Von Gitarrenzauber untermalte Scat-Kunst

CD-Kritik: Youn Sun Nah - Lento
Bildquelle: 
www.actmusic.com

Text von Yolanda Gil

 

Abwechslungsreiche elf Titel präsentiert die koreanische Jazzvokalistin Youn Sun Nah auf ihrem neusten Album «Lento»: Covers, wie die titelgebende Ballade nach Alexander Skrjabins, der Rock-Song «Hurt» von den Nine Inch Nails oder die legendäre Country-Nummer «Ghost Riders In The Sky» verzaubern ebenso wie Youn Sun Nahs Eigenkompositionen oder Ulf Wakenius‘ mitreissender «Momento Magico», der den Scat-Gesang seiner Musik-Partnerin wunderschön untermalt. Mit «Arirang» bringt uns Youn Sun Nah ein Stück Heimat nah – zart, beinahe zerbrechlich klingt das koreanische Volkslied und harmoniert dennoch mit den übrigen Songs. Begleitet wird die Sängerin erneut von Gitarrist Ulf Wakenius, Perkussionist Xavier Desandre- Navarre, Lars Danielsson an Bass und Cello und neuerdings auch von Vincent Peirani am Akkordeon. 

 

Jazz, grenzenlos und eigenwillig 

 

Der Jazz kennt keinen Grenzen – nach dieser Maxime hat die zierliche Koreanerin das Genre unter anderem am «Centre d’Information Musicales» in Paris, einer der ältesten Jazzschulen Europas, studiert. Man hört es ihrer Musik an – verspielt bis elegant klingen ihre Interpretationen verschiedenster Jazzklassiker, gekonnt vermischt sie Chanson, Rock, Folk oder Pop, um etwas Neues, Eigenwilliges hervorzubringen. Eigenwillig ist auch Youn Sun Nahs Gesang – mal sanft und zart, mal kräftig oder rauh, immer präzise in Tempo und Intonation – so singt sich diese aussergewöhnliche Stimme quer durch alle Genres und in die Herzen ihres Publikums. 

 

Der Durchbruch gelang Youn Sun Nah 2009 mit dem Album «Voyage», das sie mit Ulf Wakenius und Lars Danielsson aufnahm und das vom Münchner Jazzlabel ACT herausgebracht wurde. Im gleichen Jahr wurde die Arbeit der Sängerin vom französischen Kulturministerium mit dem «Chevalier des Arts et des Lettres» ausgezeichnet. Seither ist sie auf Erfolgskurs: Die anschliessende Welttournée, begleitet von Jazzgitarrist Ulf Wakenius, führte sie in über 50 Städte in 19 Ländern. Ihre gemeinsamen Auftritte fanden international grosse Beachtung, es folgten unzählige Preise und Auszeichnungen. Die musikalische Reise setze das Duo 2010 mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums «Same Girl» fort, das vom Publikum und von den Kritikern ebenfalls sehr gut aufgenommen wurde. Auf «Lento» eröffnet Youn Sun Nah ihren Zuhörern erneut facettenreiche Dimensionen des Jazz – ausdrucksstark, spannend, virtuos. 

 

Youn Sun Nah hat Bäckstage.ch im Rahmen des EWZ Unplugged ein Interview gegeben. 

 

 

Yolanda Gil / Mi, 10. Apr 2013