Ba Ba Bumblebee

Movie-Kritik: Bumblebee
Bildquelle: 
The Walt Disney Company (Switzerland) GmbH

Es wäre ein Leichtes, diesen Film vorzeitig als minderwertiges Fliessbandprodukt abzutun. Bereits fünf Abenteuer hat Michael Bay über die wandelbaren Maschinenwesen gedreht und die Franchise zuletzt mit «The Last Knight» durch irrwitzigen Bombast an die Wand gefahren. Wie reagierten wohl die Studiobosse, als sich ihre einst lukrative Serie im Sturzflug befand? Richtig; sie hängten noch einen Film hintendran. Das ist wahnsinnig. Und zwar wahnsinnig gut, denn «Bumblebee», der eigentlich als Prequel zu den Bayformers gedacht war, geriet unter die Ägide von Regisseur Travis Knight, der alle Motivation aufbrachte, den Ursprüngen der Transformers endlich gerecht zu werden. 

 

Alles begann 1984 mit jener Cartoon-Serie, die heute als «Generation One» geführt wird und eigens dazu gedacht war, aus Japan lizensierte Roboterspielzeuge in die Kinderzimmer der Welt zu bringen. Jede Animationsserie, die unter dem Label «Transformers» folgte – und das waren etliche – orientierte sich an deren Kernhandlung. Der Krieg zwischen den friedliebenden Autobots und den verräterischen Decepticons weitet sich auf die Erde aus. Daher macht Knight gleich in der Eröffnungsszene klar, worum es geht. Er präsentiert eine furiose Roboterschlacht, die sich elegant zwischen Computerspielintro und Live Action Film bewegt. Bereits hier wimmelt es nur so von Charakteren, deren Äusseres sich stark an G1 orientiert und auf deren Erscheinen die Fans seit 2007 sehnlichst gewartet haben. 

 

Mitten ins Fan-Herz gezielt – und getroffen

 

Bereits früh reduziert Knight die Anzahl Hauptfiguren für die restliche Laufzeit auf einen kleinen Kreis. Ungleich Bay, für den insbesondere die Decepticons nichts weiter als grossmäuliges Kanonenfutter waren, gewährt Knight den Transformers echte Persönlichkeiten. Fusssoldat Bumblebee erhält die Mission, auf der Erde ein Basislager für die verfolgten Autobots zu errichten, doch seine überlegenen Feinde beginnen ihn zu jagen, sobald er auf den blauen Planeten kracht. Dies sorgt von Beginn weg für Dringlichkeit. An seine Seite stellt sich bald Charlie Watson, die (natürlich) eine weibliche Hauptfigur ist, einen männlichen Vornamen trägt (weil alles andere reiner Sexismus wäre) und die (wie soll es im heutigen Kino auch anders sein) fast durchwegs getriggert ist. Hailee Steinfeld vollbringt es jedoch, ihrer Rolle echten Tiefgang einzuhauchen. Man bringt Verständnis für Charlie auf, weil sie den Verlust ihres Dads betrauert, lebt mit, wenn sie ihren Groll mutig überwindet und möchte am Schluss des Films wissen, wie es nun mit ihr weitergeht.   

 

Naiv versus kindisch

 

Knight, der selbst mit den G1-Spielzeugen aufwuchs, bediente sich souverän der Elemente, die Michael Bay in seinen Filmen etablierte, und veränderte sie teilweise nur minim, sodass sie im neuen Kontext funktionieren. Wo sein Vorgänger allzu oft ins Kindische abdriftete, versprüht «Bumblebee» jene Naivität, die schon die Cartoon-Serie ausmachte. Auch dringt der Einfluss von Papa Spielberg bei der Zeichnung von Bumblebee durch und verleiht dem Film stellenweise Qualitäten, wie man sie nur von Alien-Klassikern wie «E.T.» kennt. Disney hat gute Chancen, eine weitere Erfolgsgeschichte zu spinnen, wenn man auf diesem Film aufbaut und dafür das Prequel-Konzept verschrottet. Sollten sie jedoch in der Fortsetzung – Spielzeughersteller HASBRO zuliebe – dreissig weitere Figuren in die Handlung quetschen, wird sich auch diese Reihe schon sehr bald in der gleichen Müllpresse wie «The First Knight» wiederfinden.   

 

«Mit Witz, Herz und Seele drückt Travis Knight die Rückstelltaste. Er verbindet das Beste der Bayformers mit einem kleinen, frischen Ensemble, einem Minimum an Army-Fetischismus und den wahren Stärken der Robotersaga. Auch wenn die Übergänge manchmal hastig, die Achtziger-Referenzen übertrieben, Bumblebees Breakdance-Kampfstil etwas abgestumpft und einige Nebenrollen suboptimal besetzt sind; Hailee Steinfeld stemmt diesen weitgehend mit Feingefühl gemachten, optischen Leckerbissen mühelos.» 

  

  • Bumblebee (USA 2018)
  • Regie: Travis Knight
  • Darsteller: Hailee Steinfeld, John Cena, Peter Cullen, Angela Bassett
  • Laufzeit: 113 Minuten
  • 3D erhältlich: Ja
  • Kinostart: 20. Dezember 2018 

 

Mike Mateescu / Fr, 21. Dez 2018