Familientreffen und die verflixte Technik

Konzertkritik: Edguy im Z7
Bildquelle: 
www.edguy.net

Das Intro von «Love Tyger» ist unverkennbar, die Freude im Publikum über den Start mit dem neuen Song gross. Sänger Tobias Sammet setzt das Mikrophon an, und raus kommt – nichts. Die Freude weicht Verblüffung, bei Tobias Sammet ist es sichtlicher Ärger. Die technische Panne kommt zu einem abstrusen Zeitpunkt, ist aber schnell behoben und bald vergessen.  

 

Das Z7 in Pratteln ist bis in die letzten Reihen gefüllt. Zuvor hatten zwei Bands ihren Moment, die den meisten Zuschauern nicht unbekannt gewesen sein dürften – Masterplan und Unisonic. Ein Familientreffen des Genres. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Publikum auch da schon fleissig mitgemacht hat. Ein bisschen auch als Ersatz für Unisonic-Frontmann Michael Kiske (auch als ehemaliger Sänger von Helloween bekannt), der als «Quotenkrüppel» mit kaputtem Knie sitzend – aber nicht weniger souverän – die Bühne besetzte.

 

Ganz erholt hat sich Tobias Sammet nach dem Mikrophon-Debakel anscheinend doch noch nicht. «Ich bin noch ganz durcheinander», gesteht er. Ob es daran liegt, oder ob er im Allgemeinen gerne redet – an Worten an das Publikum wird jedenfalls nicht gespart. Fröhlich wird es zugetextet und mit Sprüchen unterhalten. Aber auch musikalisch kommt es voll auf seine Kosten. Schliesslich haben Edguy Material aus zehn Alben mit dabei. So präsentieren die fünf Power-Metaller aus Fulda nicht nur ihr neustes Album «Space Police – Defenders Of The Crown», sondern einen gut durchdachten Mix aus 20 Jahren Bandgeschichte.

 

Ein übergrosser Ballon, der den Polizisten auf dem Cover des neuen Albums darstellt, lässt nicht vergessen, um welche Tour es sich gerade handelt. Vom Publikum mitgesungen wird aber ausnahmslos jeder Song. Lediglich das Gitarren- und Drum-Solo nehmen einige Zuschauer als Gelegenheit zur Rauchpause wahr. Nicht, dass es nicht gut wäre, oder die Leistung keinen Respekt verdiente. Aber irgendwie klingt das doch jedes Mal wieder ein bisschen gleich, und dauert in diesem Fall auch wirklich etwas zu lange. Der grosse Anstandsapplaus fehlt dann aber doch nicht.

 

Ob in den Soli, im Reden oder im Spiel – Edguy haben einen langen Atem. Und das nicht nur, weil Edguy Lieder in Petto haben, die in Studio Version schon mal eine viertel Stunde dauern. So stehen sie schlussendlich fast zwei Stunden auf der Bühne, und zeigen dabei niemals Langeweile. Das Publikum ist bestens unterhalten und hätte bestimmt noch sehr viel länger gekonnt. Wenn Edguy so weiter macht wie bisher, stehen sie in einem Jahr bestimmt wieder mit einem neuen Album im Gepäck im Z7.

Seraina Schöpfer / Mi, 15. Okt 2014