We Celebrate Thursdays

Konzertkritik: Hardcore Superstar und Fozzy

Wer den Abend voll auskosten wollte, musste schon früh im Z7 sein am Donnerstag, 9. November. Gleich vier Bands standen an diesem Abend auf dem Programm, und versuchten gegen den ersten Schweiz-Nordirland-Match anzuspielen. Anscheinend gibt es unter den Rockern aber doch so einige Fussball-Fans, jedenfalls war die Halle noch so gut wie leer, als Madame Mayhem zu spielen begann. Selbst schuld, denn die Amerikaner legten einen ordentlichen Start hin, und die Frontfrau - eben Madame Mayhem - bot auch noch gleich was fürs Auge. Auch wenn man sich teilweise fragen musste: Ist das jetzt noch Performance oder schon Workout? Die Beine schwingen kann sie jedenfalls, und singen auch.

 

The Last Band - aber nicht die letzte - folgte als zweiter Support Act, und da ging es schon sehr viel derber zu und her. Die Männermähnen flogen nur so, sowohl im noch immer spärlichen Publikum als auch auf der Bühne. Tattoos wurden zur Schau gestellt: Es dauerte eine Weile, bis man begriff, dass der Sänger gar kein Shirt mehr anhatte, und durch das Loch in seiner Jeans blitzten verdächtig die Buchstaben „UNT“ quer über seinem Knie hervor. Wir gehen jetzt selbstverständlich mal davon aus, dass der nicht zu sehende erste Buchstabe ein H ist, und kein C. Jedenfalls überzeugten die Schweden mit etwas härterem Hardcore/Punk/Hardrock - trotz gelegentlichem seltsamen Stöhnen zwischen den Screams - und besonders dem Rage Against The Machine-Cover «Bulls on Parade». Übrigens heisst die Band wirklich «The Last Band» und nicht etwa «Skinny Bitches», was sie aus unerfindlichen Gründen immer wieder ins Publikum schrien.

 

Die erste Headlinerband hat dann nicht mehr ganz so viel Angst vor weiblicher Attitude. Schliesslich stellt Sänger Chris Jericho seine Männlichkeit in seinen Wrestling-Kämpfen oft genug unter Beweis, und kann es sich erlauben, im Blingbling-Outfit inklusive Haarreif auf der Bühne zu stehen. Dort legte er mit seiner Band Fozzy eine wunderbare Show hin, und beweist dass er mindestens so gut singen kann wie kämpfen. Da Jericho an jenem Tag seinen 47. Geburtstag feierte, gab es ein Ständchen vom Publikum, und ein eher devot angezogener junger Mann in Lack, Leder und Knebel überreichte dem Geburtstagskind einen Kuchen. Wo die spärliche Bekleidung her ist, blieb auch kein Geheimnis, und der Sexshop nebenan hat vielleicht ein paar Kunden gewonnen. Die Show liegt Chris Jericho halt im Blut. 

 

Trotzdem geht die Party erst bei Hardcore Superstar so richtig los. Die meisten Leute im (dünn gebliebenen) Publikum waren offensichtlich wegen den Schweden hergekommen, und grölten nun gekonnt mit. Da die Band noch kein neues Album veröffentlicht hat, waren den Fans wohl auch so gut wie alle Songs bekannt. Dabei wurden so gut wie alle Alben seit Beginn im Jahr 2000 mit mindestens einem Song bedacht. Reife Leistung!

 

Endgültig als «Party» bezeichnen konnte man den Abend, als Chris Jericho zu «Last Call for Alcohol» mit einer mobilen Bar auf die Bühne fuhr, und dem nach oben geholten Publikum Drinks ausschenkte. Auch die Jungs von The Last Band standen plötzlich wieder auf der Bühne und offenbarten die Ähnlichkeit zwischen den The Last Band- und Hardcore Superstar-Frontmännern. Vielleicht war es aber auch der Schnauz, es ist schliesslich Movember. Und die gute Stimmung machte auf der vollen Bühne nicht halt, sondern setzte sich auch im unten stehenden Pubikum fort. «We don’t Celebrate Sundays» setzte den Schlusspunkt der Show - wie gut, dass es Donnerstag war.

Seraina Schöpfer / Mi, 15. Nov 2017