RIVAL KINGS: Eigentlich sind wir totale Pop-Schlampen

Interview mit RIVAL KINGS
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Promobild Rival Kings

Die Sonne scheint und das Bier läuft - auch im Café Zähringer im Zürcher Niederdorf. Dort traf Bäckstage Dominique Iten, den Drummer der Luzerner Indie-Rock-Band RIVAL KINGS, zum Interview. Wir haben mit ihm über die Anfänge der Band, die neue Single «25» und ihre Zukunft geredet.

 

Hallo Dominique! Du bist Drummer bei den RIVAL KINGS. Wie habt ihr eigentlich zueinander gefunden? 

Ein Teil von uns war damals bei Pure Sound Art. Als wir das Projekt dann beendet haben, wollten wir etwas Neues machen. Ein Teil von uns hat weiter Musik gemacht und ziemlich schnell ist dann unser Sänger Étienne dazugekommen. Dann haben wir uns noch einen Bassisten gesucht und wieder angefangen Musik zu machen. Aber wir hatten damals keine speziellen Ambitionen. Für uns war das Ganze mehr Just for fun. Einfach Rock-Musik machen und zusammen Spass haben. Das stand bei uns im Vordergrund.

 

Euer damaliger Bassist Fabio ist aber mittlerweile nicht mehr dabei.

Genau. Wir haben im letzten Jahr sehr viele Festivals und Konzerte gespielt. Das ist ziemlich taff und braucht unglaublich viel Zeit, wenn man quer durch die ganze Schweiz tourt. Darum hat sich Fabio vor der Openair-Saison im letzten Sommer dazu entschieden, die Band zu verlassen. Wir haben dann aber ziemlich schnell mit Sandro einen neuen Bassisten gefunden. Seine Feuertaufe hatte er dann damals mit uns am Gurtenfestival. (Lacht).

 

Wie seid ihr zu eurem Bandnamen RIVAL KINGS gekommen?

Einen Bandnamen zu finden ist einfach «pure fucking pain in the ass». Das ist einfach ein totaler Scheiss, einen Bandnamen zu finden, der sich geil anhört, geschrieben auch noch gut aussieht und den sich die Leute auch merken können. Und natürlich einen, den es noch nicht gibt. (Lacht). Wir haben dann mit Namen und Wörtern, die wir cool finden experimentiert und konnten uns ziemlich schnell auf «rival» einigen. Dann haben wir versucht rauszufinden, was dazu passen könnte. Rival Guns, Rival Kings … Wir haben uns dann auf RIVAL KINGS geeinigt, weil das auch am coolsten aussah und man den Bandnamen auch optisch schön umsetzten konnte. Auf Google haben wir unter RIVAL KINGS auch nichts gefunden, also war das perfekt.

 

 

Besonders schön war bei der Plattentaufe, von Leuten, die unsere Konzerte besucht haben und die wir gar nicht kennen, Komplimente zu bekommen. Wir hatten damals bei der Plattentaufe eine ausverkaufte Schüür in Luzern und haben vor 700 Leuten gespielt.

 

 

Wie würdest du eure Musik beschreiben?

An einem Konzert hat mal jemand zu uns gesagt, wir wären die härteren Kings Of Leon. Cooles Statement, aber eigentlich sind wir totale Pop-Schlampen. (Lacht). Wir geben das auch offen zu. Wir mögen Pop und wir mögen guten Rock. Wenn uns Leute nach unserer Musikrichtung fragen, sagen wir eigentlich immer Indie-Rock. Melancholisch gefärbter Indie-Rock trifft es ganz gut.

 

Letztes Jahr habt ihr euer Debütalbum «Citizens» veröffentlicht. Wie war die Resonanz?

Extrem gut. Die Platte hatten wir einfach so mal aufgenommen und uns dafür zwei Wochen in einem Pfadi-Haus in Biel verschanzt. Das Ganze hat erst mit ein paar Liedern begonnen und irgendwie ist dann eine ganze CD daraus geworden. (Lacht). Die Resonanz war wirklich extrem gut, sowohl von der Presse als auch von den Leuten um uns herum. Viele hören die CD nicht nur, weil sie uns kennen, sondern auch weil sie unsere Musik gut finden. Besonders schön war es aber auch, von Leuten, die unsere Konzerte besucht haben und die wir gar nicht kennen, Komplimente zu bekommen. Wir hatten damals bei der Plattentaufe eine ausverkaufte Schüür in Luzern und haben vor 700 Leuten gespielt. Und das waren nicht alles unsere Kollegen. (Lacht).

 

Wie war das damals in der Schüür?

Es war stockdunkel, als wir die Bühne betraten. Wir sind damals extra nicht vor der Show raus. Wir waren so nervös und wären sonst glaube ich gestorben (lacht). Als wir dann raus sind, plötzlich das Licht anging und wir gesehen haben, dass die Schüür zum Bersten voll war, mussten wir erst mal lachen. Das war einfach so verrückt.

 

Um was geht es auf «Citizens»?

Wir behandeln Themen, die Menschen in unserem Alter beschäftigen: «Wer bin ich und wo will ich hin?» Man hat seine Lehre oder sein Studium abgeschlossen und in der Arbeitswelt langsam Fuss gefasst und versucht sich dann in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft zurechtzufinden. Das ist ja meistens alles nicht so einfach.

 

Hast du einen Lieblingssong auf «Citizens»?

Nein, nicht wirklich. Das wechselt immer wieder. Wir haben Songs, die live extrem cool zu spielen sind, aber nicht unbedingt wegen dem Song, sondern wegen der Reaktion des Publikums. «Echos» live zu spielen ist immer wieder ein Highlight, weil die Leute den Song kennen und dann alle mitsingen. Aber auch «From A Distance» ist live genial zum Spielen, weil wir da etwas Prog-Rock machen und den Höhepunkt so rauszögern können, indem wir immer lauter werden.

 

Habt ihr eine Rollenverteilung in der Band, was das Songwriting angeht?

Gar nicht. Wir haben schon gewisse Leute, die mehr schreiben, aber eigentlich sind wir alle daran beteiligt. Meistens kommt jemand mit einer Idee und dann arbeiten wir daran. Ziemlich klar ist aber die Rollenverteilung, wenn es um die Songtexte geht, die schreibt in der Regel Étienne. Bis auf zwei hat er alle Lyrics auf «Citizen» geschrieben. Die anderen beiden habe ich geschrieben. Das macht aber auch Sinn, dass der Sänger seine Texte selber schreibt. Nur so können sie auch wirklich authentisch sein.

 

Eure neue Single «25» kommt am 8. Mai raus. Für «Citizens» habt ihr euch im Pfadi-Haus in Biel verschanzt. Wo habt ihr eure neue Single aufgenommen?

«25» haben wir in unserem eigenen Studio aufgenommen. Wir müssen dafür nicht extra nach L.A. oder London fliegen. Und man muss auch nicht tausende von Franken zahlen, um einen Song aufzunehmen, sondern kann dass einfach in Eigenregie machen. Wir haben selber genügend Erfahrung und auch super Leute, mit denen wir von Anfang an zusammenarbeiten und so auch eine gewisse Qualität gewährleisten können. Zudem sind wir, wenn wir in unserem eigenen Studio arbeiten, auch nicht so unter Druck. Und wir können jeder Zeit ins Studio gehen und an unseren Songs feilen.

 

Um was geht es in «25»?

Auf «25» geht es nicht mehr um das Wo, sondern um das Wer. Der Gedanke «Wer bin ich und was will ich?» steht im Zentrum. Das Ganze kommt aus der Sicht unseres Sängers, der jetzt 25 ist. «Ich gehe immer jedes Wochenende mit den gleichen Leuten Party machen. Sehe immer die gleichen Gesichter. Würde zwar gerne etwas aus meinem Leben machen, aber schlussendlich schiesse ich mich trotzdem jedes Wochenende aufs Neue wieder ab. Meine Beziehungen, die ich aufbauen will, funktionieren auch nicht wirklich. Eigentlich lüge ich mir immer wieder selber etwas vor und lass mich von den Verlockungen verleiten, mich doch immer wieder abzuschiessen, um nur für eine Nacht wieder alles zu vergessen.» Das scheint ein Problem unserer Generation, der Generation Y, zu sein. Eigentlich haben wir alle Möglichkeiten, aber trauen uns nicht, zu entscheiden, weil wir Angst vor einem Commitment haben.

 

Kündigt «25» das nächste Album von RIVAL KINGS an?

Mit «25» verfolgen wir eigentlich zwei Absichten. Wir wollen einfach zeigen, dass wir noch da sind, uns aber auch weiterentwickelt haben. «25» ist extrem poppig. Da kommen Einflüsse aus den 80er-Jahren und aus dem Synthie-Bereich zusammen. Wir sind aber auch immer wieder im Studio und arbeiten an neuen Songs. Im Juli werden wir uns für einen ganzen Monat im Studio verkriechen, um das neue Album aufzunehmen.

 

Habt ihr schon einen Namen für das nächste Album?

Nein, bis jetzt noch nicht. Wir haben zwar Vorstellungen und Ideen, aber definitiv wird das erst sein, wenn wir mit den Aufnahmen, allen Videos, dem Artwork und dem Design fertig sind.

 

Wann spielt ihr euer nächstes Konzert?

Bis jetzt ist nichts geplant. Eigentlich wollten wir unser zweites Album schon in diesem Jahr rausbringen. Wir haben auch letztes Jahr, als wir an den Festivals gespielt haben, immer wieder versucht zwischendurch an neuen Songs zu arbeiten, aber wenn man jedes Wochenende an einem anderen Festival spielt, dann geht das nicht ganz auf. Darum werden wir diesen Sommer auch keine Konzerte spielen, damit wir uns voll auf unser neues Album konzentrieren können.

 

An welchem Festival würdest du unbedingt gern mal noch spielen?

Die Festivals, an denen jeder Musik mal gespielt haben möchte, sind definitiv das Glastonbury und das Coachella – einfach weil es geil ist! (Lacht). In der Schweiz würde ich gerne mal noch am St. Gallen Openair auf der grossen Bühne spielen.

 

Warum das St. Gallen Openair?

Das hat einfach einen gewissen Reiz, weil wir an dem Festival bisher noch nicht gespielt haben. (Lacht). Als kleine Schweizer Band auf einer der grossen Festival-Bühnen zu spielen, das wär schon geil.

 

 

Zwei Sachen. Also erstens: Als Musiker hat man keinen Anspruch auf Erfolg. Das begreifen viele Musiker einfach nicht. Und zweitens: Ich finde, Bob Dylan wird masslos überschätzt.

 

 

Habt ihr ein bestimmtes Ritual, bevor ihr auf die Bühne geht?

Ja, schon. Das klassische Zusammenstehen im Kreis und sich in den Arm nehmen und dann laut «Rockmusik» schreien. Eine Zeit lang haben wir immer «Penis» geschrien. Wir haben dann aber gemerkt, dass es um uns herum immer jede Menge verwirrter Blicke gab und darum haben wir uns dann auf «Rockmusik» geeinigt.

 

Welches ist zurzeit dein absoluter «Frühlings-Happy-Feel-Good-Song»?

Ich steh total auf melancholische Musik. Ich bin ein grosser Fan von The National und War On Drugs. Eine meiner Lieblingsbands sind Depeche Mode. Also «happy» ist schwierig. Aber es gibt einen Song, den ich für mich entdeckt habe und der mich immer wieder total wegflasht: Bee Caves mit «Running Home To You». Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, habe ich echt Gänsehaut bekommen und dann zwei, drei Tage lang nur noch den Song gehört, weil er einfach eine unglaublich tolle positive Melancholie hat.

 

Wenn du nicht gerade selbst Musik machst, was machst du dann?

Arbeiten. Viel arbeiten (lacht). Ich bin auch oft mit anderen Bands im Studio und begleite Produktionen. Aber die meiste Zeit verbringe ich schon mit den RIVAL KINGS. Momentan laufen zudem noch zwei, drei kleinere Nebenprojekte. Eigentlich gibt es momentan für mich nur das Musikmachen und Arbeiten. Wenn ich dann doch mal etwas Zeit habe, treffe ich mich mit Freunden bei schönem Wetter auf ein paar Bier zum Grillen.

 

Ohne was gehst du nie aus dem Haus?

Ich geh nie ohne meinen Weekender weg. In meiner Tasche hab ich immer das Nötigste dabei. Grauenhaft. Das ist so richtig tussihaft. Aber ich bin immer vorbereitet (lacht). Zahnbürste, Zahnpasta, frische Unterwäsche, Deo und Parfüm. Ähm. Einen Apfel, meine Kopfhörer und meinen Laptop.

 

Hast du das jetzt auch alles dabei?

Ja, immer (lacht). Glaub mir, ich rede aus Erfahrung. Du musst auf alles vorbereitet sein. Im Sommer hab ich dann immer noch ein zweites T-Shirt dabei.

 

Was wolltest du schon immer einmal gesagt haben?

Zwei Sachen. Also erstens: Als Musiker hat man keinen Anspruch auf Erfolg. Das begreifen viele Musiker einfach nicht. Und zweitens: Ich finde, Bob Dylan wird masslos überschätzt.

 

RIVAL KINGS - «25»

 

  • Die Single «25» erscheint am 8. Mai 2015. 
  • Mehr zu den RIVAL KINGS gibt es auf der Bandwebsite
Dominique Rais / Mi, 06. Mai 2015