Die beste Rockband der Welt bleibt sich treu

Konzertkritik: AC/DC im Letzigrund
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© Sony Music

Das ausverkaufte Letzigrund Stadion bebte buchstäblich. Der Sound der Australischer war so gewaltig, dass die Sitze vibrierten. Auf der Setlist standen alle grossen Nummern und die Band begann schon bald mit «Back in Black», «Dirty Deeds» und «High Voltage». Sobald das Glockendonnern von «Hells Bells» ertönte, und es gerade begann einzudunkeln und die pompöse Bühnentechnik zur Geltung kam, entzündete sich der Funke in der nach Rock dürstenden Masse und dieses Energielevel hielt an für den Rest des Konzerts. Das Konzert endete mit «TNT», «Highway to Hell» und schliesslich wurden zum Grand Finale von «For those about to rock» auch die obligaten zwölf Kanonen aufgefahren. Eine überlebensgrosse «Rosie»-Aufblas-Gummipuppe, Konfettiregen und Feuerwerk zum Abschluss – den Fans wurde schlichtweg ein gigantisches Spektakel geboten!

 

Dass – und weshalb - AC/DC die grösste und vielleicht auch beliebteste Rockband der Welt ist – nur die Stones können ihr wohl noch das Wasser reichen bezüglich Bekanntheit und Langlebigkeit – wurde gut sichtbar an der heterogenen Zusammensetzung des Publikums. Vom 60-jährigen Altrocker, zu dem ein AC/DC-Shirt einfach obligat dazugehört wie das Mercedes-Cabrio zum Golfspieler, über das elegante, gut gekleidete ältere Ehepaar bis zu den 16-jährigen Teenies war die ganze Bandbreite vertreten. Denn AC/DC ist nicht nur eine Band, die Musik macht, sondern die Verkörperung einer Lebenseinstellung: «Just do your own thing, work hard on it and don’t give a damn what other people think of it». Diese unangepassten Australier, die als Teenager von Schottland nach Australien emigrierten und aufgrund ihrer geringen Körpergrösse schnell lernen mussten, sich mit Worten und Fäusten Respekt zu verschaffen, behalten ihren Humor und bleiben Ihrem Erfolgsrezept treu: gradliniger, dampfhämmriger, stampfender Rock, der einfach mitreisst. Oder in den Worten von Angus Young: «I’m sick to death of people saying we’ve made 11 albums that sounds exactly the same, in fact, we’ve made 12 albums that sound exactly the same.» Das Rezept ging auf: Das 1980 erschienene Album «Back in Black» ist mit weltweit 50 Millionen verkauften Kopien das zweitmeistverkaufte Album aller Zeiten (hinter Michael Jacksons «Thriller»).

 

Zwar fehlte krankheitsbedingt Malcom Young an der Rhythmusgitarre, doch sein Neffe Stevie Young vertrat ihn gebührlich. Ebenfalls abwesend war Phil Rudd, der Schlagzeuger, weil er Probleme mit der Justiz hat. Auch das fiel nicht auf. Was die Band aber auszeichnet und wohl auch der wesentliche Erfolgsfaktor von AC/DC ist, ist ihre «Arbeitsmoral», welche sie auch heute wieder an den Tag legten: Sie geben immer noch alles für ihr Publikum, auch wenn sie nicht mehr die Jüngsten sind, und liefern in einem über zweistündigen Konzert puren Rock’n’Roll der Extraklasse. 

 

Das Zusatzkonzert von Sonntag ist restlos ausverkauft. 

 

Biographie: «AC/DC: Hell Ain’t a Bad Place to Be» von Mick Wall (2013)

markusfreiwillis / Sa, 06. Jun 2015