Auf der Bühne zu Hause

Konzertkritik: Marco Mengoni im Volkshaus
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© Sony Music

Das Volkshaus Züricht ist ausverkauft. Marco Mengoni, macht zum ersten Mal eine Europatour und kommt nach Zürich. Mit seiner Energie und Eigenheit begeistert er sein vorwiegend italienisches Publikum vom feinsten. Sie sind zwischen sechzehn und siebzig Jahre alt. Sie kreischen, tanzen, springen. Sie lieben ihn. Sie sind alle für ihn gekommen und das weiss jeder, nur er glaubt es nicht.

 

Fast jeder im Saal singt mit. Männer, Frauen, Teenies, Damen, Herren. Sie alle kennen die Texte. Marco Mengoni’s überraschtes Lächeln reicht bis zu seinen Ohren. Seine fast, zu weissen Zähne strahlen und seine Augen, funkeln vor Freude. Dass man in der Schweiz seine Texte kennt, hätte Marco nicht gedacht.

 

Mit zerzaustem Haar und einem schwarzen Anzug, der jeder Mengoni-Fan kennt, steht der fast Achtundzwanzig-Jährige Italiener auf der kleinen Bühne im Volkshaus Zürich. 

Jetzt ist Power angesagt. Der eher grazil wirkende Schnulzensänger bricht aus. Marco gehört auf die Bühne. Seine Energie strömt durch den ganzen Saal und reisst jeden einzelnen in seinen Bann. Und dann. Seine verzaubernde Stimme. Wer niemals geträumt hat, fängt jetzt an. Seine Stimme dringt aus seinen Stimmbändern kraftvoll durch den Saal und verschwindet bei jedem tief unter der Haut. Sie ist kräftig, lebendig und doch sanft. «L’essenziale» wird vom Publikum gesungen. Diese Stimme reisst die Zuhörer aus dem Traum und führt sie durch ein mitfühlendes Erlebnis.

 

Auf der Bühne blüht Mengoni auf

 

Während seiner ganzen Performance vernachlässigt er seine Band und die beiden Backgroundsängerinnen nie. «Guerriero, pronto a correre , sai ché», bei jedem einzelnen Song, dreht sich der «X-Factor Italia»-Gewinner mindesten einmal zu seinen Bühnenkollegen. Er lässt die beiden Sängerinnen sogar in seine Rolle schlüpfen. Marco steht jetzt an Ihrem Platz. Er übernimmt die Adlibs. Von der Bühne ertönt der Song «Freedom» von Pharell Williams. Auf Ihre ganz eigne Art, verwandeln die beiden Sängerinnen den Song in etwas Reizvolles. Ihre Stimmen erinnern an Ikonen wie Beyoncé, Alicia Keys oder Whitney Houston. Nicht nur das Publikum ist begeistert, sondern auch Marco. Den ganzen Song lang amüsiert sich der Eurovision-Songcontest-Teilnehmer im Hintergrund. «A ogni concerto, questa canzona va dedicata a tutte le donne».

 

Warum Marco Mengoni im Jahr 2009 den «X-Factor»-Titel gewonnen hat, ist klar. Seine Bühnenpräsenz ist authentisch und kreativ. Jeden Song erfindet er neu. Nicht nur eigenen. Seine Musiker und er performen Songs wie «One Dance», «Could You Be Loved» oder «Master Blaster». Auf eine neue Art. Das Publikum hört nicht auf zu tanzen, aber die Sehnsucht nach Mengoni’s eignen Songs ist im Publikum gross.

 

Die Stimmen der beiden Backgroundsängerinnen, mit afrikanischen Wurzeln, sind schwer von Mengoni’s Stimme zu unterscheiden. Der höchste Ton des Abends, der kommt von Marco. Unglaublich lange hält er den Ton. Waren es fünf Minuten? Gefühlt auf jeden Fall. Alle Lichter im Saal sind an. Das Publikum schwenkt weich zur Musik hin und her. Mengoni hat das Publikum mit seiner Art und Stimme verzaubert. «Ragazzi come si dice Danke in tedesco svizzerato?» «Wie sagt man Danke auf «verschweizertem» Deutsch?» Marco’s Frage bringt jeden Zuschauer zum Lachen und verteilt so gute Laune. «È bello sapere la parola grazie in tutte le lingue.» «Es ist schön, das Wort Danke in jeder Sprache zu kennen.» Mit guter Laune und  etwas Nostalgie verklingt der Abend im Volkshaus Zürich.

 

Nicht nur Marco Mengoni hat das Publikum überrascht, sondern auch das Publikum Ihn. Marco Mengonis unglaubliche Performence verbreitete gute Stimmung. Es lohnt sich, Marco auf der Bühne zu sehen, denn dort blüht er auf.

 

 

 

 

Valeria Piediscalzi / Sa, 17. Dez 2016