Ein starkes Band zwischen Vater und Sohn

Kurzfilmkritik: Cognition
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©Thinkjam

Der Junge Abner geniesst entspannte Momente mit seinem Vater. Vom Planeten Vega aus blicken sie in den Himmel. Sie sinnieren über das All und über die Zukunft, spielen im Sand und geniessen eine wertvolle Zeit. Plötzlich werden sie von Fremden entführt. Genau von jener brutalen Macht, die der Vater unbedingt von Abner fernhalten wollte. Jahre später dient Abner als Special Agent für eben jene diktatorische Regierung, die ihn damals entführt hat. Deren Plan ist es noch immer, unschuldige Kinder als Rohstoff zu nutzen, weil ihr Geist rein sei. Sie werden also zu knallharten Kindersoldaten ausgebildet. Jahre später ist Abner Elitesoldat und bekommt die Mission, auf einem fremden Planeten Kinder von ihren Eltern zu trennen und sie in das Programm zu bringen, das er selbst durchlebt hat. Auf dem Flug gerät er in Unruhen und wird leicht verletzt. Dabei wird eine Art Implantat im Nacken beschädigt. Der Schaden am Implantat zeigt Auswirkungen auf sein Erinnerungsvermögen, auf das offensichtlich Einfluss genommen wurde. Plötzlich erinnert er sich zurück an jenen Moment auf Vega, an seinen Vater und dessen Sehnsüchte und was mit ihm passiert ist. Er lässt die Gedanken zu und erkennt, die Wahrheit. So sieht er sich mitten in der Mission an einem Wendepunkt.

 

Stoff, der für einen Spielfilm reichen würde

 

Mit 27 Minuten Spielzeit ist «Cognition» ein kurzes, aber umso spannenderes Vergnügen. Es scheint sogar, dass der Stoff locker für einen abendfüllenden Spielfilm reichen würde. Die Crux an Kurzfilmen ist bekanntlich, dass an manchen Stellen komprimiert werden muss. So entwickeln sich einige Geschehnisse in «Cognition» ziemlich zügig. Das schmälert aber den Film keineswegs, sondern zeigt eher das Potential der Story. Vielleicht bekommt Regiedebütant Ravi Ajit Chopra eines Tages die Gelegenheit dazu, die Geschichte als Spielfilm zu inszenieren. Sein Erstling hat jedenfalls schon für reichlich Aufsehen gesorgt, wurde mit Lob überschüttet, bekam einen Kinostart in UK, was bei Kurzfilmen nicht selbstverständlich ist, und scheint ernsthaft im Gespräch für einen Oscar in der Kategorie «Live Action Short» zu sein. Ein beeindruckender Einstand als Filmemacher für Chopra, der ebenfalls produziert und am Drehbuch entwickelt hat.

 

Trailer zu «Cognition»

 

Die Geschichte lebt von der fragilen Verbindung zwischen Vater (Andrew Scott, «Spectre», «His Dark Materials») und Sohn (Jeremy Irvine, «War Horse»). Die Liebe des Vaters wächst als Samen im Geist des Sohns und blüht im entscheidenden Moment trotz aller Widrigkeiten noch immer. Diese urmenschliche und philosophische Prämisse umweht den ganzen Film und wirkt trotzdem nie überspitzt oder klischiert – mehr noch, sie unterstreicht im filmkosmischen Universum den allmächtigen freien Willen. Dementsprechend ist «Cognition» ebenfalls ein Plädoyer gegen Unterdrückung, das in der aktuellen Zeit hoffentlich auf fruchtbaren Boden fällt.

 

Dreharbeiten in der Battersea Station

 

«Cognition» ist zudem ein Juwel für Film- und Musikfans. So findet sich mindestens eine kleine Verneigung vor «Star Wars» und ein Drehort dürfte Kenner von Pink Floyd hellhörig werden lassen. Ein Set des Film wurde rund um die Battersea Station geplant. Das rötliche Gebäude mit den vier weltbekannten, weissen Schornsteinen ziert das Cover des Pink Floyd-Klassikers «Animals». Die Dreharbeiten im ikonischen Bauwerk an der Themse waren die letzten, die innerhalb der Umbauarbeiten der ehemaligen Fabrik, die inzwischen unter Denkmalschutz steht, erlaubt wurden. Für die Aufnahmen unterstützen verschiedene Abteilungen der BBC das Team. So wurde für die eindrücklichen Luftbilder beispielweise der News-Helikopter eingesetzt. Dazu spielte das BBC-Konzertorchester die Partitur für den Soundtrack ein.


So bilden wie oft bei Filmen alle kleinen Mosaiksteinchen ein Gesamtbild, das sich sehen lassen kann. Das Team um Ravi Ajit Chopra hat mit viel Geschick ein Science Fiction-Drama mit philosophischem Touch geschaffen. Mal schauen, ob es für den Oscar reicht. Spannend bleibt zu sehen was Ravi Ajit Chopra in Zukunft noch so auf die Leinwand zaubert.

 

«Cognition» entwickelt als Science Fiction-Film, aber auch als Vater/Sohn-Drama eine packende Faszination.

 

  • Cognition
  • Regie: Ravi Ajit Chopra
  • Drehbuch: Ravi Ajit Chopra, Gavin McClenaghan
  • Besetzung: Andrew Scott, Jeremy Irvine, Lucy Russell, Wolf Kahler, Milo Panni, Georgia Sandle, Prince Gaius Osi, Damola Onadeko, Ramesh Lard, Ben Mansell
  • Laufzeit: 27 Minuten
  • «Cognition» ist in der Schweiz ab sofort bei iTunes ab 2.50 Fr. mietbar (Englisch mit deutschen Untertiteln).

 

Bäckstage Redaktion / Fr, 29. Jan 2021