Die Schwächen und Stärken der Tindersticks

Konzertkritik: The Tindersticks im Kaufleuten
Bildquelle: 
Pressebild / © Christophe Agou

Die dunkle, hypnotisch-warme Stimme von Stuart Staples packt einen sofort. Die zierlichen Soundfäden der Trompete, die feinen Klangwolken, die das Schlagzeug in den Saal entlässt, während sich Bass und Gitarre darum streiten, wer sich wohl dezenter ins Gesamtkonstrukt einbringen kann, stehen seinem Organ in nichts nach. Da steckt sehr viel Gefühl drin und wenn die Formulierungen etwas gar blumig ausfallen, so liegt das an der melancholischen Note, die in der Musik der Tindersticks zweifellos zu finden ist und der man sich auch als Rezipient nicht entziehen kann. Wobei finden eigentlich voraussetzt, dass gesucht wurde und im Fall der Tindersticks muss die Melancholie nicht gesucht werden, sondern man stolpert förmlich darüber.

 

Was unter diesen Bedingungen leicht in einem Brei aus sentimentalen Gejaule hätte untergehen können, wird bei den Tindersticks zur veritablen und stilsicheren Performance, die - auch das ist kein Geheimnis - einige Aufmerksamkeit vom Zuhörer fordert. Das weiß Stuart Staples natürlich und auch wenn er kaum spricht, denn das tut er ja nie, so vermag er dem Konzert zu Beginn genau in den entscheidenden Momenten den nötigen Drive zu geben, nämlich dann, wenn die Zuschauer langsam unruhig werden.

 

Die Tindersticks stehen für sehr durchdachte Musik; Lange, plätschernde Instrumentalpassagen und kleine Epen, die einen richtig einlullen, sind an der Tagesordnung. Aber leider haben die Tindersticks ein Kommunikationsproblem. Wie schon vor zwei Jahren wird die Distanz zwischen Publikum und Band mit fortschreitendem Konzert immer größer, weil Stuart Staples in der ersten Stunde kaum mit dem Publikum spricht. Als der Profi, der er ist, bemerkt er dies aber und beginnt einige Sätze mit dem Publikum zu reden und als wäre es dankbar dafür, ist die Atmosphäre plötzlich wieder da und hält sich bis zum Schluss.

 

Die Tindersticks sind eine fantastische Band aus großartigen Musikern, das haben sie im Kaufleuten eindrücklich gezeigt. Auch wenn die Konzentration der Leute zwischenzeitlich etwas nachliess, ihre vielseitigen und sorgfältig arrangierten Stücke, die unbändige Leidenschaft für die Musik und das variantenreiche Spiel zeichnen die Band aus und das bestätigte der tosende Applaus, den die Tindersticks zum Schluss bekamen. Musik, die für den Herbst gemacht wurde und - so wirkte es zwischenzeitlich - nur den Zweck erfüllen soll, den eigenen Blues zu füttern, die aber natürlich genauso gut im beginnenden Frühling funktioniert. Das hat man im Kaufleuten gespürt.

Patrick Holenstein / Sa, 17. Mär 2012