mit schlabbriger Hochwasserhose, neonfarbenem Rollkragenpullover und Ponyfrisur stürmt die Schweizer Jugend das Zürcher X-Tra. Die 80er-Jahre sind zurück, zumindest für diesen Abend. Grund des nicht enden wollenden Besucheransturms ist die deutsche Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth. Das Konzert musste aufgrund riesiger Nachfrage vom Dynamo ins X-Tra verschoben werden und ist dennoch restlos ausverkauft. Vor dem Club werden verzweifelt noch Tickets gesucht. Keine Frage, die Erwartungen an die heutige Show sind hoch.

 

Den Anfang macht die Ostschweizer Band «Panda Lux» mit ihren eingängigen elektronischen Songs. Eine vielversprechende junge Band, die künftig bestimmt noch für Aufsehen sorgen wird. Dennoch kann das Publikum den Startschuss von Von Wegen Lisbeth kaum erwarten. Schon bei den ersten Tönen schreit die Meute lauthals los. Aus hunderten von Mündern werden von nun an während knapp zwei Stunden Texte rauf- und runtergesungen. Wer heute hier ist, der ist nicht zufällig im X-Tra gelandet. Es ist brechend voll und dementsprechend heiss. Viel Platz für tanzende Beine bleibt da nicht.

 

Die fünfköpfige Band zeichnet sich durch die teils etwas skurrilen Texte und den Gebrauch von eigentümlichen Instrumenten aus, wie etwa ein Kinderglockenspiel oder ein Triangel. Die Berliner waren in der Vergangenheit oftmals mit AnnenMayKantereit auf Tour. Im Jahr 2016 haben sie ihr erstes Album - «Grande» - mit Ohrwürmern wie «Bitsch», «Lisa» oder «Wenn du tanzt» veröffentlicht. Dieses Jahr folgte die Platte mit dem sonderlichen Titel «sweetlilly93@hotmail.com».

 

So ziemlich alles an der Band ist echt retro und relativ speziell: Der wehende Vokuhila von Perkussionist Robert oder das bunt gestreifte Hemd von Sänger und Songschreiber Matthias. Auch erwähnenswert, und vor allem sehenswert, ist der tendenziell aufreizende Hüftschwung von Letzterem. Nebst ihrem bunten Look und den coolen Songs punkten sie auch mit sympathischer und authentischer Art. Sie seien «scho es bitzeli» aufgeregt heute, denn als auf-deutsch-singende Band würden sie ja nicht über den deutschsprachigen Raum hinauskommen, da sei die Schweiz das Internationalste. Die Musiker erlauben sich zudem vor jedem Konzert einen Spass, indem sie ein Ticket in der jeweiligen Stadt verstecken. In Zürich hat sich ein Mutiger deswegen extra in die Limmat gestürzt.

 


Ein spritziges und retromässiges Konzerterlebnis mit lustigen Texten, präsentiert von fünf flotten Jungs aus Berlin.

 

Katja Nosswitz / Mi, 16. Okt 2019