Wenn ich ein Kind retten kann, ist es egal, wie ich das tue

Filmkritik: Machine Gun Preacher
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Unser Schweizer Erfolgs- und James Bond-Regisseur Marc Forster ist zurück. Diesmal mit einer Biographie eines Mannes, der sich ständig zwischen Himmel und Hölle bewegt.

 

Sam Childers (von Gerard Butler verkörpert) war einst ein Hells Angel. Als Mitglied der legendären Motorrad-Gang bewegte er sich im kleinkriminellen Umfeld, immer auf der Suche nach Drogen, immer bestückt mit Waffen. Als er eines Tages ein traumatisches Erlebnis mit einem Tramper hat, wendet er sich an seine gläubige Freundin und bittet sie um Hilfe. Von da an versucht er sein Leben sogenannt in den Griff zu bekommen.



Er sucht sich eine geregelte Arbeit auf dem Bau, besucht den Gottesdienst und ist für seine kleine Tochter da. Doch es reicht ihm nicht, er will selbst anpacken. Zuerst mit dem Projekt eine eigene Kirche zu errichten. Sein ganzes Geld investiert er um die Shekinah Fellowship-Kirche im Bundesstaat Pennsylvania ins Leben zu rufen. Ein Gotteshaus für die Sünder der Gegend. Für alle, die sich in einer normalen Messe fehl am Platz fühlen. Eine Zeit lang geht das gut, er beginnt sogar selbst zu predigen und das relativ agressiv. Er ruft die Leute auf, nicht nur gute Gedanken zu haben, sondern auch gute Taten folgen zu lassen. Der hemdsärmelige Typ der er ist, will er mit gutem Beispiel vorangehen und bei einem Hilfsprojekt im afrikanischen Staat Sudan mitanpacken. Hier beginnt seine Geschichte erst richtig.

 

Sein Lebenswerk wird es, die Waisenkinder zu beschützen

 

Einmal vor Ort bemerkt er die politischen Verhältnisse im Land, was zwischen Rebellen und Freiheitskämpfern passiert, und wer der Armeeführer Kony ist. Er kann nicht glauben, was ihm die Soldaten erzählen und will selbst sehen, was Rebellen bei Überfällen in der Nacht anrichten. Als er am nächsten Morgen vor einem abgebrannten Dorf steht und sieht, wie Kinder verzweifelt vor den Überresten ihrer Hütten und ihrer Eltern knien, ist er nicht mehr derselbe Mann wie vorher. Es wird zu seinem Lebenswerk, den Waisenkindern ein Zuhause zu geben und viel wichtiger, sie zu beschützen - koste es was es wolle.


Er errichtet Heime, zäunt sie grossräumig ein. Geht mitten in der Nacht und schwer bewaffnet mit Soldaten auf die Suche nach zurückgelassenen Kindern und sammelt sie ein. Von da an bekommt er von der einheimischen Bevölkerung den Spitznamen Machine Gun Preacher. Er ist oft Kritik ausgesetzt. Andere Hilfswerke im Land werfen ihm vor, man könne Gewalt nicht mit Gewalt bekämpfen. Seine Antwort darauf: Wenn ich ein Kind retten kann, ist es egal, wie ich das tue.



Gerard Butler überzeugt in der Rolle des unverwüstlichen Machine Gun Preacher, auch wenn er etwas zu hübsch und sanft im Vergleich mit dem echten Sam Childers wirkt.


Marc Forster hat es geschafft eine komplexe Lebensgeschichte mit etlichen Abschnitten in einen zweistündigen Film zu packen. Es kommt einem länger vor, fast, wie wenn man selbst in der Wüste des Sudans stehen und ihn beobachten würde. Ihn, den weissen Mann mit dem Maschinengewehr über der Schulter.


                Der echte Sam Childers (© Glenn Francis,

                www.PacificProDigital.com)

 

  • Machine Gun Preacher (USA 2011)
  • Regie: Marc Forster
  • Darsteller: Gerard Butler, Michelle Monaghan, Kathy Baker, Michael Shannon
  • Drehbuch: Jason Keller nach der Autobiografie von Sam Childers
  • Laufzeit: 129 Minuten
  • Kinostart: 14. Juni 2012

 

 

Bilder: Im Verleih von ASCOT ELITE

Kathrin Fink / So, 03. Jun 2012