Das Juwel von Kaschmir

Movie-Kritik: Valley of Saints
Bildquelle: 
Trigon-film.org

Gulzar, ein junger Bootsmann, hat sein ganzes bisheriges Leben in der indischen Provinz Kaschmir verbracht. Ein idyllischer Ort, wären da nicht die politischen Unruhen, welche diese Konfliktregion schon seit Jahren prägen. Die Möglichkeiten in Kaschmir sind stark begrenzt, der Dal-See ist Gulzars Arbeitsort und Heimat zugleich. Die wenigen Touristen bringen nicht viel Geld ein. Mit seinem Freund Afzal beschliesst er, in die Grossstadt Delhi zu reisen, um sich dort ein neues, besseres Leben aufzubauen. Doch der Plan scheitert als über ganz Kaschmir eine Ausgangsperre verhängt wird. Inmitten dieser aussichtslosen Situation entdeckt Gulzar die junge Forscherin Asifa, welche sich auf einem Hausboot eingerichtet hat, um den von Verschmutzung geplagten Dal-See zu untersuchen.

 

Die Forscherin Asifa auf dem Wasser.  

 

Es ist eine einfache und schöne Geschichte, die Regisseur Musa Syeed erzählt. Syeeds Eltern sind selbst aus Kaschmir geflohen, er ist in Amerika aufgewachsen. Als der Regisseur im erwachsenen Alter sein Heimatland zum ersten Mal besucht, ist er enttäuscht, denn vom Paradies wie es seine Eltern ihm beschrieben haben, ist nicht viel übrig geblieben. Der Dal-See, das Juwel von Kaschmir genannt, droht an Algen zu ersticken, Müll und Abwasser verschmutzen ihn. Während der Kolonialzeit, als der Hausbau im Tal untersagt war, siedelten sich die Briten in Hausbooten am See an. Es entstand eine einzigartige Wasserwelt mit schwimmenden Gärten, Lotusblüten und Inseldörfern. Doch die Anwesenheit des Menschen hat dem See über die Jahre hinweg stark zugesetzt.

 

Der junge Regisseur setzte sich intensiv mit den dort lebenden Bootsmännern und ihren Familien auseinander. Gulzar Ahmar Bhat, der eine Hauptrolle übernahm, ist einer dieser Bootsmänner. Er spielt Gulzar, also sich selbst. Afzal Sofi bekam die zweite Hauptrolle, obwohl er zunächst nur als Dolmetscher engagiert war. Neelofar Hamid, welche die Rolle der Asfia spielt, war die einzige professionelle Schauspielerin.

 

 Entwickelt sich zwischen Asifa und Gulzar etwas?

 

Während der Dreharbeiten brachen in Kaschmir die schlimmsten politischen Unruhen seit langem aus. Das Drehbuch wurde umgeschrieben und das Filmteam drastisch verkleinert, doch die Arbeit wurde fortgesetzt. So wurden die Demonstranten, das Tränengas, die Ausgangssperre und die Armeeblockaden Teil des Filmes.

 

Die besonderen Umstände, unter denen dieser Film entstand, die Einzigartigkeit und die Schönheit Kaschmirs sowie die Unverfälschtheit der Darsteller, machen den Film zu etwas ganz Besonderem. Musa Syeed hat es geschafft die Atmosphäre der Idylle und der gleichzeitigen Bedrohung in wunderschönen Bildern ins Kino zu transportieren. «Valley of Saints» ist ein sehr schlichter Film, der dem Zuschauer den Zugang zu einer ihm sonst verschlossenen Welt öffnet.

 

Das Zürcher Filmpodium zeigt «Valley of Saints» während zwei Wochen (ab dem 16.02.2014).

 

  • Valley of Saints (Indien 2012)
  • Regie & Drehbuch: Musa Syeed
  • Kamera: Yoni Brook
  • Produzent: Nicholas Bruckman
  • Darstellende: Gulzar Ahmad Bhat, Neelofar Hamid, Afzal Sofi und Haiji Salam Bhat
  • Dauer: 82min.
  • Sprache: Kashmiri/d
Charlotte Foxall / So, 16. Feb 2014