The End: Black Sabbath im Hallenstadion

Konzertkritik: Black Sabbath im Hallenstadion
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Das war es also: Black Sabbath machen Nägel mit Köpfen und hören nach über 50 Jahren auf, zusammen auf der Bühne Musik zu machen. Die letzte Tour, schlicht «The End» betitelt, legte einen Stopp im Zürcher Hallenstadion ein.

 

Aufgrund des wichtigen EM-Spiels Schweiz-Rumänien füllte sich die Halle erst kurz nach acht, als die Vorband Rival Sons bereits mit hartem Bluesrock loslegte. Der Stimmung in der Halle tat dies aber keinen Abbruch, denn die Band aus Long Beach, Kalifornien, hatte die Masse bereits ab dem ersten Akkord im Griff. Böse Zungen mögen behaupten, dass die Band in Sachen Tempo und Abwechslung den Hauptact des Abends übertraf. So oder so, eine perfekte Einstimmung waren sie, denn an mancher Stelle erinnerten die Riffs des Gitarreros von Rival Sons stark an die ihrer Vorbilder und Tony Iommi.

 

Als kurz vor neun die Lichter in der Halle erloschen, reckten sich gut und gerne 15‘000 Fäuste gen Himmel, um Ozzy Osbourne und Black Sabbath zu begrüssen. Wenn Ozzy zur schwarzen Messe ruft, kommen sie alle: Rocker, Familienpapis mit Kindern, Junggebliebene und auch ältere Herren und Damen und sogar Medien tummelten sich im Hallenstadion. Nicht umsonst, inspirierten Black Sabbath doch mit ihrem langsamen und fast schon doomigen Hardrock ab 1970 diverse Bands aller Musikstile und Breitengrade.

 

Tony Iommi mit Plastik-Kuppen 

 

Passend wurde das Set mit dem ersten Song des ersten Albums «Black Sabbath eingeläutet: anfangs ein wenig ungenau im Takt, aber extrem druckvoll, spielte die Band um Bassist Geezer Butler, Gitarrist Tony Iommi und Tour-Drummer Tony Clufetos (Original Schlagzeuger Bill Ward verliess die Band im Jahr 2012 aufgrund Vertragsdifferenzen, laut Ozzy aufgrund seiner Gesundheit). Auch Sänger Ozzy Osbourne klatschte munter in seine 67-jährigen Hände und sang über weite stellen authentisch und klar. Die gespielten Songs konzentrierten sich auf die ersten vier Alben von Black Sabbath (mit Ausnahme von «Dirty Women» vom «Technical Ecstasy»-Album), was bedeutete, dass die bekannten Songs wie «War Pigs», «Fairies Wear Boots«, «N.I.B.» oder «Iron Man» natürlich nicht fehlen durften.

 

Besonderer Höhepunkt des Abends war eindeutig «Children of the Grave», bei dem das Publikum zu einer Masse aus gereckten Fäusten verschmolz und Ozzy die Leute mehrmals aufforderte, «fucking crazy» zu gehen und aus einem Eimer Wasser in die vorderen Reihen schleuderte. Wenn man Tony Iommy so zuhörte, wäre man nie auf den Gedanken gekommen, dass nach einem Unfall, bei dem er die Fingerkuppen des Mittel- und Ringfingers einer Hand verloren hat, beinahe das Spielen der Gitarre aufgeben musste. Heute trägt er Plastikkuppen und ist noch immer brutal virtuos. 

 

Nach einer kurzen Pause kehrten die vier Rocker zurück, um den Abend mit dem Überhit «Paranoid» nach knapp 1 1/2h würdig abzuschliessen. Ozzy bedankte sich artig und schien glücklich, wenn auch klitschnass.

 

Black Sabbath gingen, wie sie vor Jahrzehnten gekommen sind: mit einem lauten Knall und viel Rauch - The End.

David Schaufelberger / Sa, 18. Jun 2016