100 Minuten im Raumschiff mit The Weeknd

Konzertkritik: The Weeknd in Zürich
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© Universal Music Schweiz

Gespannt und die Blicke nach vorne zur Hauptbühne gerichtet, standen 13‘000 Besucherinnen und Besuchern an diesem Abend im Hallenstadion in Zürich. Über den Köpfen der Menge im vorderen Stehplatzbereich schwebten unterschiedlich grosse Dreiecke, die zusammen ein grosses Dreieck bildeten. Darunter erstreckte sich die Bühne im Laufstegformat, die das Publikum in zwei Hälften spaltete. Ein weiterer – unsichtbarer – Laufsteg schien sich im ganzen Stehplatzbereich, bis hinauf zur letzten Reihe der Sitzplätze, breit zu machen: die Jungs, einer besser und «krässer» angezogen, als der andere, Bandanas auf den Köpfen, Starboy-T-Shirts, und die Mädchen mit bauchfreien Tops, Netzstrumpfhosen, Snapbacks und in den Schminktopf gefallen.

 

The Weeknd und das fehlende «e»

 

Kaum wurde das Stadion abgedunkelt, wurden unzählige Handys gezückt und die Menge begann allmählich ungeduldig zu werden. Die Konturen der Dreieckselemente leuchteten in weissem Licht, blitzten ab und zu wieder auf, Musik erklang und der wahre Starboy des Abends erschien wie aus dem Nichts und unter lautem Gekreische mitten auf der Bühne: Abel Makkonen Tesfaye, alias The Weeknd. In gelber Jacke mit Muster, schwarzem Shirt und schwarzen Jeans eröffnete der Kanadier seine Show mit dem Song «All I Know». 

 

Das fehlende «e» in seinem Künstlernamen ist übrigens Absicht. Abel hat die Buchstabierweise modifiziert, da sich bereits eine kanadische Band «The Weekend» nennt.

 

Einsam in tausenden von Leuten 

 

Bereits nach gut zwanzig Minuten brachte der 27-Jährige die bekannteren Hits wie zum Beispiel «Often», ein Song von 2014, der in seinem Heimatland mit Gold ausgezeichnet wurde, oder «Starboy». Spätestens bei «Starboy» dürften die Sitzplatzkäufer vergessen haben, dass da noch ein Klappsitz hinter ihnen ist. «Standing Hallenstadion» war angesagt und das zu Recht: The Weeknd lieferte eine geniale Show ab. Das Bühnenbild war zwar einfach gehalten und doch erschien es bei fast jedem Lied wieder in anderer Formation und blitzte in den verschiedensten Farbkombinationen auf. Die Atmosphäre, die laute Musik, The Weeknd und das sich verändernde Bühnenbild – all das vermittelte einem das Gefühl, dass man sich in einem riesigen Raumschiff befand.

 

Der Kanadier mit äthiopischer Abstammung wurde während 75 Minuten vom Publikum gefeiert und doch erschien The Weeknd auf seiner riesigen Bühne eher einsam. Keine Tänzer, die Leben auf die Stage brachten und seine dreiköpfige Band befand sich unscheinbar auf der Hauptbühne. Mit dem extremen Gegenlicht waren nur die Silhouetten der Musiker erkennbar. Wer sich nicht achtete, hätte diese wohl kaum wahrgenommen, wenn The Weeknd seine Kollegen nicht noch vorgestellt hätte.

 

Riesenparty im Raumschiff des Starboys

 

The Weeknd selbst betrat die Hauptbühne nur, um im Backstagebereich zu verschwinden, bevor er kurze Zeit später für die Zugabe wieder auftauchte. Während sein funky-Song «I Feel it Coming» noch nicht ganz beendet war, verschwand der sympathische Kerl  mit der souligen Stimme nach knapp 100 Minuten und hinterliess ein aufgedrehtes Partypublikum auf den Rängen des Hallenstadions. 

 

Ob man nun lieber mitsang oder mittanzte: bei The Weeknd war definitiv für jeden etwas dabei.

 

Rahel Inauen / Mi, 01. Mär 2017