Premiere: The Arcs in Zürich

Konzertkritik: The Arcs im X-Tra
Bildquelle: 
© Richard Swift

Den gelungenen Auftakt in den sonntäglichen Konzertabend meisterte die Band Mariachi Flor de Toloache aus New York mit Bravour. Vor einem schweren blutroten Vorhang musizierte die «first and only established all female mariachi band» und stimmte die bereits zahlreich erschienenen Konzertbesucher authentisch in die mexikanische Folkmusik ein. Wer jetzt eine zu The Arcs passende, eher rockige Band erwartet hatte, kam wahrscheinlich nicht auf seine Kosten. Die Wahl der Vorband machte aber dennoch Sinn: die vierköpfige Truppe unterstützte eine knappe halbe Stunde später The Arcs als Backgroundmusikantinnen (so wie auch auf dem Debütalbum im Studio).

 

Nach einer kurzen Wartepause lüftete sich der Vorhang endlich und der Anblick von zwei kompletten Drum-Sets liess Grosses oder eher Lautes erahnen. Unter Jubel betrat die Band, bestehend aus Leon Michels (Keys), Richard Swift, Homer Steinweiss (beide Perkussion), und Nick Movshon (Bass) sowie Dan Auerbach (Gesang, Gitarre) die Bühne und legte sogleich mit «Stay In My Corner» los. Im Publikum wurde dies mit einen kollektiven «Hüfte-Schwingen» zum Beat begrüsst. Die Aufstellung der 9 (!) Musiker auf der Bühne konzentrierte sich um Sänger und Gitarrist Auerbach, was von einigen Stimmen im Publikum zwar erwartet wurde, aber trotzdem den Musiker zu sehr in den Mittelpunkt hebte. Rein musikalisch war es eher die ganze Band als Einheit, welche das Markenzeichen der «Arcs» ausmacht: Tremolo-lastige Gitarrenriffs, ein perkussiver Bass, wabernde Orgelklänge, betörende Frauenstimmen und ein sattes Fundament der Rhythmusfraktion ergaben zusammen ein psychedelisches Gemisch, das dennoch rockig und auf den Punkt daherkam. Die einzelnen Jam- beziehungsweise Soloeskapaden wurden trotzdem goutiert und auch frenetisch beklatscht.

Die elf Songs der Debütalbum «Yours, Dreamily» wurd mit diversen neuen Songs und auch Covers angereichert, um auf Konzertlänge zu kommen. Auf «Stay In My Corner» folgte «Bad Girl» und «Keep on Dreaming». Am Anfang war eine leichte untightness vorallem seitens der Rhythmussektion hörbar. Es sei ihnen verziehen, ist es doch das vierte Konzert der Band, seit dem Album-Release im September überhaupt.

 

Viertes Konzert der Tour und schon ziemlich gut eingespielt 

 

Anhand eines Beamers wurde während jedes Songs vom FOH-Mischpult aus diverse Visuals auf die Musiker und die dahinter aufgespannte Leinwand projiziert. Zum Teil wirkte dies eher ein wenig improvisiert, passend zu den Klängen auf der Bühne waren die Farben und Formen trotzdem. Man merkte offensichtlich, dass die Band die Tracks ein wenig anders umsetzt, was sich vor allem am Song «Pistol Made of Bones» äusserte: der erste Teil wurde nur spärlich mit Mariachi-Gitarre umgesetzt («guitarrón mexicano» genannt), was dramaturgisch äusserst sinnvoll erscheint.

 

Positiv anzumerken ist der Fakt, dass fast niemand im Publikum das Smartphone zückte, um Fotos oder Videos zu schiessen. Eher selten im heutigen Zeitalter anzutreffen, dafür umso willkommener. Dan Auerbach gab sich sehr dankbar und erzählte vom Bandausflug am Tag zuvor ins Niederdorf, wo kurzerhand zusammen der neue «James Bond»-Film angeschaut wurde.

 

«Outta My Mind» bekam erwartungshalber den grössten Applaus, erste Singleauskopplung und eingängiger Melodien sei dank. Anschliessend kehrten The Arcs für zwei Zugaben auf die Bühne zurück und schickten das Zürcher Publikum entspannt in die laue Sonntagnacht.

 

Bäckstage sprach mit Dan Auerbach und Leon Michels. Das Interview wird in den nächsten Tagen zu lesen sein.

 

Das Debüt von The Arcs war ein Genuss. Irgendwo zwischen Blues und psychedlischem Sound fühlt sich Dan Auerbach mit seiner neuen Band sehr wohl.

 

 

David Schaufelberger / Do, 12. Nov 2015