Eine magische Nacht mit drei Tenören

Konzertkritik: Il Volo in Zürich
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Sony Music / © Elio d'Ascenzo

Grosse, rote Schleier hängen rechts und links von der Bühne. An Stelle der kreischenden Fans, die normalerweise auf den Stehplätzen sind, befinden sich heute Abend Stühle. Die moderne Samsung Hall wurde in ein Opernhaus verwandelt.

 

Auf den fast zweitausend verkauften Plätzen steht jeder auf. Das Durchschnittsalter der Zuschauer liegt zwischen fünfzig und sechzig Jahren. Sie toben, applaudieren und rufen ihre Namen. Mit dem Song «Grande Amore» hat Il Volo dem Publikum einen magischen Moment geschenkt. «Ich sehe sie das vierte Mal live und ich werde ihnen auch die nächsten vierzig Jahre folgen.» Eine Dame in ihren Fünfzigern, ist schon ein Fan, seit die drei Tenöre bei einem Musikwettbewerb für Kinder teilgenommen haben.

Der Gewinner der Edition im Jahr 2009 war Gianluca Ginoble, der jüngste der drei Tenöre. Mit nur vierzehn Jahren begann seine Karriere. Mit Piero Barone dem ältesten der drei Tenöre und Igniazio Boschetto, der grösste im Trio, wurden sie bei der Castingshow «ti lascio una canzone» zur berühmten Pop-Opern-Gruppe Il Volo. «Es war genau heute vor acht Jahren, als wir bei der Kinder-Casting-Show «ti lascio una canzone» gemeinsam diese Lied gesungen haben.» Wenigen im Publikum ist klar, welches Lied Gianluca Ginoble meint. Acht Jahre sind schon eine Weile her. «Ché bella cosa na jurnata ‚e sole.» Gianluca singt das Lied ein. Schon beim ersten Ton des Orchesters erkennen die Zuschauer das Lied «O sole mio».

 

Der Dirigent Diego Basso, führt das Orchester und begleitet die drei Tenöre durch das ganze Konzert. Nach jedem Song der Pop-Oper-Gruppe belohnt der Dirigent die drei Sänger mit einem coolen Handschlag oder Schulterklopfen.

«Jungs und Mädels, für einen kurzen Moment lassen wir euch alleine, mit dem Orchester.» Gianluca interveniert in Pieros Aussage: «Jungs und Mädels? Sprichst du so mit unserem Publikum?» «Ach, komm schon, die Musik kennt kein Alter, das sagte zumindest mein Grossvater», gibt Gianluca zurück. Bevor die drei die Bühne verlassen, will Igniazio das Wort Stage auf deutsch erfahren.

Chaotisch rufen die Zuschauer durcheinander. «Einen Moment Leute, ich verstehe kein Wort.» Das Publikum versucht sich zu einigen, was bei zweitausend Personen nicht ganz einfach ist. «Du, mit dem Bart, sag mir das Wort«, ruft Igniazio einem Mann aus dem Publikum zu. «Bühne.» Das Wort ist gefallen. Die drei Tenöre brechen in Gelächter aus. Aus dem Wort Bühne macht Piero «bona», was so viel wie scharfes Mädchen bedeutet. Auch das Publikum kann sich vom Lachen kaum erholen.

Würde die Musikkarriere zu Grunde gehen, wäre Comedy eine gute Alternative, vor allem für die beiden Sizilianer Igniazio und Piero.

 

Die Tonqualität, das reichhaltige Orchester und die Stimmen der drei Tenöre haben zur Umwandlung der Samsung Hall in ein Opernhaus beigetragen. Nachdem die Zuschauer sich zur Bühne gedrängt haben, um Fotos von «Il Volo» zu schiessen , begeben sie sich zufrieden zum Ausgang. «Das Versprechen einer magischen Nacht wurde gehalten», ist aus aus dem Publikum zu hören.

 

Ich war sehr überrascht von der Tonqualität. Dass eine so moderne und kleine Halle, eine solche Tonqualität im Bereich der Oper zu Stande bringt, hätte ich nicht gedacht. Il Volo hat mit ihren Stimmen und ihrer Sympathie das Publikum erreicht. Kein Ton lag falsch. Gut gemacht Jungs.

 

Valeria Piediscalzi / Di, 25. Apr 2017