Angry Cockroaches

Konzertkritik: Tito & Tarantula @Komplex Klub
Bildquelle: 
Bäckstage.ch / © Stéphane Kaeser

Das Konzert der vor allem durch die Szene mit der lasziv tanzenden Selma Hayek im Film «From Dusk Till Dawn» bekannt gewordenen Latino-Punk-Rock-Band TITO & TARANTULA, rund um Frontmann Tito Larriva, im Komplex Club scheint ziemlich ausverkauft. 

 

Zuerst aber die Vorband THE VIBES. Diese Jungs aus dem Aargau sehen nach Hardrock aus und so tönen sie auch. Die Band um die Brüder Mojo (Gesang, Gitarre) und Matlock (Gesang, Bass, Orgel, Mundharmonika) sowie dem Drummer Stuntman Jack kann sich als Supportact echt sehen lassen. Rotzig, rau aber doch auch recht melodisch bietet die Setlist eine Art Rundumschlag durch die drei bisher veröffentlichten Scheiben. Besonders «Bed Rebel» reißt mit und auch sonst ist schon ordentlich Bewegung in die Menge vor der Bühne gekommen. «Whiskey ´n Bones» zeichnet sich durch eingängigen Gesang und sich immer wieder zu Recht in den Vordergrund drängende Orgelparts aus. «Tesla» ist feurig und auch «Fatten The Cattle», der letzte Song ihres Sets, zündet bis zum Schluss.

 

Das Erscheinungsbild des Publikums, mit viel schwarzem Leder, Tattoos und langen Haaren, lässt erahnen, was uns dieser Abend bescheren wird: saftigen Rock’n’Roll, gut gewürzt mit reichlich mexican chilli con crazyness! Nach kurzer Umbaupause betritt Tito in gewohnt cooler Manier mit Sonnenbrille und Akustikgitarre die Bühne – er sieht aus wie eine Mischung aus Zucchero und Jack Nicholson. Wenn er lacht und mit dem Publikum schäkert, erkennt man den sensiblen Kern hinter seinem Pokerface – drum wohl auch stets die Sonnenbrille. Die Band trägt Schwarz, Tito ebenfalls, ein buntes Foulard um den Hals – richtig schön bohémien. 

 

 

Mit den beiden Stücken «Pistolero» und «When You Cry», welches er für den Film „Der Schrei des Schmetterlings“ schrieb, beginnt das Set zunächst akustisch und gemütlich. Die nächsten zehn Songs in voller Bandbesetzung sind ein bunter Mix aus all den bisher veröffentlichten Alben, wovon das erste Album «Tarantism» aus dem Jahre 1997 wohl das bekannteste ist, zumal es die Filmmusik zu «From Dusk Till Dawn» enthält. Die Musik ist einfach gestrickt, mit einem geraden Bass (Titos Tochter Lola) und einem Drum, das die Melodien zieht und stösst wie eine Dampflok, richtiger Punk-Rock halt. Auch die E-Gitarre beansprucht ab und zu die Aufmerksamkeit der Zuhörer, aber alles in allem ist dies kein Konzert virtuoser Solisten. Die Band will das Publikum kochen und tanzen sehen – das ist ihre Mission.  

 

Die Stimmung ist gut und die Temperatur steigt stetig, aber das Zürcher Publikum zeigt selbst hier seine typisch «weiblichen» Eigenschaften, nämlich seine recht lange Anlaufszeit, um warm und schliesslich heiss zu werden. Die Stimmung kippt somit erst – dafür aber wie auf Knopfdruck -  bei den fast zum Schluss ertönenden und lang ersehnten Klängen von «After Dark». Tito füllt die Bühne mit vor Erregung vibrierenden Mädels aus den ersten Reihen. Diese geniessen ihre Aufmerksamkeit, lassen sich von Titos Charme und Schalk einlullen und heizen das Publikum auf, welches erst jetzt richtig zu tanzen beginnt. Dann folgt noch «Strange Face of Love» und noch zwei grossartige Zugaben: «Don’t Throw Stones» und «Angry Cockroaches». Bevor die ersten Kreislaufbeschwerden einsetzen, ist das Konzert zu Ende. Bravo! 

 

Bilder: Bäckstage / @ Stéphane Kaeser

markusfreiwillis / Di, 05. Nov 2013