Ein einstiger Strassenmusiker auf grosser Bühne

Konzertkritik: Passenger in Winterthur
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Bäckstage / © Patrick Holenstein (Archivbild)

Vergangenen Freitag machte der britische Singer-Songwriter Passenger in Winterthur Halt. Mit viel Feingefühl und seiner unverkennbaren Stimme präsentierte er Songs von seinem neuen Album- und natürlich seinen Nummer-eins-Hit «Let her go».

 

Mike Rosenberg, alias Passenger, plaudert gern. Aber deswegen steht er eigentlich nicht auf der Bühne. Trotzdem erklärt er amüsiert, wie manche Leute seinen Song «Let her go» mit einem Stück aus dem Film «Die Eiskönigin» - «let it go» - verwechseln. Kein Wunder, er sehe ja auch aus wie eine Disney-Prinzessin.  Das Publikum lacht, einmal mehr hat er die Menschen auf seiner Seite. Und so lässt er sich`s nicht nehmen und vertraut seinen Zuhörern immer wieder kleine Geschichtchen aus seinem Leben an. Passenger vermittelt einem das Gefühl, sein Kumpel zu sein. So ist es denn auch immer mucksmäuschenstill, wenn er zu einer neuen Pointe ansetzt. Dass er ein ziemlich witziger Typ mit erzählerischem Geschick ist, hat man vielleicht noch nicht gewusst.

 

Was die meisten seiner Zuhörer aber höchstwahrscheinlich schon kannten, ist seine Stimme. Und diese polarisiert. Sie ist sicher nicht jedermanns Sache, leicht näselnd und schrullig - dafür aber ausgesprochen kräftig und kehlig. Sie dringt an diesem Abend bis in den hintersten Winkel der Eishalle Zielbauarena. 

 

Anfangs im Pub vor neun Leuten gespielt

 

Sein neues Album erschien am 23. September 2016 und heisst «Young as the morning, old as the sea». Von dieser Platte singt er zum Beispiel die zarte Ballade «Somebody`s love» oder den Song «Beautiful Birds». Letzterer entstand in Zusammenarbeit mit der Sängerin Birdy. Seinen Liedern liegt oftmals ein beschwingter, tanzbarer Groove zugrunde, wie beispielsweise beim 2012 veröffentlichten Song «Life`s for the living». Augenblicklich bewegt sich die Menge und die Köpfe wippen im Takt. Durch seinen Hit «Let her go» ist Passenger heute weltbekannt. Dieses eingängige Lied schaffte es in vielen Ländern auf Platz eins der Charts. Dies war aber nicht immer so. Passenger erzählt, wie er anfangs teilweise vor nur neun Leuten in irgendwelchen Pubs spielte. Mit 16 Jahren bestritt er seine ersten Auftritte. Seit 2009 tourte er dann als einfacher Strassenmusiker durch Grossbritannien und Australien. 

 

Heute steht er aber mit seiner Band auf der Bühne. Ein Gitarrist, ein Bassist, ein Keyboarder und ein Drummer begleiten ihn. Dass Passenger heute vor 5000 Menschen auftritt, ist sicherlich auch seiner Leidenschaft und Zielstrebigkeit zu verdanken. Mit seiner Musik machte er einfach immer weiter, auch wenn anfangs niemand an ihn geglaubt hatte, wie er sagt. Und so ermuntert er seine Fans niemals aufzugeben und stimmt passend dazu den Song «27» an.

 

Ein schönes Konzert mit eingängigen Songs. Passenger lebt vor, was er predigt: sich niemals unterkriegen lassen. Heute ist der einstige Strassenmusiker weltbekannt und vermag grosse Hallen zu füllen.

 

 

Katja Nosswitz / So, 06. Nov 2016